Cato 11 - Die Garde
und ließ ihn zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch entweichen. »Verstehe. Und du hast es nicht für nötig befunden, mich darüber in Kenntnis zu setzen ?«
»Centurio Sinius hat mir befohlen, dich im Auge zu behalten und notfalls zu handeln. Er hat mir nicht gesagt, ich solle dich von meinen Anweisungen in Kenntnis setzen. Ich habe angenommen, du wüsstest entweder Bescheid oder solltest nicht wissen, welche Rolle ich bei dem Anschlag spiele .«
Tigellinus fixierte Cato einen Moment, dann wandte er sich an Macro. »Und du? Was hast du davon gewusst, Calidus ?«
»Nichts, Herr « , antwortete Macro wahrheitsgemäß.
Tigellinus wandte sich wieder Cato zu. »Ich frage mich, was das Ganze soll .«
Cato zuckte mit den Schultern. »Ein geteiltes Geheimnis bedeutet doppeltes Risiko, Herr. Vielleicht hat Sinius deshalb nur mich damit beauftragt, dich im Auge zu behalten .«
»Mag sein « , sagte Tigellinus nachdenklich. »Wenigstens weiß ich jetzt, was unsere guten Freunde, die Liberatoren, von mir halten .«
»Herr, ich weiß nicht, ob ich dir das sagen durfte. Sinius hat es mir nicht ausdrücklich verboten. Aber vielleicht ist es besser, wenn er nicht erfährt, dass wir miteinander gesprochen haben .«
Tigellinus’ Miene nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Einstweilen halte ich den Mund, Capito. Aber wenn Sinius dir in Zukunft einen Auftrag gibt, gibst du mir Bescheid. Ist das klar ?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das klug wäre, Herr .«
»Bestimmt nicht. Aber wenn ich Sinius sagen würde, dass du ein lockeres Mundwerk hast, würde er dich wohl kaum noch länger als verlässliches oder unersetzliches Mitglied der Verschwörung betrachten. Verstehst du, was ich damit sagen will? Wenn er mit dir redet, informierst du mich in Zukunft unverzüglich. Andernfalls werde ich dir das Leben nicht nur schwer, sondern auch gefährlich machen. Verstanden ?«
»Ja, Herr .« Cato nickte. »Wie du meinst .«
»Gut. Und jetzt verschwindet. Ich muss den verfluchten Dreck abwaschen und meine Ausrüstung reinigen .«
Cato und Macro traten beiseite. Als Tigellinus an ihnen vorbeiging, stieg ihnen ein übler Geruch in die Nase. Sie schauten ihm nach, bis er das Ende der Kolonnade erreichte hatte, sein Quartier betrat und die Tür hinter sich schloss.
Macro wandte sich Cato zu und funkelte ihn an. »Was sollte das? Von Sinius’ Anweisung hast du mir nichts gesagt .«
»Weil er mir nie eine solche Anweisung gegeben hat .«
»Was ?« Macro runzelte die Stirn, dann wies er mit dem Daumen zur Unterkunft des Centurios. »Warum hast du ihn dann angelogen ?«
Cato blickte in beide Richtungen der Kolonnade und vergewisserte sich, dass niemand ihre gedämpfte Unterhaltung belauschen konnte. »Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich es abgestritten, hätte Tigellinus sich denken können, dass ich den Kaiser nicht töten, sondern beschützen wollte. Ich musste doch den Eindruck erwecken, dass wir auf derselben Seite stehen .« Cato gab seinem Freund einen Moment Zeit zum Nachdenken, dann fuhr er fort: »Jedenfalls ist es günstig für uns, wenn Tigellinus Sinius und den anderen Liberatoren gegenüber misstrauisch ist. Teile und herrsche. Außerdem ist es gut, wenn er glaubt, er habe uns in der Hand. Unter diesen Umständen neigen viele Menschen zu Indiskretionen .«
»Und ich stehe als Idiot da« , erwiderte Macro verstimmt. »Als ob man mir nicht trauen würde .«
»Überhaupt nicht. Die Liberatoren spielen ein gefährliches Spiel. Sie müssen im Geheimen operieren. Da ist es nur logisch, dass nur einige wenige Leute Bescheid wissen und dass man ihnen gerade so viel Informationen gibt, wie sie benötigen, um ihre Rolle zu spielen. Verstehst du ?«
»Klar versteh ich das .« Macro schäumte. »Ich kann’s nur nicht haben, wenn man mich blöd dastehen lässt .«
»Das lässt sich im Moment nicht ändern. Wir müssen auf alles vorbereitet sein, Macro .« Cato forschte im Gesicht seines Freundes nach einem Anzeichen von Einsicht. »Die Lage spitzt sich immer mehr zu. Sobald wir das durchgestanden haben, kehren wir zum Soldatenhandwerk zurück .«
»Vorausgesetzt, Narcissus hält sein Wort .«
»Das stimmt « , räumte Cato ein.
»Und vorausgesetzt, wir überleben dieses kleine Intrigenspiel .«
»Solange wir aufeinander aufpassen und unsere Zunge hüten, stehen die Chancen dafür gar nicht schlecht .«
»Würdest du darauf wetten ?«
»Du bestimmst den Einsatz .« Cato lächelte, spuckte sich in die Hand
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