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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Appetit … «
    Im Laufe der Nacht herrschte im Lager zunehmend festliche Stimmung. Die Krieger schlemmten ausgelassen, und schon bald deuteten die Geräusche eines wüsten Gelages darauf hin, dass sie sich in einen Wutrausch tranken. Die Luft war von lallendem Gesang und brüllendem Gelächter erfüllt. Die Gefangenen lauschten mürrisch dem trunkenen Lärm. Cato fragte sich, ob man sie nur verschont hatte, damit sie den blutigen Höhepunkt dieser Feierlichkeit bildeten. Einmal war er Zeuge gewesen, wie man am Hof des atrebatischen Königs Verica Männer bei lebendigem Leib den Jagdhunden vorgeworfen hatte. Bei der Erinnerung stellten sich ihm die Haare auf. War das besser, als in einem Pferch gehalten und danach womöglich über einem Feuer gebraten zu werden? Dieses Schicksal hatte nämlich andere Gefangene in den Händen des Feindes ereilt, wie Cato gehört hatte. In jedem Fall würden die Stammeskrieger gegenüber den Legionären, durch die sie so schwere Verluste in der Schlacht erlitten hatten, kaum Erbarmen zeigen.
    »Verfluchte Römer … «, murmelte direkt vor der Korbwand eine Stimme auf Keltisch. »Warum müssen eigentlich wir sie die ganze Nacht bewachen?«
    »Ja«, pflichtete ein anderer bei. »Warum wir?«
    »Warum wir?«, äffte ihn eine dritte Stimme nach. Offenbar gehörte sie einem älteren Mann. »Weil ihr noch grün hinter den Ohren seid. Ich bin ja wohl derjenige, der aufpassen muss, dass ihr keinen Unfug anstellt, obwohl ich eigentlich mit den anderen einen tiefen Schluck aus dem Schlauch nehmen sollte.«
    Der Mann klang eindeutig verbittert. Plötzlich hatte Cato einen Einfall. Er dachte fieberhaft nach, während die ältere Wache ihre Tirade beendete und wieder verstummte.
    Cato holte tief Luft. »He, Wache!«, rief er auf Keltisch. »Wache!«
    »Halt’s Maul, Römer!«, zischte der ältere Mann zurück.
    »Was feiert ihr da?«
    Ein leises Kichern. »Die Feier? Nun, die findet zu Ehren der vielen römischen Köpfe statt, die sich unsere Krieger morgen holen werden.«
    »Ach so … also feiern nur eure Krieger. Und nicht eure Frauen oder eure Kinder … oder du.«
    »Halt die Schnauze, Römer!«, rief der ältere Wachposten. »Sonst komm ich zu dir und bring dich zum Schweigen. Und zwar für immer!«
    Nach einer Weile fing eine der jungen Wachen wieder an. »Warum bekommen wir nichts zu trinken?«
    »Du willst trinken, ja?«, antwortete der Ältere. »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Verträgst du das überhaupt?«
    »Aber sicher!«, gab der Jüngere entrüstet zurück.
    »Ich auch«, fügte sein Kamerad hinzu.
    »Also gut.« Der Krieger senkte verschwörerisch die Stimme. »Ihr beiden bleibt hier, ich geh mal rüber und sehe nach, ob ich was auftreiben kann.«
    »Und die Gefangenen?«
    »Die? Die sind doch ruhig. Behaltet sie einfach im Auge, bis ich zurück bin.«
    »Und wie lange dauert das?«
    »So lange es eben dauert.« Der Krieger kicherte und eilte zum rauschenden Fest hinüber.
    Cato spürte, wie sein Herz schneller schlug. Unverzüglich drehte er sich um und griff mit den gefesselten Händen in einen kleinen Spalt im Weidengeflecht hinter seinem Kopf. Er steckte die Finger hindurch und schob vorsichtig die Zweige so weit auseinander, dass er hindurchspähen konnte. Gerade verschwand der Krieger hinter einer Hütte. Dahinter wurden die sanft abfallenden Schilfdächer vom hellen Schein der Feuer umrahmt. Ab und an stieben Funken in die Nacht. Cato reckte den Hals und drückte das Gesicht gegen den Zaun. Auf der einen Seite erkannte er die beiden Jungen, die vor dem Pferch Wache standen. Sie waren mit Kriegsspeeren bewaffnet, und ihre Gesichtszüge wurden vom sanften Glühen der Flammen erhellt. Es waren wirklich noch junge Burschen, obwohl sie durchaus dazu in der Lage wirkten, im Notfall einen Gegner töten zu können. Cato fuhr herum und packte den Arm seines Optio.
    Figulus, der zwar nicht geschlafen hatte, aber tief in Gedanken versunken war, schreckte auf. »Was? Was ist los?«
    »Pssst!« Cato verstärkte seinen Griff. »Sei still. Eine der Wachen ist weg.«
    »Und?«
    »Das ist unsere Chance. Jetzt oder nie.«
    »Und was ist damit?« Figulus hob die Hände mit den Lederriemen, die seine Handgelenke umschlossen.
    Cato beachtete ihn nicht, sondern zog den Saum seiner Tunika hoch und tastete mit der Hand in seinem dreckigen Lendenschurz herum.
    Figulus sah ihn kopfschüttelnd an. »Na ja, wenn du unbedingt noch einmal … «
    »Ruhe!« Cato zappelte einen Augenblick lang herum, dann zog

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