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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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auf den Schaft eines Jagdspeers. Anders als die Kriegsspeere der Legionäre hatte diese Waffe eine breite Spitze mit bösartigen Widerhaken, die beim Herausreißen tiefe Wunden hinterließen. Dieser Speer war zwar zum Werfen geeignet, aber aufgrund des schweren Schafts nicht weit zu schleudern. Für Catos Geschmack war die Reichweite zu kurz.
    »Hast du schon einmal Keiler gejagt?«, fragte Macro, der mit dem Schlimmsten rechnete.
    »Näher als gestern Abend war ich nie an einem dran, und das könnte meinetwegen auch so bleiben.«
    Macro stöhnte.
    »Aber ich hab schon Wildschweinjagd in der Arena gesehen. «
    »Das ist nicht ganz das Gleiche«, erwiderte Macro freundlich.
    »Hässliche Viecher.«
    »Ja. Hässlich und ziemlich gefährlich. Solltest du auf dem Boden liegen und so eine Bestie über dir haben, dann hüte dich vor den Hauern. Ich hab mal gesehen, wie ein Mann damit richtig aufgeschlitzt worden ist. Er war nicht sofort tot. Muss schrecklich gewesen sein. Ein paar Tage später ist er brüllend vor Schmerz gestorben …«
    »Danke für die Information. Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.«
    »Schon gut«, antwortete Macro lachend und klopfte seinem Gefährten auf die Schulter. »Bleib einfach dicht bei mir und pass auf, dass nichts von hinten kommt.«
    »Da gibt es noch jemanden, der diesen Ratschlag beherzigen sollte«, brummte Cato und nickte zum König und seinen um das Feuer versammelten Gefolgsleuten hinüber, die einander mit Bier zuprosteten. Artax stand dicht neben dem König. Cato bemerkte, dass er nichts trank und nachdenklich wirkte. Dazu hatte er auch allen Grund, überlegte Cato. Verica war alt. In wenigen Monaten oder vielleicht sogar Wochen würde Artax Herrscher der Atrebates sein. Eine solche Aussicht konnte jemanden schon ins Grübeln bringen. Auch Cato beunruhigte dieser Gedanke. Würde Artax als König ebenso unbeugbar stolz und empfindlich sein wie jetzt als junger Edelmann? Und falls ja, gab es dann überhaupt noch Hoffnung auf gute Beziehungen zwischen den Atrebates und Rom? Aber vielleicht hatte Verica ja Recht. Der alte König hatte scharfsinnig erkannt, dass die Atrebates einen Herrscher brauchten, der möglichst wenig Widerstand weckte, und in dieser Hinsicht war Artax tatsächlich eine kluge Wahl. Doch würde Artax nun seinerseits klug genug sein, um zu verstehen, wo das einzig mögliche Schicksal seines Volkes lag?
    »Verica ist nicht mehr in Gefahr«, widersprach Macro, »nachdem er Artax auf seine Seite gezogen hat.«
    »Ja. Da wirst du Recht haben. Aber ich traue Artax immer noch nicht. Er heckt irgendwas aus.«
    »Du phantasierst dir was zurecht.«
    »Eine Phantasiegestalt hat noch nie einen umgebracht.«
    »Nein.« Macro hob den Kopf und betrachtete den Himmel. »Na, dann mal los. Sieht nicht so aus, als würde es heute noch mal wärmer oder trockener.«
    Als Cadminius zur Jagd blies, hatten sie gerade noch Zeit, sich ein Stück kalten Schafsbraten und einen kleinen Laib Brot zu schnappen. Aufgeschreckt und noch immer kauend verstauten sie die Reste ihrer kaum begonnenen Mahlzeit in ihren Proviantbeuteln und eilten zu den Pferden. Die Jäger saßen auf, rückten sich im Sattel zurecht und ließen sich dann ihre Speere von den Sklaven reichen. Verica brauchte beim Aufsitzen Unterstützung, und Artax schob einen Sklaven grob beiseite, um dem König auch ja selbst in den Sattel zu helfen. Verica blickte mit einem herzlichen Lächeln auf ihn hinunter, streckte die Hand aus und tätschelte ihm die Schulter.
    »Rührend, nicht wahr?«, grummelte Macro. »Wenn einem so ein Königreich vor die Füße purzelt, sehen die Manieren doch gleich ganz anders aus.«
    Tincommius lenkte sein Pferd zu den beiden Zenturionen hinüber.
    »Guten Morgen!«, rief Cato ihm zu.
    »Gut? Gut soll er sein?«, murrte Tincommius.
    »Das hat den Jungen ganz schön mitgenommen«, flüsterte Macro, bevor Tincommius in Hörweite war. Der Brite brachte sein Pferd neben den beiden Römern zum Stehen. Macro lächelte ihn an.
    »Kopf hoch, alter Junge. Solange es beim Nieselregen bleibt, können wir uns auf die Jagd freuen. Im Wald wimmelt es nur so von Wildschweinen, wenn man Artax Glauben schenken darf.«
    »Artax … Oh, sicher, der hat gewiss Recht.«
    Macro und Cato wechselten einen Blick, bevor Macro freundlich fortfuhr: »Gewiss bist du nicht übermäßig begeistert von Vericas Nachfolgeregelung?«
    Tincommius wandte sich ihnen zu, kalten Groll im Gesicht. »Nein. Ihr etwa?«
    »Wenn er sich mit Rom

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