Cato 08 - Centurio
Und was, wenn einer von ihnen vor Schmerz aufschreit? Ihr würdet den Rest eurer Männer eines nutzlosen verwundeten Soldaten wegen gefährden?«
»Wir lassen sie nicht zurück«, wiederholte Cato energisch. »Und sie sind klug genug, das Leben ihrer Kameraden nicht in Gefahr zu bringen. Sie werden keinen Ton von sich geben.«
Balthus’ Blick wanderte zu Macro hinüber. »Ist das dein Wille, Centurio?«
»Ja. Genau wie Cato gesagt hat.«
»Nun gut. Aber wenn wir entdeckt werden und fliehen müssen, werden meine Männer und ich gezwungen sein, für uns selbst zu kämpfen.«
»Etwas anderes habe ich nicht erwartet, Prinz.«
»Nur, dass wir uns recht verstehen, Römer.«
»Ich glaube nicht, dass daran irgendein Zweifel besteht«, schloss Macro und schob sich vom Gestrüpp weg rückwärts zum Hang hin. »Kommt, wir kehren besser zur Kolonne zurück.«
Die drei Männer krochen so weit zurück, dass man sie von der Stadt aus nicht mehr sehen konnte, und stiegen dann zu den Männern hinter dem Hügel hinab. Die Infanterie hatte die Erlaubnis erhalten, ihre Reihen aufzulösen, und die Männer ruhten nun in jeglichem Schatten, den sie gefunden oder mithilfe ihrer Mäntel, Tragejoche und Speere selbst erzeugt hatten. Die Reiter, Römer wie Palmyrer, saßen im Schatten ihrer Tiere und hielten die Zügel in der Hand. Die Kolonne hatte sich früh am Vormittag der Hügelkette genähert und angehalten, während die drei Kommandanten hinaufgestiegen waren, um die Gegend auszuspähen. Nachdem sie zu ihren Männern zurückgekehrt waren, stapfte die Truppe wieder los, immer hinter der Hügelkette verborgen, bis sie den Ausläufer erreichte, wo sie kurz vor Mittag haltmachte.
»Warum halten wir an?«, fragte Macro.
»Schau.« Balthus zeigte auf die Staubwolke, die über der Kolonne hing. »Wir können es uns nicht leisten, irgendeinen Hinweis auf unser Kommen zu geben. Der Hügel ist hoch genug, um uns vor den Wächtern auf den Mauern der Stadt zu verbergen, aber wenn wir den Kamm überqueren, könnten sie den Staub sehen, den wir aufwirbeln. Darum müssen wir haltmachen und bis zum Einbruch der Dunkelheit warten, ehe wir weitermarschieren.«
»Gut«, gestand Macro ihm zu. »Bis zum Einbruch der Dunkelheit.«
Nachdem auf dem Hügel eine Wache aufgestellt worden war, rasteten sie in der Mittagshitze. Erst als der lodernde Sonnenball tief genug herabgesunken war, gab Macro seinen Männern den Befehl, sich auf den Nachtmarsch zum Osttor vorzubereiten. Alle tragbare Ausrüstung wurde von den Wagen genommen und an die Legionäre und Hilfssoldaten verteilt. Der kleine Vorrat an Bauholz und Speerschäften wurde verwendet, um Tragbahren für die Verwundeten und mehrere Sturmleitern zu fertigen. Unterdessen erteilte Cato seinen Kavalleristen Anweisung, die Hufe ihrer Pferde mit Stoffstreifen zu umwickeln, die sie aus ihren Mänteln schneiden sollten.
»Ihr werdet sie heute Nacht nicht brauchen.« Er zwang sich, Centurio Aquila und die anderen Kavallerieoffiziere anzulächeln. »Falls wir Erfolg haben, erwartet euch in der Zitadelle von Palmyra ein hübsches, warmes Quartier. Falls wir aber scheitern, nun – im Hades werden wir unsere Mäntel wohl nicht brauchen.«
Ein lahmer Scherz, das wusste er, aber seine Offiziere lächelten dennoch dankbar. Trotz seiner Jugend führte Cato schon lange genug Männer an, um den Wert eines lässigen Tonfalls und des Anscheins von Furchtlosigkeit zu kennen. Er überließ es Aquila, seine Anweisungen durchzuführen, und kehrte zu Macro zurück. Sie mussten noch einen letzten Auftrag erteilen. Es galt, eine Botschaft durch die Reihen des Feindes zu schleusen, um den König und seine Gefolgsleute darauf vorzubereiten, die kleine Entsatztruppe in die Zitadelle einzulassen. Es war offensichtlich, dass einer von Balthus’ Männern der Bote sein musste, und wieder einmal ergriff die beiden
römischen Offiziere instinktives Misstrauen gegenüber ihrem neuen Verbündeten.
»Das gefällt mir gar nicht«, knurrte Macro. »Ich weiß, er hat uns beim Kampf gegen die Bogenschützen geholfen, aber es fällt mir noch immer schwer, diesem Mann den Rücken zuzukehren. Sobald wir vor das Tor gelangen, befinden wir uns in seiner Hand. Sollte er uns verraten, ist es aus mit uns.«
»Stimmt.« Cato nickte. »Aber es gibt keinen Grund, warum er uns verraten sollte. Für ihn steht bei der Niederschlagung des Aufstands so viel auf dem Spiel wie für uns. Meine Hauptsorge ist, dass die Parther ihm ein besseres
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