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Cato 10 - Die Legion

Titel: Cato 10 - Die Legion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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um fünfhundert Mann auf einmal überzusetzen. Du hast gesehen, mit welchen Schwierigkeiten wir bei unserer letzten Landung zu kämpfen hatten. Dabei war die gegnerische Truppe weit schwächer als die, der wir beim nächsten Mal gegenüberstehen würden. Wir haben zu wenige Männer, um das Risiko einer Aufspaltung der Armee einzugehen. Unsere beste Chance ist ein kühner Schlag am Ostufer des Nils. Wir müssen die nubische Armee finden und eine Schlacht erzwingen. Die Qualität unserer Truppen sollte uns den entscheidenden Vorteil verschaffen. Wir können den Feind demoralisieren, bevor er Gelegenheit erhält, seine überlegene Truppenzahl auszuspielen«, schloss Cato. Es folgte ein angespanntes Schweigen, und Cato schluckte. »Das ist mein Rat, Herr.«
    »Ich habe ihn zur Kenntnis genommen«, erwiderte der Legat schlicht. Er starrte Cato einen Moment lang an und fuhr dann fort: »Ich freue mich, dass du mein Vertrauen in unsere Männer teilst. Die Schakale und die Hilfstruppen haben bewiesen, dass sie den Anforderungen gewachsen sind. Ihr Mut ist über jeden Zweifel erhaben. Genau das ist der Grund, aus dem wir es uns leisten können, die Armee zu teilen. Jede Kolonne wird mehr als fähig sein, sich selbst zu verteidigen. Außerdem wird der Feind keinen Moment lang glauben, dass wir eine solche Aufspaltung der Armee wagen würden. Die Gegner wissen, dass sie uns zahlenmäßig überlegen sind, und sie erwarten, dass wir in der Defensive bleiben und ihnen die Initiative überlassen.« Aurelius hielt inne, als ihm ein Gedanke kam. Mit leisem Lächeln fuhr er fort: »Und genau zu dieser Überlegung habe ich den Feind ja ermutigt. Prinz Talmis ist in meine Falle gegangen. Deshalb hat er mir unklugerweise seine Kolonne auf dieser Seite des Stroms entgegengeschickt. Er hat nicht damit gerechnet, dass wir so schnell oder so erfolgreich reagieren.«
    Cato hüstelte. »Vielleicht sollten wir aus seinem Fehler lernen, Herr.«
    Aurelius schüttelte den Kopf. »Mir scheint, die … Feinheiten der Situation sind dir nicht klar, Tribun.«
    Cato zog die Augenbrauen hoch. »Feinheiten, Herr?«
    »Ich bin immer gerne bereit, meine Untergebenen von meiner Erfahrung profitieren zu lassen«, erwiderte Aurelius huldvoll. »Unser Feind wurde zu der Annahme verleitet, dass wir zu vorsichtig sind, um entschieden zu handeln. Er glaubt, diktieren zu können, wann und wo wir uns zur Schlacht stellen. Daher ist er zu selbstgefällig geworden. Das werden wir ausnutzen. Das Allerletzte, was er jetzt von uns erwartet, ist, dass wir ihn aus zwei Richtungen angreifen. Wir werden ihn überrumpeln, und das wird den Vorteil verstärken, den wir bereits durch die Qualität und Moral unserer Männer haben.« Aurelius hielt inne und lächelte Cato an. »Begreifst du jetzt meine Strategie, Tribun?«
    Cato erwiderte den Blick des Legaten. Ihm wurde ganz schwindelig von den vielfältigen Risiken, die dieser einzugehen bereit war. Die Kolonne von Hilfstruppen würde mit Sicherheit lange vor dem Zeitpunkt entdeckt werden, da sie wieder zum Ostufer übersetzte. Prinz Talmis könnte in aller Ruhe entscheiden, welchen römischen Truppenteil er zuerst vernichten wollte. Die Nubier hatten außerdem beweglichere Kräfte und konnten schneller marschieren als ihre Gegner. Beide Kolonnen würden längst besiegt sein, bevor die Römer die Falle schließen konnten. Und da war noch etwas, überlegte Cato. Weniger als ein Viertel der Armee war bei dem Angriff auf den Tempel dabei gewesen. Die übrigen Männer befanden sich noch immer im Lager auf der anderen Seite des Stroms. Sie hatten bei dem Angriff nicht mitgemacht und würden daher noch immer völlig unerfahren sein, wenn sie dem Feind zum ersten Mal ins Auge sahen. Cato wusste, dass es schwer war, das Verhalten von Männern vorherzusagen, die zum ersten Mal in eine Schlacht gingen. Manche würden wie Helden kämpfen. Die meisten würden sich ängstlich an die Kampftechniken halten, die sie erlernt hatten, und ihre Befehle befolgen, aber sie würden auch dazu neigen, das Beispiel anderer nachzuahmen. Wieder anderen würde das Herz vor Entsetzen hämmern, und schließlich würden sie die Nerven verlieren und weglaufen. Wenn genug Männer sich so verhielten, würden sie ihre Kameraden anstecken. Die Feigheit würde wie ein Lauffeuer um sich greifen, und die Armee wäre zum Untergang verurteilt. Er holte tief Luft.
    »Herr, es ist meine wohlerwogene Meinung, dass die Risiken dieses Plans die Vorteile bei Weitem

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