Cato 05 - Beute des Adlers
sich Cato zusammen und schnappte nach Luft.
»Holt ihm ein Pferd«, sagte Caratacus leise. »Bindet ihn auf den Sattel. Er darf nicht entkommen.«
Starke Arme warfen den immer noch schwer atmenden Cato mit dem Gesicht voraus auf einen Wollsattel. Dann wurde ein Seil fest um seine Knöchel gelegt, um die Handfesseln geschlungen und mit einem Knoten zusammengebunden. Cato sah von der Pferdeflanke hinab auf den dunklen Erdboden. Er drehte sich nach Caratacus um, doch aus diesem Winkel konnte er ihn nicht erkennen. Cato ließ den Kopf hängen und legte die Wange gegen den groben, stinkenden Sattelstoff. Dann schnalzte jemand mit der Zunge, und das Pferd setzte sich am Ende der kleinen Reitergruppe in Bewegung.
Sie trabten aus dem Lager und über den schmalen Damm auf die Straße. Es wurde heller, und Cato konnte seine Umgebung besser wahrnehmen. Fieberhaft überlegte er, was der Grund für Caratacus ’ plötzlichen Sinneswandel sein konnte. Wo brachten sie ihn hin? Was geschah mit den anderen Gefangenen? Doch er fand keine Antworten auf diese Fragen, und seine Furcht wuchs, dass er seinem Ende entgegenritt und dass ihm seine Kameraden nur allzu bald folgen würden. Angesichts des Hasses, der ihm von den umgebenden Männern entgegenschlug, war sich Cato sicher, dass sein Tod – wenn er denn eintrat – eine willkommene Flucht vor der Folter sein würde, die diese Krieger für ihre Gefangenen vorgesehen hatten.
Nach einem mehrstündigen, unbequemen Ritt durch den heißen, feuchten Sumpf erreichten sie einen kleinen Bauernhof. Cato hob den Kopf und erkannte einige von Feldern umgebene Rundhütten. Zwei Krieger warteten bereits auf sie und richteten sich bei der Ankunft ihres Anführers respektvoll auf. Cataracus hielt seine Männer an und befahl ihnen, abzusitzen. Anschließend verschwand er in einer Hütte, und einen Augenblick lang war alles still. Cato spürte eine gewaltige Anspannung, während die Krieger auf Caratacus warteten. Er wagte es nicht, sich zu bewegen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Stattdessen hing er schlaff vom Pferderücken und harrte der Dinge.
Wie lange? Er hätte es unmöglich zu sagen gewusst. Endlich standen die Männer stramm, und Caratacus befand sich plötzlich mit einem Messer in der Hand neben Cato. Der Römer drehte den Kopf, sah ihn von unten herauf an und versuchte, aus dem Gesichtsausdruck seines Gegenübers zu schließen, ob nun tatsächlich sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
Caratacus starrte mit hasserfülltem Blick zurück. Er hob das Messer, und der Centurio zuckte zusammen und schloss die Augen.
Mit einem reißenden Geräusch wurde das Seil durchtrennt, das seine Füße unter dem Pferdebauch mit seinen Händen verband. Cato rutschte nach vorne und konnte gerade noch den Kopf zwischen die Arme nehmen, bevor er vom Pferd fiel und unsanft auf dem Boden landete.
»Steh auf!«, knurrte Caratacus.
Cato, der kaum Luft bekam, schaffte es irgendwie, auf die Beine zu kommen. Sofort packte Cataracus ihn am Arm und schleppte ihn zu der Hütte hinüber, die er gerade verlassen hatte. Das laute Summen von Insekten drang an Catos Ohren. Warmer Verwesungsgestank traf ihn wie ein Schlag. Ein kräftiger Stoß beförderte ihn durch die Tür. Cato fiel der Länge nach in den düsteren Raum und spürte, wie etwas Kaltes, Weiches unter ihm nachgab. Schnell gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Als er den Kopf hob, erkannte er, dass er mit dem Gesicht auf dem nackten Bauch einer Frau lag. Schamhaar kratzte gegen seine Wange.
»Scheiße!«, rief er und rollte so schnell wie möglich von der Leiche. Dabei griff er mit den Händen in einen kleinen Haufen scharfkantiger Feuersteine und riss sich schmerzhaft die Haut auf, als er die Finger spreizte, um den Aufprall abzudämpfen. Im selben Moment schloss sich seine Hand um einen der Steine. In der Hütte lagen mehrere Leichen in großen, klebrigen Pfützen aus getrocknetem Blut. Endlich begriff Cato, wo er sich befand und wer diese schrecklichen Taten zu verantworten hatte. »Ach, Scheiße … «
Der Schock und der Gestank gaben Catos Selbstbeherrschung den Rest. Er übergab sich und spie saure Gallebrocken zwischen seine Knie, bis sein Magen völlig leer war. Der ätzende Gestank stieg zu ihm auf und ließ ihn erneut würgen. Langsam erholte er sich und bemerkte, dass ihn Caratacus von der gegenüberliegenden Seite der Hütte über den Leichenberg hinweg anstarrte.
»Bist du stolz auf dich, Römer?«
»Ich … ich
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