Cato 10 - Die Legion
immer schwarzsehen.«
Sie wurden von Hornstößen unterbrochen, die in den Hof herunterschallten. Beide Offiziere drehten sich um und reckten die Hälse, um zum Dach des Hauptpylonen hinaufzusehen. Drei Bucinas erklangen. Dahinter flatterte die Standarte der Zweiundzwanzigsten Legion mit ihrem goldgestickten Schakalkopf über dem Tempel. Auf einer Seite mühten sich vier Männer damit ab, eine Trophäe aufzurichten, die aus den Waffen und der Ausrüstung zusammengestellt war, die man den getöteten Feinden abgenommen hatte. Aurelius stand daneben und schaute stolz zu.
»Hm.« Macro kratzte sein stoppeliges Kinn. »Wenigstens er ist glücklich. Jetzt hat er zusätzlich zu seiner Verwundung auch noch einen großen Sieg vorzuweisen. Nichts kann ihn aufhalten. Der Mann hält sich für einen zweiten Alexander den Großen.«
Cato sah den Legaten einen Augenblick stumm an. »Dann lass uns hoffen, dass diese Stimmung rasch vorübergeht. Prinz Talmis zu schlagen ist etwas anderes, als diesen Tempel einzunehmen. Das Letzte, was wir brauchen, ist ein Befehlshaber, der seinen Feind unterschätzt.«
Macro nickte.
Die Bucinas erklangen erneut, und der Legat trat an den Rand der Plattform und hob die Arme, um die Aufmerksamkeit der Männer unten auf sich zu lenken. Es folgte eine kurze, erwartungsvolle Pause. Dann sprach er und strengte seine Stimme an, um sicherzugehen, dass seine Worte durch den ganzen Tempel trugen. »Männer der Zweiundzwanzigsten! Meine Brüder bei den Schakalen! Kameraden! Heute haben wir die erste unserer Schlachten gegen diesen nubischen Prinzen gewonnen, der es wagt, die römischen Provinzen Ägyptens mit seiner Anwesenheit zu besudeln! Seine Männer liegen tot zu unseren Füßen, und ihre Waffen sind jetzt unsere Trophäen.« Aurelius deutete mit einer weit ausholenden Geste auf das Triumphgebilde, das sich über dem Pylon erhob. »Das hier ist nur ein armseliges Symbol der Reichtümer und des Ruhms, die uns zufallen werden, sobald wir die Hauptarmee des Feindes vernichtet haben. Solange es römische Soldaten in Ägypten gibt, wird man sich mit Stolz an die Zweiundzwanzigste und den Namen ihres Befehlshabers erinnern. Denkt daran und behaltet es im Herzen, wenn wir von hier wegmarschieren, um gegen den Feind in die Schlacht zu ziehen!« Er stieß die Faust in die Luft. Es folgte ein Schweigen, und dann zog einer der Tribunen auf der Plattform sein Schwert, stieß es in die Luft und schrie: »Aurelius! … Aurelius! … Aurelius!«
Die anderen Offiziere stimmten ein. Nun wurde der Ruf auch von den Männern unten in den Tempelhöfen aufgegriffen.
Macro wandte sich an Cato. »Nicht gerade der beste Redner, den ich je gehört habe, aber er hat die zeitlose Gabe, seine Ansprachen gnädigerweise kurz zu halten.«
Cato lächelte. »Schade, dass man das von den meisten Politikern, die ich in Rom gesehen habe, nicht behaupten kann.« Sein Lächeln verschwand. »Wir müssen dafür sorgen, dass er nicht der Versuchung erliegt, seinen Nachruhm über den gesunden Menschenverstand zu stellen.«
»Das überlasse ich dir, Herr«, antwortete Macro. »Es ist besser, ein solcher Rat kommt von seinem stellvertretenden Obertribun als von seinem stellvertretenden Primus Pilus Centurio.«
Cato warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Danke.«
»Alles nur eine Frage der Hierarchie.« Macro zuckte mit den Schultern. »Außerdem kannst du gut reden. Ich möchte wetten, dass du es schaffst, eine Hure vom Mons Aventinus dazu zu überreden, dass sie es dir umsonst besorgt und dir dann auch noch ein Trinkgeld für das schöne Erlebnis gibt.«
Cato runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht recht, ob ich den Ehrgeiz habe, rhetorisch derart erfolgreich zu sein.«
»Wir werden ja sehen … Aber wir haben noch etwas zu tun.« Macro wandte sich einer Abteilung seiner Männer zu, die gerade noch den Legaten bejubelt hatte. »Ihr dort! Im Schnellschritt hierher!«
Sie eilten herbei, und Macro gab ihnen eine möglichst genaue Beschreibung von Ajax und schickte sie dann los, um nach seiner Leiche zu suchen. Er versprach demjenigen Mann, der den Gladiator fand, einen Krug Wein, und ließ sie wegtreten. Als die Männer davoneilten, angemessen motiviert, sich durch den zunehmenden Gestank der im Tempel verstreuten Leichen hindurchzuarbeiten, trat einer der Ordonnanzoffiziere aus dem Hauptquartiersstab an Cato heran und salutierte.
»Der Legat entbietet seine Hochachtung, Herr, und befiehlt, dass du und Centurio Macro ihn im
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