Cato 05 - Beute des Adlers
»Er wird genau wie sie sterben.«
»Junge, mach dich nicht lächerlich.« Centurio Maximius lächelte spöttisch. »Fällst du wirklich auf so einen offensichtlichen Hinterhalt herein? Verflucht noch mal, wie hast du es überhaupt zum Centurio gebracht?«
Felix errötete. Er öffnete den Mund, um Protest einzulegen, brachte aber kein Wort heraus. Schließlich senkte er den Kopf und starrte in stummem Trotz auf die Leichen.
Maximius lachte. »Was glaubst du wohl, wer diese Männer sind? Derzeit ist keine Patrouille unterwegs, und niemand wird als vermisst gemeldet.«
Felix brauchte einen Augenblick, bis er kapiert hatte. »Catos Männer?«
Maximius klopfte ihm auf die Schulter. »Sieh an, der Bursche lernt dazu! Stimmt genau. Catos Männer.«
»Oh … « Felix sah die Toten nun mit einem weniger finsteren Blick an.
»Was interessiert es mich, was Caratacus mit ihnen anstellt? Er nimmt mir nur die Arbeit ab.« Maximius schüttelte lächelnd den Kopf. »Genauer betrachtet ist das sogar ziemlich lustig. Er glaubt ernsthaft, dass er uns mit dieser kleinen Aufführung aus der Reserve locken kann. Oder dass wir die Eingeborenen nun milder behandeln.«
Macro beobachtete schweigend das Leuchten, das sich plötzlich in die Augen seines Vorgesetzten schlich. Der Kohortenkommandant grinste seine Offiziere an.
»Das können wir zu unseren Gunsten nutzen. Wir werden ihnen natürlich nicht folgen, um direkt in die Falle zu laufen. Selbst Caratacus weiß, dass wir nicht so große Narren sind. Und die Eingeborenen werden auch nicht geschont. Weshalb auch? Je mehr von Catos Männern er tötet, um seine Absichten deutlich zu machen, desto besser. Jedenfalls was uns angeht. Also, statuieren wir an dem Dorf ein Exempel. Für jeden von Catos Männern werden wir zehn von den ihren töten.« Er nickte selbstgefällig. »Dann ist Caratacus am Zug. Wenn wir Glück haben, können wir ihn auf diese Weise sogar aus dem Sumpf locken. Wenn er das Lager angreift, werden wir sie vor unseren Palisaden wie Hunde abstechen und den Graben mit ihren Leichen füllen. Und sollten sie so dumm sein und sich ergeben, dann werden sie vor ihrem Tod um Gnade schreien. Das wird sie lehren, Gaius Maximius zum Narren zu halten. Ein für alle Mal!«
Macro war verblüfft, mit welcher Vorfreude Maximius diese letzten Worte aussprach. Offenbar war der Kommandant von neuem Selbstvertrauen erfüllt. Er grinste seine Offiziere an und bleckte dabei die gelben Zähne. »Los, Freunde. An die Arbeit.« Sein Blick richtete sich auf Macro. »Und du bekommst die schönste Aufgabe von allen, Macro.«
»Herr?«
»Lass deine Männer antreten. Sie sollen ins Dorf gehen und die Bewohner zusammentreiben. Such dir sechzig davon aus, Männer, Frauen und Kinder. Und dann bringst du sie da rüber«, er nickte in Richtung der toten Römer, »und tötest sie. Und zwar langsam. Sie sollen so laut schreien, dass selbst Caratacus sie hören kann. Und danach wirst du alle Köpfe auf Spieße stecken lassen. Verstanden?«
Macro schüttelte knapp den Kopf.
»Was ist denn da so schwer zu kapieren? Du bist doch nicht so dumm wie Centurio Felix hier … «
»Nein, Herr.« Macro schüttelte abermals den Kopf. »Das kann ich nicht tun.«
»Das kannst du nicht tun?« Maximius wirkte erstaunt. »Verfluchte Scheiße, Mann! Das ist doch das Einfachste der Welt. Für was hat man dich denn die letzten fünfzehn Jahre lang ausgebildet? Töte sie.«
»Nein … Herr.«
»Töte sie. Das ist ein Befehl.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Du hast den Boten doch gehört: Echte Soldaten kämpfen Mann gegen Mann und schlachten nicht Frauen und Kinder ab.«
Maximius funkelte ihn mit zusammengepressten Lippen und aufgeblähten Nasenflügeln an. Die anderen Offiziere und Legionäre in der Nähe traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Macro richtete sich zu seiner vollen Höhe auf und starrte gefasst zurück. Er hatte seinen Standpunkt dargelegt und wartete nun auf die Retourkutsche. Gleichzeitig war er überrascht, dass er so ruhig blieb. Doch so hatte er schon öfter empfunden – immer dann, wenn der Tod in der Schlacht unausweichlich schien. Eine innere Ruhe. Oder war es Hoffnungslosigkeit? Cato hätte es ihm bestimmt genauer erklären können. Beim Gedanken daran, dass er nun denselben Flausen nachhing, die er seinem jungen Freund auszutreiben versucht hatte, musste er unwillkürlich lächeln. Als ob er in Catos Abwesenheit dessen Stelle einnehmen müsste, so sehr hatte er sich
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