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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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wider. Als Caratacus vor einigen Jahren Calleva angegriffen hatte, war Verica geflohen, um sein Leben zu retten. Wie ein Feigling war er in der Nacht davongelaufen und hatte die Römer um Schutz angefleht. Diese hatten erkannt, dass ihnen der alte Mann vielleicht noch nützlich werden würde, und hatten ihn wohlwollend bei sich aufgenommen. Doch eine solche Gastfreundschaft hatte ihren Preis. Zum gegebenen Zeitpunkt wurde die Gegenleistung eingefordert, und Narcissus hatte ihm eindeutig klargemacht, dass Rom als Preis für die Rückeroberung seines Throns ewigen Gehorsam verlangte. Nicht mehr und nicht weniger. Verica hatte bereitwillig zugestimmt, wie es ihm selbst und Narcissus von vornherein klar gewesen war. Bei der Landung der Legionen in Britannien war Verica folglich dabei gewesen. Man hatte ihm sein Königreich auf einer römischen Schwertspitze zurückgereicht, und die vielen, die an ihren catuvellaunischen Oberherren festhielten, waren ins Exil geflüchtet oder im Kampf gefallen.
    Die meisten der Männer, die jetzt um den Tisch versammelt waren, hatten rasch verstanden, wie nutzlos es war, der eisernen Macht der Legionen Widerstand zu leisten. Als der ehemalige König von vier römischen Kohorten durch das Tor und die verwinkelten Gassen Callevas in die königliche Umfriedung geleitet worden war, waren sie ihm entgegengegangen, um ihn willkommen zu heißen. Doch kaum ein Jahr zuvor hatten sie Verica als schwache und feige Marionette Roms verurteilt. Inzwischen hatten sie Stolz und Prinzipien heruntergeschluckt und waren ebenfalls Marionetten. Was sie genau wussten.
    Verica lehnte sich zurück und fuhr fort: »Diese Männer, die wir Verräter nennen, handeln aus persönlicher Überzeugung. Sie haben ein Ideal – etwas, das, wie ich hinzufügen könnte, heute Abend an diesem Tisch nicht sehr häufig vertreten ist …« Verica forderte jeden der Männer heraus, ihm in die Augen zu sehen und ihm zu widersprechen. Doch nur Artax begegnete dem herausfordernden Glanz in den Augen des Königs. Verica nickte ihm ein Lob zu und fuhr fort: »Diese Männer glauben an ein Band, das die Kelten über alle Stammesgrenzen hinweg verbindet. Sie glauben an eine größere Treue als nur den blinden Glauben an ihren König. «
    Cadminius schüttelte den Kopf: »Welche Treue könnte denn wichtiger sein?«
    »Treue gegenüber der Rasse, der Kultur und dem Blut, dem wir entstammen. Ist das nicht eine Treue, für die es zu kämpfen lohnt? Und auch zu sterben? Nun …?«, schloss Verica seine Rede gelassen.
    In der Rhetorik des alten Königs lag etwas Bezwingendes, das einige der Männer am Tisch tief berührte. Einige waren sogar kühn genug, zustimmend zu nicken. Doch Tincommius sah seinen Onkel mit einem berechnenden Blick an.
    »Worauf willst du hinaus, Majestät?«
    »Was denkst du? Will ich überhaupt auf etwas hinaus? Ich möchte euch nur erklären, warum einige Mitglieder unseres Stammes sich dafür entschieden haben, uns den Rücken zu kehren, ihre Familien im Stich zu lassen und für Caratacus zu kämpfen. Wir müssen zu verstehen versuchen, was sie dazu treibt, wenn wir verhindern wollen, dass solche Gedanken sich weiter ausbreiten.«
    »Müssen wir auch unser Bündnis mit Rom neu überdenken? «, fragte Tincommius leise.
    Rundum reagierte man mit einem bestürzten Aufkeuchen auf diese erstaunlich freimütige Frage. König Verica sah Tincommius an und langsam verzogen seine Lippen sich zu einem Lächeln.
    »Warum denn?«, fragte Verica seinen Stammesgenossen. »Warum sollte ich das überdenken wollen?«
    »Ich sagte nicht, dass du das willst, sondern nur, dass wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen müssen, die sich uns bieten. Das ist alles …«
    Tincommius brach ab, als er merkte, dass alle anderen ihn anstarrten.
    »Nun denn, befassen wir uns mit der Frage«, meinte Verica mit gleichmütiger Stimme. »Welche Möglichkeiten bieten sich uns überhaupt? Ich würde es zu schätzen wissen, wenn jeder seine Meinung offen ausspricht. Wir müssen alle denkbaren Standpunkte gründlich durchleuchten, selbst wenn wir uns am Ende des Abends anders entscheiden. Nun, Tincommius, welche Möglichkeiten gibt es, deiner … bescheidenen Meinung nach?«
    Der junge Mann merkte, dass der König ihn hereingelegt hatte, und versuchte, sich seine Verärgerung nicht anmerken zu lassen, als er nach einer kurzen Denkpause antwortete.
    »Majestät, ganz offensichtlich ist die grundlegende Wahl die zwischen Caratacus und Rom. Neutralität ist

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