Cato 11 - Die Garde
ging zu den Arbeitern hinüber, die den Prätorianer argwöhnisch musterten.
Cato lächelte. »Kein Grund zur Besorgnis. Ich bin nicht auf Ärger aus. Ich möchte euch um einen Gefallen bitten .«
»Einen Gefallen ?« Ein kleiner, kräftig gebauter Mann mit kurz geschorenem dunklem Haar hob die Augenbrauen. »Wie sähe der aus ?«
»Ihr bekommt Geld dafür .« Cato zückte seinen Geldbeutel und klimperte mit den Münzen. »Ich möchte mich heute Abend mit einer Frau treffen, aber ihr Mann hat Wind davon bekommen, dass sie einen Geliebten hat. Er erwartet mich draußen mit ein paar Freunden. Sie sind mir vom Lager bis hierher gefolgt. Ich möchte unbemerkt verschwinden. Deshalb würde ich gern mit einem von euch den Umhang tauschen, und der müsste dann meinem Freund Gesellschaft leisten .« Cato deutete auf Macro. »Ich breche mit dem Rest von euch auf. Ihr bekommt dafür zwanzig Sesterzen .«
»Wenn du so viel Geld auf den Tisch legst, muss das ja ein Prachtweib sein « , meinte einer der Männer.
»Glaub mir, das ist sie auch .« Cato lächelte.
Der kleine Mann spitzte die Lippen. »Du willst die Frau eines anderen Mannes flachlegen, und wir sollen dir dabei helfen. Das ist ein schmutziges Geschäft, mein Freund. Weshalb sollten wir uns darauf einlassen ?«
»Weil der Mann der Frau Steuereintreiber ist .«
»Wieso hast du das nicht gleich gesagt ?« Der Mann grinste. »Klar helfen wir dir – aber das kostet dreißig Sesterzen .«
Catos Miene verhärtete sich. »Dreißig? Fünfundzwanzig und keine Sesterze mehr .«
»So toll ist sie wohl auch wieder nicht, dass du nicht trotzdem feilschst .«
Dreißig Sesterzen waren für einen Arbeiter mehr als ein Monatslohn. Cato tat so, als hadere er mit sich, dann nickte er schließlich. »Also gut, dreißig. Fünfzehn sofort und den Rest, wenn ich draußen bin .«
»In Ordnung, Soldat .«
Cato zählte die Hälfte des Betrags ab, und der untersetzte Mann wandte sich an einen seiner Kumpel, einen hochgewachsenen, hageren Mann Mitte fünfzig. »Porcinus, du hast die gleiche Statur. Gib ihm deinen Umhang .«
»Gib ihm deinen !« , entgegnete der dünne Mann.
Sein Kollege wandte sich herum und zeigte mit seinem Stummelfinger auf Porcinus’ Brust. »Tu, was ich sage, sonst setzt es was .«
Porcinus wollte protestieren, doch er besann sich und nickte mürrisch. Er löste die Halsschließe, reichte den Umhang Cato und nahm dafür dessen Umhang entgegen. Als Cato den Umhang anlegte, rümpfte er die Nase wegen des penetranten Uringeruchs. »Ihr seid Tuchwalker, hab ich recht ?«
»Das sind wir .« Der untersetzte Mann grinste. »Die besten Togareiniger in der ganzen Stadt. Ohne Pisse geht’s nun mal nicht. Tät mich nicht wundern, wenn deine Frau nicht erfreut über die Wahl deiner Helfer wäre .«
»Das Risiko muss ich eingehen .« Seufzend zog Cato die Kapuze über den Kopf. »Dann wollen wir mal .«
Die Männer leerten ihre Becher und erhoben sich. Einige schlugen wie Cato die Kapuze hoch, damit er nicht auffiel. Der Sprecher legte den Prätorianerumhang an und nahm Macro gegenüber Platz, mit dem Rücken zur Tür. Macro schenkte ihm einen Becher von dem Wein ein, den der Wirt kurz zuvor gebracht hatte. Die Tuchwalker verabschiedeten sich lautstark vom Wirt und gingen hinaus. Mit Cato in der Mitte schritten sie über den Platz und wandten sich zu einer kleinen Gasse, die in die Subura hineinführte. Das kam Cato gelegen. Er beteiligte sich am munteren Geplauder und lachte laut, als jemand einen Scherz über die Frau des Wirts machte. Währenddessen blickte er in die Hauseingänge und Seitengassen. Abgesehen von einem räudigen Hund, der von einem Abfallhaufen zum nächsten trottete, regte sich jedoch nichts. Cato blieb bei der Arbeitergruppe, als sie in die schmale Gasse traten, die zwischen den zerfallenden Wohnblöcken des ärmsten Stadtbezirks eingezwängt war. Als die Gasse eine Biegung beschrieb, klopfte er dem untersetzten Mann auf die Schulter und murmelte: »Hier verabschiede ich mich .« Er reichte dem Mann die restlichen Münzen. »Ich danke dir .«
Das Gesicht des Walkers war in der Düsternis der Gasse nicht zu erkennen, als er erwiderte: »Grüß die Dame von mir .«
»Wird gemacht .«
»Porcinus’ Umhang kannst du mir geben .«
Cato bezweifelte, dass der Mann seinen Umhang je wiedersehen würde, wenn er ihn jetzt aus der Hand gab. »Den brauche ich noch. Ich gebe ihn zurück, wenn ich wieder in die Kneipe komme .«
»Wie du willst « , meinte
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