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Cato 05 - Beute des Adlers

Cato 05 - Beute des Adlers

Titel: Cato 05 - Beute des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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eingehen wollte, legte sich auf den Bewusstlosen und hielt ihm das Schwert an die Kehle, während die Reiter immer näher kamen.
    Fast im letzten Moment scherte die Kolonne leicht aus und ritt keine zwanzig Schritte an den auf dem Boden liegenden Männern vorbei. Mit angehaltenem Atem beobachtete Cato die dunklen, in Mäntel gehüllten Gestalten, die in Erwartung eines trockenen, vor Wind und Wetter schützenden Zeltes ihre Pferde zur Eile anspornten. Obwohl der Trupp vorbeizog, ohne die Legionäre zu bemerken, schien es Cato, als würde es eine Ewigkeit dauern, bis sie vorüber waren. Gerade als die Versuchung, aufzuspringen und sich auf die berittenen Späher zu stürzen, übermächtig wurde, ritt der Letzte an ihm vorbei. Cato sah ihm hinterher, dann holte er tief Luft und entspannte die Muskeln. Als die Späher weit genug entfernt waren, gab er den Befehl, sich weiter auf das Wäldchen zuzubewegen.
    Es dauerte fast eine Stunde, bis Figulus die anderen erreicht hatte, die im dunklen Schatten der triefenden Eichenäste kauerten. Proculus war wieder bei Bewusstsein, aber immer noch benommen. Ohne Gegenwehr ließ er sich zu den anderen führen. Cato sah sich nach dem Lager um. Noch war alles ruhig. Nach seiner Schätzung blieben ihnen noch etwa vier Stunden im Schutze der Dunkelheit. Genug, um etwa zehn Meilen zwischen sich und ihre Verfolger zu bringen. Seiner Erinnerung nach war der Rand des Sumpfes noch mindestens fünfzehn Meilen entfernt. Eine knappe Sache.
    Und dann?
    Die Gefahren und Unwägbarkeiten, die vor ihnen lagen, lasteten wie ein zentnerschwerer Sack auf Catos Schultern. Wenn sie von ihren eigenen Leuten erwischt wurden, würde eine schnelle Hinrichtung folgen. Und dabei war der Tod durch die Holzknüppel oder eine Steinigung noch das Mindeste, was ihnen General Plautius auferlegen würde. Ein langsames, qualvolles Ende am Kreuz schien da schon wahrscheinlicher. Sollte der Feind die Römer zuerst erwischen, dann würde sie eine barbarische Folter erwarten; man würde sie bei lebendigem Leib verbrennen, häuten oder den Hunden vorwerfen. Und selbst wenn es ihnen gelang, beiden Seiten zu entkommen, mussten sie sich doch in den Sümpfen verstecken und von dem leben, was sie sammeln oder stehlen konnten. Ein langsamer Hungertod, bis ihnen der Winter endgültig den Garaus machte.
    Einen Augenblick lang war Cato versucht, umzudrehen und das Schicksal in Empfang zu nehmen, das ihm am wenigsten grausam erschien. Was für ein zögerlicher Schwächling er doch war, dachte er dann. Er war noch am Leben, und allein das zählte. Und er würde sich mit aller Kraft ans Leben klammern. Denn selbst das schlimmste Leben war besser als die trostlose Ewigkeit des Todes. Cato glaubte nicht an das Jenseits des Mithras, jenes geheimnisvollen Gottes aus dem Osten, dem viele Legionäre insgeheim huldigten. Für Cato war der Tod endgültig und allumfassend, und man musste bis zum letzten Atemzug versuchen, seine eisige Umarmung abzuwehren.
    Cato verscheuchte diese düsteren Gedanken und stand auf. Ein kalter Wind ließ seinen klatschnassen Körper erzittern.
    »Aufstehen!«, rief er. Ohne darauf zu warten, ob sein Befehl befolgt wurde, kehrte der Centurio dem Lager den Rücken und marschierte auf die trügerische Sicherheit des Sumpfgebiets im Westen zu.

KAPITEL 22
    M acro war immer noch hellwach, als der Alarm gege- ben wurde. Nach seiner Rückkehr zum Zelt hatte er nicht einschlafen können. Für Macro höchst ungewöhnlich, denn er konnte wie die meisten Veteranen in demjenigen Augenblick in tiefen Schlaf fallen, in dem er seinen Kopf aufs Polster legte. Doch es war auch eine ungewöhnliche Situation. Cato schlug sich mit geringen Überlebensaussichten durch die Wildnis, und Macro befand sich ebenfalls in ernster Gefahr. Sobald man die gefesselten und geknebelten Gehilfen des Quartiermeisters vor dem Vorratszelt entdeckte, war offensichtlich, dass irgendjemand den Gefangenen bei der Flucht geholfen hatte. Wenn sie seine Rolle dabei aufdeckten, würde er stellvertretend für die Geflohenen zum Tode verurteilt werden, daran hatte er keinen Zweifel, militärischer Rang und vorbildhafter Einsatz im Kampf hin oder her – Macro würde sterben.
    Nun trugen die ersten Sonnenstrahlen einen dumpfen grauen Lichtschein in sein Zelt. Es regnete nach wie vor. Nicht so heftig wie in der Nacht, trotzdem trommelten die Tropfen regelmäßig auf das Leder über seinem Kopf. Dann wurde mit einem Schrei die diensthabende Centurie zu den Waffen

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