Cato 05 - Beute des Adlers
als eine Speerspitze seine Kehle durchschlug und eine Metallplatte von den Lederriemen sprengte, mit denen die Rüstung zusammengehalten wurde. Der Legionär kippte vornüber und riss dabei den Speer aus den Händen des Mannes hinter ihm. Cato sprang über seinen tödlich getroffenen Kameraden auf den unbewaffneten Mann zu und zielte direkt auf dessen Augen. Er blendete ihn und trennte ihm einen Großteil der Nase ab. Schreiend riss der Krieger die Hände vors Gesicht, während Cato sich blitzschnell dem nächsten Feind zuwandte.
Der Kampf verlief zunehmend zu ihren Gunsten. Die meisten Leibwächter waren bereits gefallen, und die Überlebenden mussten es mit mehr als einem Römer gleichzeitig aufnehmen. Macro gab seinem Gegner den Rest, sah sich um und bemerkte Cato.
»Schnappen wir ihn uns.«
Cato nickte. Sie entfernten sich aus dem letzten Akt dieses ungleichen Handgemenges und eilten auf den Streitwagen zu. Caratacus brüllte dem Lenker einen Befehl zu und trat vom Wagen. Mit einem Klatschen der Zügel bäumten sich die beiden Pferde auf und galoppierten los. Cato spürte, wie ihn Macro aus der Bahn des Streitwagens stieß. Er ließ sich in das platt getretene Gras am Wegesrand fallen.
»Macro!«
Cato sah sich um. Sein Freund warf sich zu Boden und bedeckte seine gedrungene Gestalt mit dem Schild, während die Pferdehufe um ihn herum auf die Erde schlugen. Instinktiv versuchten die Tiere, dem scharlachroten Schild auszuweichen, wobei der Streitwagen herumgewirbelt wurde. Das kunstvoll gefertigte Rad stieß gegen Macros Schild, der Wagen kippte, der Lenker stürzte mit einem Schrei auf den Weg, und dann krachten Pferde, Lenker und Wagen in die kleine Gruppe der noch immer kämpfenden Männer.
»Scheiße … «, murmelte Cato entsetzt, dann rappelte er sich auf, packte sein Schwert und rannte zu Macro hinüber. »Herr!«
»Mir geht’s gut.« Macro schüttelte den Kopf und ließ sich von Cato auf die Beine helfen. »Nur mein Schildarm ist taub. Wo ist Caratacus?«
Cato sah sich um. Der feindliche Anführer mit dem blutigen Verband an der Schulter rannte in den Sumpf. »Da!«
»Komm schon.« Macro schlug ihm gegen den Arm. »Ihm nach!«
Sie überquerten die Straße, rannten eine niedrige Böschung hinunter und sprangen vom festen Boden in das Schilf. Brackwasser spritzte um ihre Stiefel. Cato konnte deutlich die Wellen im schlammigen Wasser ausmachen, die Caratacus hinterlassen hatte. »Da lang!«
Das Schilf wurde dichter. Die blassen, hohen Rohre raschelten, als sich die beiden Männer vorkämpften. Das Wasser wurde tiefer und reichte Cato bis zu den Knien. Von Caratacus war nichts mehr zu sehen.
Cato hob den Arm. »Halt!«
»Was zum … «
»Ruhig!«
Sie blieben stehen und lauschten ihrer Beute hinterher. In der Entfernung waren die römischen Soldaten zu hören, die die Überlebenden von Caratacus ’ Armee niedermachten. Einzelne Wut- oder Schmerzensschreie hallten leise durch die Luft, doch aus unmittelbarer Nähe war kein Geräusch zu vernehmen.
»Und was jetzt?«, flüsterte Macro.
»Wir trennen uns.« Cato deutete mit dem Schwert nach links in eine Lücke im Schilf, die der Fliehende möglicherweise hinterlassen hatte. »Ich gehe da lang. Du übernimmst die andere Seite. Wenn wir ihn nicht finden, treffen wir uns hier wieder. Alles klar?«
Macro nickte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sein jüngerer Kamerad nun die Befehle erteilte. Cato watete davon.
»Cato … mach keine Dummheiten.«
Cato lächelte kurz. »Wer? Ich?«
Macro sah ihm nach, bis er zwischen den hohen Schilfhalmen verschwunden war, dann schüttelte er müde den Kopf. Welcher Gott auch immer seine schützende Hand über Cato hielt, er legte sich mächtig ins Zeug. Doch auch diese Glückssträhne würde irgendwann zu Ende gehen …
Cato watete durch das ölige Wasser, das ihm bis zu den Schenkeln reichte. Als er eine dicht bewachsene Stelle erreichte, bemerkte er etwas Rotes und sah genauer hin. Ein Blutfleck prangte auf einem der Halme. Cato griff sein Schwert fester und trat vorsichtig durch das weiche Gestrüpp unter der dunklen Wasseroberfläche. Die langsam verhallenden Schlachtgeräusche wurden zusätzlich durch die Sumpfpflanzen um ihn herum gedämpft. Mit äußerster Vorsicht schritt Cato voran, alle Sinne auf das leiseste Anzeichen seines Widersachers konzentriert. Doch außer dem ungewöhnlich lauten Summen der Insekten, die träge um ihn schwirrten, war nichts zu hören.
Das Schilf wurde immer spärlicher, das
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