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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Klirren der Kette am Tor. Es wurde aufgestoßen, und ein fahler Lichtkegel fiel auf den stinkenden Unrat im Pferch. Dann erschien ein Schatten, und Cato sah zu dem großen Krieger auf, der einen Blick in die Runde der zusammengeketteten, schmutzigen Gestalten warf.
    »Wer von euch hat den höchsten Rang?«
    Trotz des schweren Akzents war sein Latein gut verständlich. Cato wollte gerade den Arm heben, als ihn Figulus mit einem warnenden Kopfschütteln aufhielt, um sich selbst zu melden. Doch Cato kam ihm zuvor.
    »Ich!«
    Der Krieger sah Cato an und hob die Augenbrauen.
    »Du? Ich habe nach eurem Kommandanten und nicht nach dem Stallburschen gefragt. Also, wer von euch ist es?«
    Cato errötete vor Zorn und räusperte sich, um mit fester Stimme sprechen zu können. »Ich bin Centurio Quintus Licinius Cato, Kommandant der Sechsten Centurie der Dritten Kohorte der Zweiten Legion Augusta. Ich bin der ranghöchste Offizier!«
    Der Krieger musste bei diesem Wutausbruch grinsen. Er musterte Cato von oben bis unten, dann lachte er und fuhr in seiner Muttersprache fort. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass eure Legionen von kleinen Jungs befehligt werden. Bist du überhaupt schon alt genug, um dich zu rasieren?«
    »Ja«, erwiderte Cato auf Keltisch. »Und auch alt genug, um zu wissen, dass ihr Briten nur Großmäuler seid. Wie sonst hätte ich so viele von euch mit meinen eigenen Händen töten können?«
    Das Lächeln des Kriegers verschwand, und er starrte den jungen Centurio eiskalt an. »Hüte deine Zunge, solange du noch eine hast, mein Junge. Du bist derjenige, der bis zum Hals in der Scheiße steckt, nicht ich. Vergiss das besser nicht.«
    Cato zuckte mit den Schultern. »Was willst du überhaupt von mir?«
    Der Krieger beugte sich vor, löste die Fessel um Catos Füße und nahm die Lederriemen ab. Dann stellte er Cato grob auf die Beine. »Da möchte sich jemand mit dir unterhalten, Römer«, zischte er verächtlich.
    Cato wäre am liebsten vor den gefletschten Zähnen und den großen Augen des Barbaren zurückgewichen, doch er wusste, dass es sein Gegenüber genau darauf anlegte. Er durfte keine Angst zeigen. Cato war sich außerdem bewusst, dass seine Kameraden voller Angst beobachteten, ob er dem Feind gewachsen war.
    »Leck mich«, sagte Cato auf Latein. Ein Grinsen huschte über seine Lippen, dann spuckte er dem Krieger ins Gesicht. Da sein Mund sehr trocken war, traf den Krieger mehr Luft als Speichel. Trotzdem erzielte Cato den gewünschten Effekt. Er krümmte sich zusammen, als ihm der Mann seine Faust so heftig in den Bauch rammte, dass Cato in die Knie ging und nach Luft schnappte. Trotzdem konnte er die dröhnenden Schreie der Ermutigung und des Trotzes vernehmen, die aus den Mündern der Legionäre drangen. Der Krieger packte den Centurio bei den Haaren und riss ihn wieder auf die Füße.
    »Findest du das immer noch lustig, Römer? Das nächste Mal zerquetsche ich dir die Eier zu Mus. Dann wirst du nicht mehr wie ein Mann sprechen. Gehen wir.«
    Er warf Cato aus dem Pferch. Während der Krieger ihm folgte, bemerkte er eine Wache mit dem Essenskorb für die Gefangenen. Als sich die Wache dem Eingang näherte, schoss plötzlich die Faust des Kriegers vor und stieß dem Mann den Korb aus der Hand. Das Essen wurde überall auf dem Boden verstreut, und sofort kamen einige Hühner von der nächsten Hütte hinzu und stürzten sich auf die angeschimmelten Happen. Der Krieger nickte zufrieden. »Die Römer bleiben heute hungrig«, befahl er dem erschreckten Wachposten.
    Dieser nickte und griff müde nach dem Korb. Der Krieger packte Catos Arm und zerrte ihn in die Lagermitte, wo gerade das Abendessen zubereitet wurde. Der Essensgeruch, der durch die Luft wehte, war die reinste Folter für den immer noch keuchenden Cato. Trotz der Schmerzen in seinem Bauch war er geistesgegenwärtig genug, um sich auf dem Weg durch das Lager genau umzusehen. Er bemerkte eine große Anzahl von Kriegern, hartgesottene Veteranen, die aufsahen, als er an ihnen vorbeigeführt wurde. Er sah Gestelle, an denen Räucherfleisch hing, und bis zum Rand gefüllte Löcher im Boden, die als Kornspeicher dienten. Diese Leute hatten ganz eindeutig nicht nur den Willen, sondern auch genug Vorräte, um den Kampf fortzusetzen, und dieses Lager bot alle Voraussetzungen, um als Keimzelle des Widerstands gegen die römische Besatzung zu dienen. Cato wurde klar, dass sie bis auf den letzten Mann vernichtet werden mussten, wenn der Kaiser die Insel

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