Cato 09 - Gladiator
ihr?«
Sempronius räusperte und straffte sich. »Ich bin Caius Sempronius, römischer Senator. Das sind meine Gefährten, die Centurionen Macro und Cato. Wir müssen euren Kommandanten sprechen. Sofort.«
Der Optio musterte die drei vor ihm stehenden Männer. Der Mann, der behauptete, ein Aristokrat zu sein, hatte die entsprechende Haltung, der kleinere der beiden Männer war zernarbt und hatte die kräftige Statur eines Soldaten. Der andere aber war schmal gebaut und jung und strahlte keine Autorität aus. Außer den Armeeabzeichen auf den Schwertern gab es keinen Beweis für die Richtigkeit ihrer Behauptungen. Alle drei waren mit schlichten Tuniken bekleidet, ihre Gesichter schmutzig und stoppelbärtig.
»Senator, sagst du?« Der Optio leckte sich nervös die Lippen. »Entschuldige die Frage, Herr, aber kannst du das beweisen?«
»Beweisen?« Sempronius legte die Stirn in Falten und zeigte den goldenen Senatorenring an seiner Hand vor, den er von seinem Vater geerbt hatte. »Da! Reicht das?«
»Also, ich denke schon …«, antwortete der Optio vorsichtig. »Hast du noch mehr?«
»Was willst du noch?«, entgegnete Sempronius gereizt. »Der Ring genügt. Und jetzt lass uns ein und bring mich zu dem, der hier das Kommando führt. Bevor ich dich wegen Gehorsamsverweigerung bestrafen lasse.«
Der Optio nahm Haltung an und salutierte. »Jawohl, Herr. Öffnet das Tor!«
Zwei seiner Männer eilten zu den schweren Holzflügeln und drückten dagegen. Knarrend schwang das Tor auf. Der Optio wies vier seiner Männer an, auf Posten zu bleiben, und geleitete den Senator und die beiden Centurionen in die Akropolis hinein. Hinter dem Tor lag ein kleiner Hof, an den Seiten von Lagerhäusern eingefasst, am anderen Ende stand eine Basilika. Ein paar Ziegel waren heruntergefallen, und an einer Seite war das Dach eingestürzt. Ansonsten war das Bauwerk unversehrt. Im Schatten der Mauern hockten weitere Hilfssoldaten, von denen einige den Optio und dessen vier Begleiter, welche die Römer zum Eingang der Basilika eskortierten, neugierig musterten.
»Ihr habt anscheinend Glück gehabt«, meinte Macro. »Hier oben gibt’s kaum Schäden.«
»Jawohl, Herr.« Der Optio blickte sich um. »Aber als die Erde bebte, waren viele unten in der Stadt. Und dann kam die Flutwelle. Die Hälfte der Kohorte wird vermisst.«
»Kohorte? Welche Kohorte ist das?«
»Die Zwölfte Hispania, Herr.«
»Garnisonstruppen?«
»Seit fünfzehn Jahren«, räumte der Optio ein. »Davor war die Einheit an der Danuviusgrenze stationiert. Aber das war vor meiner Zeit.«
»Verstehe.« Macro nickte. »Und wer führt hier das Kommando?«
»Präfekt Lucius Calpurnius, aber der hält sich mit dem Rest der Befehlselite in Gortyna auf, der Provinzhauptstadt. In seiner Abwesenheit führt hier Centurio Portillus das Kommando.«
Sie traten in die Basilika, kamen an leeren Schreibstuben vorbei und schritten durch die Haupthalle zu den Räumen an der anderen Seite. Der Optio blieb vor einer offenen Tür stehen und klopfte an den Rahmen.
»Herein!«, ertönte eine müde Stimme.
Der Optio wies seine Männer an, draußen zu warten, und geleitete Sempronius und dessen Begleiter in das Büro des Präfekten. Die Läden waren geöffnet, die Fenster des großen Raums gingen auf die Stadt und das Meer hinaus. Normalerweise wäre das eine wundervolle Aussicht gewesen, doch heute blickte man auf ein Panorama der Zerstörung und des menschlichen Leids. Vor den Fenstern saß hinter einem Schreibtisch ein untersetzter Mann in roter Militärtunika. Sein Schädel war vollkommen kahl, sein Gesicht wirkte zerknittert. Blinzelnd musterte er seine Besucher.«Ja? Ach, du bist’s, Optio. Wer sind diese Männer?«
»Sie sind am Haupttor aufgetaucht, Herr.« Der Optio zeigte auf Sempronius. »Dieser Herr behauptet, der römische Senator Caius Sempronius zu sein. Die beiden anderen sind angeblich Centurionen.«
»So, so.« Portillus blinzelte erneut, erhob sich vom Stuhl und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um die Besucher aus der Nähe zu mustern. »Dürfte ich fragen, Herr, was Euch nach Matala verschlagen hat?«
»Gewiss«, antwortete Sempronius geduldig. »Wir waren mit dem Schiff unterwegs nach Rom. Gestern Abend wurden wir dicht vor der kretischen Küste von einer Riesenwelle getroffen.«
»Woher kam das Schiff?«, unterbrach ihn Portillus. »Aus welchem Hafen?«
»Aus Cäsarea, gelegen an der syrischen Küste«, antwortete Sempronius prompt.
»Kann der Kapitän das
Weitere Kostenlose Bücher