Cato 11 - Die Garde
Kohorte zum vorbereiteten Lager, das ein Stück weit von den Gefangenenpferchen entfernt lag. Als die Centurios und Offiziere den Befehl zum Ablegen des Gepäcks gaben, bewegte Macro die Schultern und wackelte mit dem Kopf, um die Verkrampfung der Nackenmuskeln zu lösen. Dann hielt er inne und schnupperte.
»Was ist das für ein Gestank ?«
Cato zeigte zu den Gefangenenpferchen. »Kommt von da drüben. Ich seh da keine Latrinengräben. Die müssen sich in ihren Pferchen erleichtern .«
Beide Männer blickten zur Palisade hinüber, dann murmelte Macro: »So geht man nicht mit Kämpfern um .«
»Das sind keine Kämpfer. Erinnere dich, was Narcissus gesagt hat. Es sind überwiegend Kriminelle und anderer Abschaum, mit denen man auf beiden Seiten die Reihen füllt .«
Macro schwieg einen Moment. »Trotzdem, sie müssen bald kämpfen und sollten nicht wie Tiere behandelt werden .«
»He, ihr da !« , rief Fuscius. »Trödelt nicht herum! Geht zu den Wagen und holt ein Zelt für die Abteilung !«
Mehrere Wagen standen an der anderen Seite des Lagers, und die Männer der Kohorte luden bereits Bündel Ziegenfell, Zeltstangen, Spannseile und Befestigungspflöcke ab. Als Macro und Cato zwischen den Leinen entlang, mit denen die Plätze für die Zelte markiert waren, zu den Wagen stapften, lachte Macro leise auf. »Der Optio hat anscheinend seine Stimme wiedergefunden. Brüllt herum wie ein alter Kämpe. Oder versucht’s zumindest. Komisch, der erinnert mich an dich, als du noch neu warst .«
»Wieso denn das ?« Cato musterte Macro erstaunt.
»Sicher doch. Wolltest deine Unerfahrenheit mit Lautstärke und Übereifer wettmachen .«
»War ich wirklich so ?«
»In etwa schon .« Macro lächelte. »Aber du hast dich dann doch noch gemacht. So wie unser Fuscius, wirst schon sehen .«
»Kann sein .« Cato sah zum Optio hinüber und senkte die Stimme. »Wenn er schlau ist, beteiligt er sich an keiner Verschwörung .«
»Glaubst du, er steckt mit drin ?«
»Keine Ahnung .« Cato überlegte. »Seine Beförderung kam ebenso überraschend wie die von Tigellinus, deshalb behalte ich mir ein abschließendes Urteil vor .«
Macro schüttelte den Kopf. »Du siehst überall Verschwörer, mein Junge. Wird nicht mehr lange dauern, dann verdächtigst du auch noch mich .«
Cato lächelte. »Wenn es so weit kommt, suche ich mir ein stilles Örtchen und schneid mir die Pulsadern auf. Wenn ich mir einer Sache sicher bin, dann ist das unsere Freundschaft. Die hat uns … «
Macro lächelte verlegen und gebot seinem Freund mit erhobener Hand Einhalt. »Jetzt mach aber mal halblang, Cato, sonst kommen mir noch die Scheißtränen .«
Im Laufe der Nacht trafen die Sklaven und Bediensteten des Kaiserhofes ein und bereiteten den Pavillon für die Kaiserfamilie und deren Gäste vor. Im Schein der Kohlebecken und Lampen sorgten sie dafür, dass alle Möbel, Esstische und Diwans für die zum nächsten Mittag erwartete Ankunft des Kaisers bereitstanden. Ein steter Strom von Fackeln, die am gegenüberliegenden Seeufer entlangwanderten, kündete vom Eintreffen der Sklaven, die den Auftrag hatten, gute Plätze für ihre Herren zu suchen, die in Rom noch in den Betten lagen. Das andere Ufer war fast eine halbe Meile entfernt. Vor den dunklen Hügeln zeichneten sich Lagerfeuer und Fackeln ab, die sich im See spiegelten. Als sich die übrigen Männer ihrer Abteilung im Zelt schlafen gelegt hatten, teilten Cato und Macro sich einen Weinschlauch und schauten zu, wie immer mehr Menschen am anderen Ufer auftauchten.
»Ich bezweifle, dass es je wieder ein so großes Spektakel geben wird « , meinte Cato. »Schwere Zeiten verlangen nach aufsehenerregenden Zerstreuungen. Wenn mit der Veranstaltung irgendetwas schiefgeht oder das Volk fühlt sich nicht angemessen unterhalten, sind Claudius’ Tage gezählt. Entweder der Mob reißt ihn in Stücke, oder die Liberatoren stoßen ihm ein Messer in den Rücken, oder jemand aus seiner nächsten Umgebung beseitigt ihn .« Cato schwieg einen Moment. Er nahm ein Stück Holz in die Hand und warf es ins erlöschende Lagerfeuer. »Scheiße … «
»Was ist ?«
»Sieht alles nicht so rosig aus, was? Wir setzen unser Leben aufs Spiel und vergießen unser Blut, um die Barbaren von den Grenzen Roms fernzuhalten, nur damit diese Idioten alles in Gefahr bringen können .«
»Ja, und? Kannst du was dran ändern ?«
Cato schwieg, dann blickte er seinem Freund vorsichtig in die Augen. »Zugegeben, nicht viel. Aber ich
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