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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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den Türspalt, ging um die Leichen herum und kämpfte gegen den Würgereiz. Es waren drei Männer, einer davon schon älter. Sonst nur Kinder. Ihre Körper waren grotesk verdreht, ihre Augen starrten blicklos aus unschuldigen Gesichtern, die vom typisch strubbeligen Haar der jungen Kelten umrahmt wurden.
    Dann fiel ein Schatten auf die Gesichter der Toten. Macro bemerkte, dass Cordus im Eingang stand.
    »Hierher, Optio.«
    Cordus kam zögernd näher. Er hielt sich die Hand vor den Mund und ging neben Macro in die Hocke. »Herr, was ist hier passiert? Wer war das? Caratacus?«
    »Nein. Unmöglich.« Macro schüttelte traurig den Kopf. »Sieh dir die Wunden an.«
    Die Bauern waren mit einem oder mehreren Hieben getötet worden – der klassische Gnadenstoß durch ein Legionärsschwert. »Die Keltenkrieger schwingen ihre Schwerter, aber sie stoßen damit nicht zu, sonst könnten sie den Schwung der schweren Waffen nicht nutzen.«
    Cordus sah ihn finster an. »Wer war es dann? Eine unserer Patrouillen?«
    »Nein. Kann ich mir nicht vorstellen. Aber es waren Römer, ohne Zweifel.«
    Die Männer tauschten einen Blick der traurigen Erkenntnis aus. Dann wandte sich Cordus wieder den Leichen zu. »Wo sind die Frauen?«
    Bevor Macro antworten konnte, ertönte erneut ein Schrei. Sie standen auf und rannten aus der stinkenden Hütte. Erleichtert schnappten sie nach der sauberen Luft. Macro atmete mehrere Male tief durch, um den Gestank des Todes aus seiner Lunge zu vertreiben. In unmittelbarer Entfernung versuchte ein Legionär mit wedelndem Wurfspeer, seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Noch mehr Leichen, Herr. Da drin!«
    Cordus erreichte die Hütte ein paar Schritte vor Macro. Er spähte hinein und zog den Kopf nach einem Augenblick wieder zurück.
    »Die Frauen, Herr.«
    »Sind sie tot?«
    Cordus trat beiseite. »Sieh selbst.«
    Mit einem flauen Gefühl im Magen sah Macro in die Hütte. Im Zwielicht erkannte er drei nackte Körper. Eine der Frauen war gerade dem Mädchenalter entwachsen. Die Leichen der älteren Frauen wiesen Blutergüsse auf und waren durch dieselben Schwertstöße umgekommen. Einer fehlte eine Brust – dort klaffte eine Masse aus getrocknetem Blut und durchtrenntem Gewebe. Bei diesem Anblick wurde Macro das Herz unerträglich schwer. Was war hier geschehen? Das konnten nur Catos Männer gewesen sein. Doch Cato hätte so etwas niemals zugelassen. Nicht der Cato, den er kannte. Was bedeutete, dass Cato nicht länger die Gewalt über seine Männer hatte. Und vielleicht – eine düstere Vorstellung bemächtigte sich Macros Gedanken – hatte er keine Gewalt mehr über sie, weil er nicht mehr unter den Lebenden weilte.

KAPITEL 32
    I n den nächsten Tagen rief Caratacus Cato fast jeden Abend zu sich, um seine sonderbaren Befragungen fortzuführen. Am zweiten Abend bot er Cato etwas zu essen an, und fast unwillkürlich griff der Centurio nach einem Lammschlegel und wollte gerade die Zähne hineinschlagen, als er innehielt. Der Bratenduft stieg ihm in die Nase und bereitete ihm einen Augenblick lang höllische Qualen, bevor er den Arm sinken ließ und den Schlegel auf den Holzteller legte, den Caratacus ihm über den Boden hinweg zugeschoben hatte.
    »Was ist, Römer? Glaubst du, ich will dich vergiften?«
    Dieser Gedanke war Cato gar nicht gekommen, als ihn der nagende Hunger vor einem Moment fast übermannt hätte.
    »Nein. Doch wenn meine Männer hungern, werde ich das auch tun.«
    »Wirklich?« Caratacus wirkte belustigt. »Warum?«
    Cato zuckte mit den Achseln. »Ein Centurio teilt die Verpflegung mit seinen Männern, sonst gewinnt er nie ihren Respekt.«
    »Wie sollen sie es denn herausfinden? Du bist hungrig. Dann iss.«
    Cato sah auf den Lammschlegel hinab, wobei ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Allein die Vorstellung des Fleischgeschmacks war so überwältigend, dass die Macht der Versuchung, der er widerstehen musste, ihm in aller Deutlichkeit seine Unzulänglichkeiten vor Augen führte. Er war schwach, ein Mann, der seinen eigenen Körper nicht im Griff hatte. Wie schnell doch alle Vorsätze bei der Aussicht auf ein derartiges Festmahl dahin waren. Er ballte hinter dem Rücken die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf.
    »Nicht, solange meine Männer hungern.«
    »Wie du meinst, Centurio.« Caratacus griff den Schenkel und warf ihn einem Jagdhund zu, der vor der Hüttenwand kauerte. Der Knochen prallte vom Boden auf und traf die Schnauze des Hundes, der ein kurzes überraschtes Kläffen von

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