Cato 09 - Gladiator
hätte jemand den Angriff abgewehrt.«
»Halt!« Über den angespitzten Palisaden waren mehrere Männer aufgetaucht. Sie hatten sich mit Speeren bewaffnet, und Bogenschützen stiegen die Leitern zu den vorderen Wachtürmen hoch. Ein Mann legte die Hand trichterförmig an den Mund und rief: »Ich habe gesagt, ihr sollt anhalten!«
»Anhalten!«, befahl Macro. Er trat vor und hob grüßend die Hand. »Wir kommen von Matala. Zwölfte Hispania. Centurio Macro.«
»Centurio Macro? Nie gehört.«
»Ich bin erst kurz nach dem Erdbeben eingetroffen.«
»Welch glückliche Fügung!«, erwiderte der Mann über dem Tor sarkastisch. »Verschwinde! Sonst befehle ich meinen Leuten, dich zu töten.«
Macro blickte sich über die Schulter um. »Atticus! Komm her!«
Die Soldaten machten Platz, und Atticus schob sich durch die Reihen der Hilfssoldaten und nahm neben Macro Aufstellung.
»Kennst du den Mann?«, fragte Macro.
Atticus spähte nach oben, dann lächelte er. »Aber ja! Das ist Demetrius.« Er trat einen Schritt vor und rief: »Demetrius von Ithaka, ich bin’s, Atticus!«
Nach kurzem Schweigen antwortete der Mann auf dem Tor erleichtert: »Atticus! Also hast du überlebt. Eigentlich wundert mich das nicht. Wer ist dein Begleiter? Ich kenne die Offiziere der Zwölften, aber den Mann habe ich noch nie gesehen.«
»Er ist nach dem Erdbeben eingetroffen, sagt er.«
»In Ordnung …« Demetrius wandte sich um und rief: »Öffnet das Tor!«
Knarrend schwangen die Torflügel an den Befestigungsseilen, die als Angeln dienten, nach innen, dann trat Demetrius Atticus und Macro lächelnd entgegen. Als er seinen Freund umarmt hatte, musterte der Landbesitzer Macro.
»Bist du mit Atticus verwandt?«
»Wohl kaum!«, schnaubte Macro.
»Also, man könnte dich für seinen Bruder halten.«
»Ach, wirklich? Na, dann muss ich wohl damit leben.«
»Einen empfindlichen Freund hast du da, Atticus.«
»Der ist nicht mein Freund.« Atticus schüttelte den Kopf. »Was ist hier passiert? Wir sind an den Ruinen der Villa vorbeigekommen. Als wir die Leichen entdeckt haben, dachte ich schon, du wärst tot.«
Demetrius runzelte die Stirn. »Leichen? Was soll das heißen? Was ist mit meiner Villa?«
»Du weißt nichts davon?«
»Wenn ich’s wüsste, würde ich nicht fragen. Na los, red schon.«
Macro räusperte sich. »Das Gut wurde von Sklaven niedergebrannt. Ein Stück von der Villa entfernt haben wir die Leiche eines Aufsehers gefunden und vier weitere Tote auf dem Gelände.«
Demetrius wurde aschfahl. »Als ich meine Familie hierherbrachte, habe ich den Verwalter mit ein paar vertrauenswürdigen Männern in der Villa zurückgelassen.«
»Was ist dort passiert?«, fragte Macro. »Nach dem Erdbeben, meine ich.«
Demetrius sammelte sich einen Moment, dann sagte er: »Die Sklaven hatten bis spätabends gearbeitet und waren gerade heimgekehrt, als die Erde bebte. Ich war mit meiner Familie im Garten. Wären wir im Haus gewesen, hätte uns das gleiche Schicksal ereilt wie die Küchensklaven, und wir wären bei lebendigem Leib verschüttet worden. So aber waren das die einzigen Opfer. Ich befahl den Sklaven, die Trümmer zu beseitigen und suchte hier Zuflucht. Mein Verwalter berichtete am folgenden Abend, die Aufseher hätten die Sklaven gut im Griff, und die Instandsetzung der Außenmauer schreite voran. Deshalb nahm ich an, es sei alles in Ordnung, doch am nächsten und übernächsten Abend meldete er sich nicht. Und jetzt seid ihr gekommen.« Er deutete auf die Toten. »Die sind am Abend aufgetaucht und haben von uns verlangt, das Tor zu öffnen. Als ich mich weigerte, wollten sie das Tor aufbrechen. Ich habe meine Leute angewiesen, sie daran zu hindern, und wie ihr seht, ist ihnen das gelungen. Die Sklaven haben sich in den Schutz des Waldes zurückgezogen. Seitdem halten wir die Augen offen.«
Macro nickte zu den Toten hinüber. »Das sind keine Sklaven?«
»Ein paar schon. Die anderen waren Fremde.«
Macro musterte nachdenklich die Leichen. »Das ist besorgniserregend. Ich hatte gehofft, der Aufstand wäre örtlich begrenzt. Aber wie es aussieht, wurden deine Sklaven von Fremden angeführt. Entweder von Räubern aus den Bergen, die das Durcheinander für Plünderungen ausnutzen wollen, oder von Sklaven eines anderen Landguts. Mit denen werde ich mich bei Gelegenheit befassen.«
»Befassen?« Demetrius wirkte alarmiert. »Aber ich habe ein Vermögen für sie ausgegeben.«
»Nun, dann ist deine Investition wohl nicht
Weitere Kostenlose Bücher