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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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unmöglich. «
    »Warum?«
    »Caratacus würde unsere Neutralität vielleicht respektieren, weil sie ihn nichts kosten, dem römischen Feldzug aber schaden würde. Rom dagegen würde unsere Neutralität niemals dulden, da die Hauptnachschublinien der Legionen durch unser Gebiet laufen. Daher müssen wir uns für eine der Seiten entscheiden, Majestät.«
    Verica nickte. »Und wir haben uns entschieden. Die Frage, meine Herren, lautet nun, haben wir uns für die richtige Seite entschieden? Wird Rom diesen Krieg gewinnen?«
    Die Adligen überlegten einen Moment lang, dann stemmte Mendacus die Ellbogen auf den Tisch und räusperte sich. »Majestät, du weißt, dass ich die Legionen habe kämpfen sehen. Ich war letzten Sommer am Mead Way bei ihrem vernichtenden Sieg über Caratacus dabei. Sie sind unbesiegbar.«
    Verica lächelte. Mendacus war tatsächlich dabei gewesen – und hatte, wie einige der anderen im Raum, an Caratacus’ Seite gekämpft. Auch Verica war dort gewesen, allerdings auf der anderen Seite des Flusses, zusammen mit Tincommius. Doch all das war nun Vergangenheit. Nach seiner Reinthronisation hatte Verica auf Befehl von Narcissus Milde walten lassen und die adligen Rebellen wieder am Hof aufgenommen. Er hatte seine Zweifel, ob diese Entscheidung damals klug war, doch Narcissus war eisern geblieben. Der kaiserliche Sekretär hatte die römische Großherzigkeit demonstrativ unter Beweis stellen wollen. Also hatte Verica den Adligen ihre Ländereien zurückgegeben und ihnen verziehen. Er blickte in die Runde und sah dann wieder Mendacus an.
    »Unbesiegbar, sagst du?«
    »Keiner ist unbesiegbar!«, schnaubte Artax verächtlich. »Nicht einmal deine Römer.«
    »›Deine Römer‹«, wiederholte Mendacus mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen. »Nachdem du kürzlich unter zwei römischen Zenturionen gedient hast, dachte ich eigentlich, du würdest dich ihnen zugehöriger fühlen.«
    »Was willst du damit sagen, alter Mann? Was wirfst du mir vor? Ich diene König Verica und keinem anderen. Willst du etwa etwas anderes behaupten?«
    »Ich hatte mich nur gefragt, wie erfolgreich deine Ausbildung war«, hakte Mendacus geschickt nach. »Wie weit du … romanisiert worden bist.«
    Artax ließ die Faust so heftig auf den Tisch krachen, dass einige Trinkbecher umkippten. »Nach draußen! Wir gehen auf der Stelle nach draußen, du alter Schurke! Du und ich. Das werden wir bald geklärt haben.«
    »Friede! Meine Herren, bitte … bitte«, griff Verica müde ein. Die Spaltungen zwischen den atrebatischen Edelleuten hatten sich wegen der Ereignisse der letzten Jahre hoffnungslos verkompliziert, und es führte zu nichts, sich gegenseitig anzuschwärzen. Mehr denn je war nun ein tief schürfendes, zielgerichtetes Denken erforderlich. Verica starrte Artax wütend an, bis dieser den Blick senkte und sich mit verdrossener Miene auf seinen Platz zurückfallen ließ. Erst dann fuhr Verica fort.
    »Der Sinn unserer Versammlung besteht darin, eine Möglichkeit zu finden, wie unser Volk in Frieden leben kann, oder zumindest in so viel Frieden wie möglich. Ich weiß, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen uns gibt. Macht euch von erlittenen Ungerechtigkeiten und alten Streitigkeiten frei. Konzentriert euch auf die gegenwärtige Situation. Wenn ich einmal zusammenfassen darf:
    Derzeit dienen wir Rom, und Rom scheint den Kampf zu gewinnen. Doch, wie Artax schon andeutete, bedeutet das nicht, dass Rom letzten Endes auch wirklich Sieger bleiben wird. Die Römer wurden in der Vergangenheit schon besiegt, und man wird sie zweifellos auch in Zukunft besiegen. Was würde es für uns bedeuten, wenn Caratacus die Legionen schlüge? Ich bezweifle, dass wir von den Catuvellauni viel Gnade erwarten könnten. Doch wenn es irgendwann so aussieht, als würden die Römer besiegt oder zum Rückzug gezwungen, könnten wir unser Bündnis mit ihnen lösen und uns Caratacus anschließen. Dann wären wir in einer perfekten Position, um den Römern einen tödlichen Dolchstoß in den Rücken zu versetzen. Bei der Aufteilung der Beute unter den Stämmen hätten wir damit eine günstige Ausgangslage. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass wir die Seiten wechseln und die Römer dann doch noch den Krieg gewinnen. In diesem Fall wäre es aus mit uns und unserem Volk. Rom würde kein Mitleid kennen, da bin ich mir sicher.« Verica senkte die Stimme, um seinen letzten Worten Nachdruck zu verleihen. »Wir alle würden zur Strecke gebracht und

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