Cato 09 - Gladiator
Verachtung nicht anmerken zu lassen. »Also führe ich jetzt das Kommando. Sind wir uns einig?«
»Jawohl, Herr.«
»Dann kommt es jetzt vor allem darauf an, die Ordnung in Matala wiederherzustellen und den Überlebenden zu helfen.« Der Senator blickte Cato und Macro an und überlegte einen Moment, bevor er eine Entscheidung traf. »Centurio Macro, du übernimmst den Befehl hier in Matala. Ich ermächtige dich, alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um den Einheimischen zu helfen. Du kümmerst dich um die verbliebenen Nahrungsmittelvorräte und die vorhandenen Unterkünfte. Die Bergung der Verschütteten und Verletzten hat absoluten Vorrang. Plünderungen, wie wir sie auf dem Herweg beobachtet haben, sind zu unterbinden. Setze alle verfügbaren Kräfte ein, um der Gesetzlosigkeit einen Riegel vorzuschieben. Verstanden?«
»Jawohl, Herr.«
»Gut. Nun zu dir, Centurio Cato. Wir beide müssen unverzüglich nach Gortyna aufbrechen. Wir müssen feststellen, was von der Provinzverwaltung noch übrig ist. Dort werden wir gebraucht, wenn wir die Ordnung auf Kreta wiederherstellen und das Chaos unter Kontrolle bringen wollen.«
Cato nickte. »Jawohl, Herr. Was ist mit dem Schiff und den Menschen an Bord?«
Sempronius lächelte. »Julia ist dort sicher.«
»Aber hier wäre es für sie sicherer, Herr.«
»Natürlich. Centurio Macro wird sich darum kümmern.«
Macro klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Überlass das mir.«
»Kümmere dich bei der Gelegenheit auch um die Besatzung und die Passagiere«, fuhr Sempronius fort. »Gliedere sie in die Kohorte ein. Sie sind zwar keine Soldaten, aber tüchtige Leute. Dass sie krisentauglich sind, haben sie bereits unter Beweis gestellt.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Seeleute?« Centurio Portillus schüttelte den Kopf. »In der Zwölften Hispania? Das traue ich den Burschen nicht zu, Herr.«
»Die werden tun, was immer ich ihnen sage«, entgegnete Macro bestimmt. »Und nach allem, was ich bisher gesehen habe, sind sie eine willkommene Ergänzung für die Faulenzer, die in der Akropolis herumlungern. Also, Portillus, ich möchte, dass alle Soldaten und Offiziere zur Truppenschau Aufstellung nehmen. Es wird Zeit, dass sie ihren neuen Kommandanten kennenlernen.«
Während Portillus sich beeilte, seine Anweisungen auszuführen, ergriff Sempronius Macros Hand. »Viel Glück, Centurio. Gib dein Bestes. Wenn du mir etwas melden musst, schick einen Boten nach Gortyna.«
»Jawohl, Herr. Wie lange gedenkst du dort zu bleiben?«
Sempronius überlegte einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern. »Solange es nötig ist. Die Götter allein wissen, was wir dort vorfinden werden und wie es auf dem Land aussieht. Sobald ich mir ein Bild von der Lage gemacht habe, gebe ich dir Bescheid.«
Der Senator und Cato holten sich Umhänge aus der Wohnung des Präfekten, damit sie beim nächtlichen Ritt nach Gortyna nicht froren, wählten in den Stallungen, die in einer Ecke des Hofes lagen, die besten Pferde aus und saßen auf. Als sie unter lautem Hufgetrappel auf den Hof ritten, sammelten sich bereits die Soldaten der Kohorte, was Macro, der im Schatten der Kolonnade stand, mit tadelndem Blick verfolgte. Cato drehte sich im Sattel um.
»Bis bald, Macro.«
»Pass auf dich auf, Cato. Ich habe so das Gefühl, dass uns heiße Zeiten bevorstehen.«
Sempronius schnalzte mit der Zunge, trieb sein Pferd zum Trab an und ritt über die Rampe zur von Ruinen gesäumten Hauptstraße hinunter. Als sie an den Trümmern des Tores vorbeikamen, warf Cato einen letzten Blick aufs Meer. Obwohl er die Seite der Bucht, wo die Horus gestrandet war, nicht sehen konnte, bekam er vor Sorge um Julia Herzklopfen.
Sempronius bemerkte die bedrückte Miene des jungen Offiziers und lächelte. »Nimm’s leicht, Cato. Solange Macro über sie wacht, wird ihr schon nichts geschehen.«
Cato rang sich ein Lächeln ab. »Ich weiß. Jeder, der sich mit ihm anlegt, tut mir schon im Voraus leid.«
Sie folgten der Straße nach Gortyna über wogende Hügel hinweg, vorbei an weiteren Szenen der durchs Erdbeben hervorgerufenen Zerstörung. Viele Landhäuser, Gehöfte und Heiligtümer am Straßenrand waren eingestürzt und nur mehr ein Schutthaufen aus Ziegeln, Kacheln und geborstenen Holzbalken. Die Überlebenden hatten die Verletzten und ein paar Tote geborgen, die mit Tüchern bedeckt darauf warteten, bestattet oder verbrannt zu werden. Mit ausgezehrten, vom Grauen gezeichneten Gesichtern blickten die
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