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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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eine beschwichtigende Geste.
    »Artax, bitte …«
    »Nein! Ich werde meine Waffen nicht abgeben! Keiner von uns! Eher sterben wir.«
    Cato übersetzte den Ausbruch des jungen Mannes.
    »Darum wird der Tribun sich gewiss gerne kümmern«, flüsterte Macro Cato zu, während Artax noch immer auf Keltisch tobte. »Und anschließend wird der Drecksack unsere Kohorten kaputtmachen.«
    »Ruhig, bitte, Herr.« Cato klopfte seinem Freund auf den Arm.
    Verica hatte sich von seinem Hocker erhoben, ging zu Artax hinüber und ergriff ihn sanft bei der Schulter. »Denk nach, was du da sagst, Artax! Denk nach! Es ist der Befehl des römischen Generals. Wenn wir uns dagegen wehren, ist es aus mit uns. Man wird uns zerquetschen wie ein rohes Ei. Wir müssen unser Volk entwaffnen. Wir müssen die Kohorten auflösen. Gleichgültig, wie groß die Schande. Schande ist besser als Tod.«
    »Nicht für einen Krieger«, schleuderte Artax ihm entgegen.
    »Hier geht es nicht um die Krieger. Hier geht es um unser Volk. Denkst du auch nur einen Moment lang, dass die Legion irgendeinen Unterschied zwischen den Menschen machen wird, die sie niedermetzelt? Nun?« Verica schüttelte ihn. »Nun?«
    »Nein …«, räumte Artax ein.
    »Dann bleibt uns keine Wahl … Dir bleibt keine Wahl.«
    »Mir?« Artax sah den König aufmerksam an. »Was meinst du damit, Herr?«
    »Sollte ich aus irgendeinem Grund in näherer Zukunft sterben, ist es mein Wille, dass du König wirst. Ich rufe diese anderen zu Zeugen meines Willens auf … Verstehst du jetzt, warum du General Plautius’ Befehl gehorchen musst?«
    Alle blickten den König erstaunt an. Dann ließ Cato die Augen über die Männer wandern, die um das verglimmende Feuer versammelt waren. Tincommius war bestürzt und rang offensichtlich um Fassung. Tribun Quintillus war erst überrascht und lächelte dann zufrieden. Verica wirkte einfach nur erleichtert, sich die Last seiner Entscheidung von der Seele geredet zu haben. Macro blickte zornig drein.
    »Ich?« Artax schüttelte verwirrt den Kopf. »Warum ich?«
    »Ja«, fügte Tincommius leise hinzu. »Warum er, Onkel? Warum nicht ich? Du hast keinen Sohn, und ich bin der Sohn deines Bruders. Warum nicht ich?«
    »Tincommius, seit du dich von deinem Vater trenntest, warst du mir wie ein Sohn. Ein geliebter Sohn. Aber du bist zu jung, zu unerfahren, und ich befürchte, dass es einigen unserer Edelleute gelingen könnte, dich gegen Rom aufzuhetzen. Ich wünschte, du wärest älter und könntest solchen Verführungen besser widerstehen. Außerdem bist du genau wie ich erst vor kurzem aus dem Exil zurückgekehrt und daher für die Einflussreichen in unserem Königreich schwer einschätzbar. Artax dagegen ist überall bekannt und wird von allen geachtet. Viele Männer blicken zu ihm auf, gerade auch jene, die Rom fürchten oder hassen. Er ist ein ehrenwerter Mann und ich hege keinen Zweifel an seiner Loyalität. Es tut mir Leid, Tincommius. Aber ich habe meine Entscheidung getroffen und mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    Tincommius’ Gesicht zeigte einen Ausdruck schmerzlicher Erbitterung, doch der König wandte sich nun Artax zu: »Natürlich wird der Rat meine Entscheidung noch absegnen müssen, doch ich rechne kaum mit Widerspruch. Wenn du einmal König bist, Artax, wirst du lernen, die Dinge so klar zu sehen, wie sie mir inzwischen vor Augen stehen. Dann wirst du wissen, was zu tun ist.«
    Artax nickte bedächtig. Am Feuer entstand ein langes Schweigen. Dann spielte plötzlich ein Lächeln um Artax’ Mundwinkel. »Natürlich, Majestät. Deine Entscheidung ehrt mich sehr und mir ist jetzt klar, was zu tun ist.«

24

    Am nächsten Tag schlug das Wetter um. Kurz vor Tagesanbruch setzte ein leiser Nieselregen ein, und die Küchensklaven hatten Mühe, ein Feuer für das Frühstück zu entfachen. Verica und seine Jagdgesellschaft drängten sich um die im Regen zischenden Flammen. Der Tag dämmerte ohne einen Hauch von Morgenröte herauf, nicht mehr als ein schmutziges Blassgelb im Osten. Mit zunehmendem Tageslicht verwandelte der Himmel sich in eine bleigraue Decke.
    »Herrlicher Tag für eine Jagd«, knurrte Macro, als er die Riemen seiner ledernen Beinkleider nachzog.
    Cato spähte durch den feinen Sprühregen zum Himmel hinauf. »Vielleicht klart es noch auf.«
    »Eher lernt ein Schwein fliegen.«
    »Hoffentlich nicht«, erwiderte Cato lächelnd. »Mir reichen schon die Keiler, die am Boden rumlaufen.«
    Cato trug bereits seine Jagdkleidung und stützte sich

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