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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Nur gut, dass Macro, Cato selbst, Cadminius und Tincommius ebenfalls in der Nähe waren, und Cato fasste den Entschluss, während der ganzen Jagd in der Nähe des Königs zu bleiben.
    »Cato!«, rief Macro aus zwanzig Schritt Entfernung. Er zeigte zum Wald hinüber: »Horch!«
    Cato lauschte mit schief gelegtem Kopf. Zunächst hörte er nur das stete Prasseln des Regens auf dem Blätterdach. Dann aber ertönte, ganz leise in der Ferne, der lang gezogene Ruf eines Jagdhorns. Bei seinem Klang blickten auch die anderen Männer auf, griffen nach ihren Speeren und machten sich bereit. König Verica sah sich um und nickte dem Hauptmann seiner Wache zu. Da führte Cadminius sein Jagdhorn an die Lippen, holte tief Luft und blies einen einzigen, mächtigen Ton. Die Reiter drangen in einer lang gezogenen Kette in den Wald ein und verschwanden aus der Sicht der königlichen Leibwache und der Gruppe von Sklaven, die Kästen voll frischer Speere für die Jagdgesellschaft mitführten.
    Unter dem dichten Blätterdach war es noch düsterer als draußen und Cato musste blinzeln, um deutlich zu sehen. Zu seiner Linken ritt Macro durch ein Gewirr aus hohem Farn und jungen Bäumen, zu seiner Rechten Tincommius. Der König, der neben Tincommius ritt, war schon nicht mehr zu erkennen. Artax ritt auf der anderen Seite des Königs. Bald hatte das dichte Unterholz die Jäger getrennt. Cato hörte die anderen noch deutlich: das Knacken von Zweigen und gelegentlich einen Fluch, wenn einer der Jäger in ein Dickicht geriet.
    Die Jagdhörner der entgegenkommenden Treiber klangen inzwischen schon viel deutlicher, und nun drang auch aus der Ferne ihr Rufen heran. Irgendwo zwischen ihm und den Treibern steckte die Beute. Vielleicht nicht nur Wildschweine, sondern auch Hirsche oder sogar Wölfe, alle aufgeschreckt vom ungewohnten Lärmen der Treiber. Doch die größte Angst empfand Cato vor den Keilern. Außer bei Vericas Festmahl hatte er diese Tiere nur im Zirkus von Rom erlebt. Die riesigen, aus Sardinien importierten Bestien hatten braune Borsten und lange Schnauzen gehabt, aus denen lange, spitze Hauer ragten. Die Hauer waren keineswegs ihre einzige Waffe. Mit ihrem rasiermesserscharfen Gebiss hatten die Keiler damals in der Arena kurzen Prozess mit den verurteilten Gefangenen gemacht. Cato hatte gesehen, wie ein Keiler sich in den Arm einer Frau verbiss und den riesigen Kopf so lange schüttelte, bis der Arm abriss. Bei dieser lebhaften Erinnerung überlief ihn ein Schauer und er betete zur Göttin Diana, dass die britischen Keiler keinerlei Ähnlichkeit mit ihren grässlichen sardischen Verwandten hatten.
    Plötzlich vernahm Cato vor sich ein Geraschel, zügelte sein Pferd und zielte mit dem Speer in Richtung der Geräuschquelle. Gleich darauf ließen wogende Farnwedel erkennen, dass von dort ein Tier herankam, und Cato spannte alle Muskeln an und hielt den Speer fest gepackt. Zwischen den Farnwedeln stürzte jedoch nur ein Fuchs heraus und stoppte ab, sobald er das Pferd erblickte. Er duckte sich, verharrte einen Moment und starrte Cato an. Dann war er verschwunden, bevor Cato auch nur überlegen konnte, ob er einen Speerstoß wert war. Er lachte erleichtert auf und spornte sein Pferd an. Weiter links in der Jägerkette hörte man aufgeregte Rufe, gefolgt von Gebrüll, dem schrillen Wiehern eines Pferdes und dem wilden, wütenden Quieken eines verletzten Keilers.
    »Cato!«, rief Macro laut. »Hörst du das?«
    »Ja! Klingt so, als hätte da einer Glück gehabt.«
    Er hatte den Kopf noch zu Macro gewendet, als die Bestie aus der Deckung herausbrach. Daher hörte er sie, bevor er sie sah, und riss sein Pferd instinktiv zurück. Vom plötzlichen Auftauchen des Tiers erschreckt, reagierte das Pferd zu heftig auf den Zügel und scheute. Cato warf sich nach vorn, um nicht hinunterzufallen, und der Keiler griff das Pferd an, rannte zwischen seine Hinterbeine und rammte es von unten in den Leib. Das Tier stieß ein schreckliches Schmerzgewieher aus, taumelte zurück und stürzte auf die Seite. Cato sah, wie ihm der Boden entgegenkam, und hatte gerade noch Zeit, aus dem Sattel zu springen. Er krachte zu Boden und die Luft fuhr ihm mit einem schmerzhaften Aufkeuchen aus der Lunge. Neben ihm wühlte das Pferd mit den Hufen den Boden auf, während der Keiler es mit einem wütenden Grunzen erneut angriff und dabei mit seinen kurzen, stämmigen Beinen das tote Laub aufwirbelte. Cato kam mühsam und nach Luft schnappend auf die Beine und suchte

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