Cato 05 - Beute des Adlers
mal einen Anschiss aus, wie mir scheint.«
Macro nickte. »Er ist ganz alte Schule. Da muss jede Gürtelschnalle richtig sitzen und jede Klinge poliert werden, bis sie blitzt. Der duldet bei der Inspektion nicht das kleinste Staubkorn. Solche Leute sind das Rückgrat unserer Armee.«
»Wo kommt er eigentlich her?« Cato warf seinem Freund einen Blick zu. »Hast du dich mal über ihn erkundigt?«
»Ich hab mich gestern in der Offiziersmesse mit Antonius über ihn unterhalten. Sie kamen beide gleichzeitig mit der Verstärkungskolonne hier an. Antonius hat ihn im Depot in Gesoriacum kennengelernt.«
»Und?«
»Viel konnte er mir nicht erzählen. Maximius war fast zehn Jahre lang Centurio. Überall im Imperium. Davor war er bei den Prätorianern. Da hat er ein paar Jahre gedient, bevor er zu den Legionen gewechselt ist.« Macro schüttelte den Kopf. »Frag mich nicht, wieso. Ich hätte alles dafür gegeben, um Prätorianer zu werden. Man wird besser bezahlt, hat bessere Unterkünfte und kriegt das beste Essen und die besten Weiber, die Rom zu bieten hat.«
»Vielleicht war das zu viel des Guten?«
»Was?« Macro war erstaunt. »Was ist denn das für ein Gewäsch? Wahrscheinlich wieder dein schwachsinniger Philosophiescheiß. Jetzt pass mal auf, mein Freund. Zu viel des Guten gibt’s gar nicht. Glaub mir.«
»Sehr epikureisch, Macro.«
»Ach, hör mir doch auf … «
Sie hatten Maximius ’ Zelt erreicht. Zwischen den Schlitzen in den Fellbahnen schimmerte ein schwacher Lichtschein. Als die Wachposten die beiden Centurionen in der Dunkelheit erkannten, traten sie zur Seite und hielten den Eingang für sie auf. Macro ging voran in die drückende, warme Luft im Inneren des Zelts. Maximius saß neben seinem Kartentisch. Vor ihm standen fünf Hocker, von denen drei bereits von den anderen Centurionen der Dritten Kohorte in Beschlag genommen waren.
»Wie nett, dass ihr euch zu uns gesellt«, sagte Maximius ausgesucht höflich.
Nach Catos Dafürhalten wurde der erste Wachwechsel erst in einer halben Stunde ausgerufen, doch Macro stellte sich vor ihn, bevor er protestieren konnte.
»Entschuldige, Herr.«
»Nehmt Platz, meine Herren. Dann können wir ja anfangen.«
Als sie sich setzten, hob Macro warnend eine Augenbraue. Langsam dämmerte Cato, wie Maximius seine Kohorte zu führen gedachte. Er erwartete – nein, verlangte – , stets vorauseilenden Gehorsam. Was wohl einerseits ständig Anlass zu wilden Spekulationen über die Wünsche des Kommandanten geben würde, die Männer andererseits auf Trab hielt. Cato hatte diesen Führungsstil schon in anderen Kohorten erlebt und hegte einen starken Widerwillen dagegen. Ein Befehlshaber mit einer solchen Einstellung konnte niemals sicher sein, dass seine Befehle auch nach seinen Maßgaben erfüllt wurden.
Sobald alle Platz genommen hatten, räusperte sich Maximius und richtete sich gerade auf, bevor er mit seiner Ansprache begann. »Jetzt sind wir ja vollzählig … Ihr habt die Karte des Legaten gesehen und kennt eure Aufgabe. Wenn wir die Furten halten, ist Caratacus erledigt. Unsere Kohorte wird morgen als Erste und noch vor Sonnenaufgang aufbrechen, da wir den weitesten Weg zurücklegen müssen. Wir folgen einer Versorgungsstraße bis zur Furt. Gegen Mittag sollten wir ein Lager der Hilfstruppen erreichen. Dort machen wir Rast und bedienen uns aus den dort gelagerten Vorräten. Die Furt ist etwa eine Meile weiter nördlich, sodass wir sie bald darauf erreichen werden und noch genügend Zeit haben, um sie zu befestigen. Die Männer werden ihre Ausrüstung hierlassen. Sie sollen kampfbereit marschieren und außer ihren Wasserschläuchen nichts mitnehmen. Wir ziehen in eine Schlacht, da werden Drückeberger und Nachzügler nicht geduldet … und natürlich kommt auch ein Rückzug nicht infrage, sollten wir auf den Feind treffen. Und wenn der Gegner kapitulieren will«, er grinste, »werden wir uns selbstverständlich seinem Wunsch beugen. Mit etwas Glück können wir morgen den Sieg und noch dazu ein kleines Vermögen erringen. Habt ihr mich verstanden?«
Alle Centurionen nickten ernst – bis auf einen. Maximius widmete Macro seine Aufmerksamkeit.
»Was ist?«
»Herr, können wir es uns wirklich erlauben, Gefangene zu machen?«
»Können wir es uns denn nicht erlauben?« Maximius lachte. »Macro, was hast du dagegen, reich zu werden? Willst du als armer Schlucker aus der Armee ausscheiden?«
Macro lächelte höflich. »Ich kann das Geld so gut gebrauchen wie
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