Cato 05 - Beute des Adlers
jeder andere, Herr. Aber wir sind nur eine Kohorte, die noch dazu weit von der Flanke der Legion entfernt ist. Wenn wir Männer abstellen müssen, um die Gefangenen zu bewachen, wird das unsere Kampfkraft schmälern. Außerdem ist mir nicht wohl beim Gedanken, nicht nur eine beträchtliche Anzahl Briten vor uns, sondern auch hinter uns zu haben, seien sie nun bewaffnet oder nicht. Damit fordern wir das Schicksal heraus, Herr.«
»Immer langsam, Macro. Ich glaube, du überschätzt die Gefahr. Was ist mir dir, junger Cato? Stimmst du dem zu?«
Einen Augenblick lang war Cato instinktiv von Panik erfüllt. Fieberhaft suchte er nach einer passenden Antwort.
»Ich weiß nicht, Herr. Kommt darauf an, wie viele es sind. Wenn wir in der Überzahl sind, können wir selbstverständlich Gefangene machen. Aber, wie Macro bereits zu bedenken gab, wenn ihre Stärke es erfordert, dass wir sie mit jedem verfügbaren Mann bekämpfen müssen, dann … dann werden die Gefangenen eine Gefahr für uns darstellen, Herr.«
»Verstehe.« Maximius nickte nachdenklich. »Man kann nicht vorsichtig genug sein, was? Glaubst du tatsächlich, dass eine solche Einstellung uns Römer zu den Herrschern der Welt gemacht hat?«
»Das weiß ich nicht, Herr. Ich wollte nur sagen, dass wir unsere Befehle befolgen sollten, ohne unnötige Risiken einzugehen.«
»Ganz meine Meinung!« Maximius lachte laut, und Felix und Antonius stimmten mit ein. Tullius grinste. Als Maximius verstummte, beugte er sich vor und klopfte Cato auf die Schulter. »Keine Angst. Wir gehen kein Risiko ein. Darauf gebe ich dir mein Wort. Andererseits werde ich nicht die Gelegenheit verstreichen lassen, ein bisschen schnelles Geld zu machen. Aber du hast recht – Vorsicht ist geboten. Wir sehen uns die Situation morgen genau an und handeln dementsprechend. Bist du jetzt beruhigt, mein Freund?«
Cato nickte.
»Gut. Das wäre dann also geklärt.« Maximius trat zurück und schlug wieder einen förmlicheren Ton an. »Wir werden morgen nicht nur unsere Befehle erfüllen. Ihr sollt wissen, dass ich fest entschlossen bin, dass sich die Dritte Kohorte der Aufgabe, die uns der Legat zugeteilt hat, mehr als würdig erweist. Ich werde morgen nur Höchstleistungen dulden, sowohl von euch als auch von euren Männern. Meine Anforderungen sind deshalb so hoch, weil ich will, dass wir die kampfstärkste Kohorte von allen werden. Nicht nur in dieser Legion – im ganzen Imperium.« Er hielt inne, um seine Centurionen auf der Suche nach dem geringsten Widerspruch genau zu mustern. Cato erwiderte teilnahmslos seinen Blick.
»Also gut, meine Herren. Mir ist wohl bewusst, dass ich das Kommando über diese Kohorte erst seit etwas über einem Monat innehabe. Aber ich habe die Männer auf Herz und Nieren geprüft und bin mir sicher, dass ich nie mit einer besseren Truppe gedient habe – außerhalb Roms selbstverständlich. Außerdem hatte ich Gelegenheit, Felix, Antonius und Tullius zu beobachten, und ich bin hochzufrieden. Ihr seid tüchtige Männer. Was unsere Neuzugänge angeht … « Er wandte sich direkt Macro und Cato zu und lächelte leicht. »… so habe ich die Berichte gelesen und bin froh, sie unter meinem Befehl zu wissen. Macro hat zwei tadellose Jahre als Centurio hinter sich. Sowohl der Legat als auch der General persönlich haben ihm hervorragende Zeugnisse ausgestellt. Ich bin mir sicher, dass du deine Fähigkeiten in dieser Kohorte noch weiter ausbauen kannst.«
Einen Augenblick lang spürte Macro die Verbitterung wie Galle in sich aufsteigen. Er hatte fünfzehn Jahre mit den Adlern gekämpft. Fünfzehn Jahre voller schmerzhafter Erfahrungen und der schlimmsten Kämpfe, die man sich vorstellen konnte. Er bezweifelte, dass ihn jemand aus dem kleinen Fischerdorf an der Küste vor Ostia, aus dem er stammte, jetzt noch erkennen würde. Der untersetzte Junge, der nach Rom gekommen war, um sich den Legionen anzuschließen, war nur noch eine verblasste Erinnerung. Angesichts des gönnerhaften Tons seines Vorgesetzten kochte Macro innerlich vor Wut. Doch er schluckte seinen Ärger hinunter und nickte steif. »Danke, Herr.«
Maximius lächelte und wandte sich Cato zu. »Nun, Centurio Cato, einige Lebensläufe sind schneller gelesen als andere. Trotz deines jugendlichen Alters kannst du auf eine Reihe eindrucksvoller Errungenschaften zurückblicken, und wie es scheint, beherrscht du sogar in Grundzügen die Sprache der Einheimischen. Das könnte sich als nützlich erweisen«, sinnierte
Weitere Kostenlose Bücher