Cato 10 - Die Legion
setzte, nicht im Weg waren. Der Frachtraum war voll beladen, und Getreidesäcke und Öl- und Weinkrüge stapelten sich auf dem Deck.
»Ein Wunder, dass der Kahn nicht absäuft«, bemerkte Macro, der seinen Seesack abstellte und es sich unter dem kleinen Sonnensegel, das das Vordeck beschattete, bequem machte.
Cato nickte. Die Freibordhöhe betrug kaum mehr als dreißig Zentimeter, und er fragte sich, was passieren würde, falls der Prahm von einem plötzlichen Windstoß erfasst wurde. Bei all der Fracht an Bord würde das Schiff bestimmt wie ein Stein untergehen, und Cato hatte keine Lust, in den Nil zu stürzen. Ihn beunruhigte weniger die Aussicht, zum nächsten Nilufer schwimmen zu müssen, als der Gedanke an die Krokodile, die vielleicht im Schilf lauerten und auf leichte Beute warteten.
»Keine Angst, Centurio«, meinte Hamedes lächelnd. »Das Wasser des Nils ist immer ruhig und der Wind weht stetig. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Außerdem habe ich hier einen Krug Öl, um ihn den Nilgöttern zu opfern.« Er klopfte auf seinen Seesack. »Die werden uns beschützen.«
»Ich bin nicht besorgt, verdammt nochmal«, knurrte Macro. »Ich sage nur, dass das Boot überladen aussieht, das ist alles.«
Hamedes nickte verständnisvoll und streckte sich dann auf dem Rücken aus. Er bettete den Kopf sorgfältig auf den umfangreichen Seesack, den er an Bord gebracht hatte, und versuchte, Schlaf zu finden. Die beiden Römer betrachteten eine Weile die in der Ferne verschwindende Silhouette Alexandrias. Abwechselnd tranken sie aus einem Weinschlauch, den Macro auf einem der Märkte der Via Canopia gekauft hatte. Irgendwann hüstelte Macro und wandte sich Cato zu.
»Glaubst du wirklich, dass Ajax dort unten bei den Nubiern sein wird?«
»Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir«, erwiderte Cato. »So kann er seinen Krieg gegen Rom am besten fortsetzen.«
»Und seinen Krieg gegen uns?«
»Warum nicht? So hat er die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wo sollten wir schon sein, wenn der Statthalter selbst noch die allerletzten Männer zusammentrommelt, um den Einfall zurückzuschlagen.«
»Zu den Allerletzten möchte ich ja nun nicht gerade gehören, auch wenn dir das vielleicht egal ist.« Macro grinste ihn an. »Aber ich verstehe, was du meinst. Und wenn du recht hast, sollte es die Aufgabe, Ajax zu finden, erleichtern. Allerdings kommt erst die Pflicht, nicht wahr? Erst müssen wir die Nubier besiegen, dann können wir Ajax suchen.«
»Der Sieg über die Nubier könnte eine schwierigere Angelegenheit werden, als du meinst.«
»Warum denn?«
»Ich habe vor meinem Aufbruch aus dem Palast mit einem von Petronius’ Stabsoffizieren gesprochen. Ich wollte etwas über die Truppe erfahren, die Candidus zur Verfügung steht. Die beiden Infanteriekohorten scheinen gute Einheiten zu sein, aber die Kavallerie ist unter Sollstärke. Meine eigentlichen Zweifel beziehen sich aber auf die Zweiundzwanzigste.«
»Die Männer sind Legionäre. Sie werden sich allem gewachsen zeigen, das die Nubier ihnen entgegenstellen.«
»Das hoffe ich.« Cato rieb sich das Kinn und wünschte, er hätte die Gelegenheit wahrgenommen, sich vor der Abfahrt aus Alexandria rasieren zu lassen. »Tatsache ist aber, dass die Zweiundzwanzigste ein bisschen ungewöhnlich ist.«
»Ach ja? Was hat sie denn für eine Geschichte?«
»Die Legion wurde von Marcus Antonius aufgestellt. Er füllte die Reihen mit Männern aus Kleopatras Armee. Nach Octavians Sieg über Antonius wurde die Zweiundzwanzigste in die römische Armee eingegliedert. Seit damals steht sie am Nil. Die Angehörigen der Legion sind entweder Griechen oder Ägypter aus den Nilstädten.«
»Dann denkst du also, sie könnten ein bisschen verweichlicht sein?«
»Vielleicht. Seit dem Bürgerkrieg waren sie an keinem größeren Feldzug mehr beteiligt. Für die meisten von ihnen wird das hier die erste richtige Kampfsituation sein, mit der sie je konfrontiert waren. Ich hoffe nur, dass ihre Ausbildung dafür ausreicht.«
Macro schüttelte den Kopf. »Cato, selbst wenn die Qualität der Männer fraglich sein sollte: Sie werden von Centurionen befehligt, und Centurionen sind in der ganzen Welt gleich, mein Freund. So hart und anspruchsvoll, wie man nur sein kann.«
»Nicht alle. Wir haben zu unserer Zeit unseren Anteil an schlechten Offizieren gesehen.«
»Ein paar, na gut«, antwortete Macro knapp. Er wollte sich nicht auf eine Herabwürdigung der
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