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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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einen Vorbau erhalten hatte. Der König der Atrebates strebte offensichtlich nach einem höheren Lebensstandard. Wenn man bedachte, wie viele der britischen Adligen Jahre des Exils in bequemen römischen Wohnhäusern verbracht hatten, war das auch nicht verwunderlich.
    Jemand trat aus der eindrucksvollen Eingangshalle, ein junger Mann, vermutlich Anfang zwanzig. Er hatte das hellbraune Haar zurückgebunden, war breitschultrig und hoch gewachsen – mehr als eine Handbreit größer als Vespasian. Er trug eine kurze Tunika über karierten Beinkleidern und weichen Lederstiefeln, ein Kompromiss aus römischem und eingeborenem Kleidungsstil.
    Der junge Mann nahm Vespasian mit einem ungezwungenen, freundschaftlichen Lächeln beim Arm. »Sei gegrüßt, Legat.« Sein Latein hatte einen ganz leichten Akzent.
    »Kenne ich dich? Ich kann mich nicht erinnern …«
    »Wir sind einander noch nicht vorgestellt worden, Herr. Ich heiße Tincommius. Ich befand mich im Gefolge meines Onkels, als ich dir zur Begrüßung entgegenritt … beim Eintreffen deiner Legion zu Beginn des Frühjahrs.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Vespasian mit einem Nicken, obgleich er sich nicht im Geringsten an den Mann erinnerte. »Im Gefolge deines Onkels?«
    »Verica«, erklärte Tincommius mit bescheidenem Lächeln. »Unser König.«
    Vespasian betrachtete den Mann noch einmal genauer. »Du sprichst ein recht gutes Latein.«
    »Ich habe einen großen Teil meiner Jugend in Gallien verbracht, Herr. Ich zerstritt mich mit meinem Vater, als er den Catuvellauni Bündnistreue gelobte. Daher verließ ich die Insel und ging zu meinem Onkel ins Exil … Wenn es dir recht ist, deine Leibwache hier zurückzulassen, könnte ich dich direkt zum König führen.«
    Vespasian befahl seinen Leuten, auf ihn zu warten, und folgte Tincommius durch die hohen Eichentüren. Sie traten in einen eindrucksvollen Saal mit einem hohen, gewölbten Strohdach, das von riesigen Balken gestützt wurde. Tincommius bemerkte, dass Vespasian beeindruckt war.
    »Der König hat in seiner Zeit im Exil eine gewisse Vorliebe für die römische Architektur entwickelt. Dieser Bau ist erst vor einem Monat fertig geworden.«
    »Es ist gewiss ein Gebäude, das eines Königs würdig ist«, antwortete Vespasian höflich und folgte Tincommius in die Mitte des Saals.
    Tincommius wandte sich nach rechts, sich achtungsvoll verneigend, und Vespasian folgte seinem Vorbild. Verica saß allein auf einem Herrschaftspodium. Auf einem kleinen Tisch in Reichweite waren Teller und Schüsseln mit erlesenen Speisen gedeckt. Ein elegantes, eisernes Kohlebecken, in dem gerade ein Stoß Scheite zischend und knackend von der Glut erfasst wurde, stand neben Verica auf dem Boden. Der König winkte die beiden heran, und Vespasian trat mit seinen genagelten, laut hallenden Stiefeln auf den König der Atrebates zu. Obgleich Verica fast siebzig war, die Haut runzlig und das lange Haar grau, leuchteten seine Augen hell. Er war hoch gewachsen und hager und machte immer noch einen so gebieterischen Eindruck, dass man sah, was für eine Achtung gebietende Gestalt er im Zenit seiner Macht gewesen sein musste.
    Verica aß das kleine Gebäckstück in seiner Hand langsam auf und wischte dann die Krümel auf den Boden. Mit einem Räuspern machte er seine Kehle frei.
    »Ich habe dich rufen lassen, um mit dir über die heutigen Vorfälle zu sprechen, Legat.«
    »Das hatte ich mir gedacht, Herr.«
    »Du musst diesen feindlichen Überfällen ins Territorium der Atrebates ein Ende setzen. Das darf keinen Tag länger so weitergehen! Nicht nur deine Nachschubkolonnen werden angegriffen, der Feind hat auch mein Volk von seinen Höfen vertrieben.«
    »Das verstehe ich, Herr.«
    »Mitgefühl füllt keinem den Magen, Legat. Warum können wir nicht einen Teil der Vorräte aus deinem Nachschublager bekommen? Ihr habt massenhaft Nahrungsmittel gelagert, und trotzdem weigerte euer Zenturio Veranius sich, uns irgendwelche Vorräte zu überlassen.«
    »Das geschah auf meinen Befehl. Möglicherweise braucht meine Legion alles, was sich im Lager befindet.«
    »Alles? Es muss viel mehr da sein, als ihr jemals verbrauchen könnt. Mein Volk aber leidet hier und jetzt Hunger.«
    »Ich hege keinen Zweifel, dass der Feldzug noch lange dauern wird, Herr«, entgegnete Vespasian. »Und ich hege keinen Zweifel, dass wir bis zum Ende des diesjährigen Feldzugs noch weitere Vorräte an die Durotriges verlieren werden. Außerdem muss ich natürlich schon die Vorräte

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