Cato 11 - Die Garde
der Walker. »Kommt, Leute .«
Als sich die Männer in der mit einer dicken Schicht Unrat bedeckten Gasse entfernten, trat Cato in einen Hauseingang. Er verharrte regungslos, wagte kaum zu atmen und wartete, bis das Geräusch der Schritte und das Hin und Her der Stimmen in den Hintergrundgeräuschen der Stadt aufgegangen waren. Was er jetzt noch hörte, waren gelegentliche Rufe, das Greinen hungriger Säuglinge und das Klappern von Fensterläden. Er wartete noch eine Weile, bis er sicher war, dass ihm niemand in die Gasse gefolgt war. Schließlich trat er aus dem Hauseingang hervor und begab sich vorsichtig zu der Straße mit der konspirativen Wohnung. In einiger Entfernung vom Wohnblock blieb er stehen und wartete wieder, bis er sicher war, dass der Eingang nicht beobachtet wurde. Dann überquerte er die Straße und schlüpfte in den schmalen Eingang.
Auf der dunklen Treppe stank es durchdringend nach Schweiß und gekochtem Gemüse. Obwohl er sich bemühte, leise zu sein, knarrten die Holzstufen unter seinen Füßen erschreckend laut. Hinter einigen Türen waren gedämpfte Stimmen zu hören und hin und wieder auch heftiges Schluchzen. Dann näherte er sich dem dritten Stock. Cato wurde langsamer. Von der Anstrengung des Treppensteigens und vor Anspannung klopfte ihm das Herz. Durch eine Wandöffnung fiel ein Streifen Mondschein und milderte ein wenig die Dunkelheit. Da er den Eindruck hatte, dass sich auf dem Treppenabsatz nichts regte, ging Cato zur Tür und streckte die Hand nach dem Riegel aus. Und erstarrte.
Das Geräusch war kaum wahrnehmbar, wie von an Holz streifendem Baumwollstoff. Ein Einatmen. Cato hantierte am Riegel, ließ die rechte Hand an der Seite herabsinken und zog behutsam den Dolch aus der Scheide. Auf der nach oben führenden Treppe raschelte es, dann näherten sich Schritte. Cato fuhr herum, schlug mit der Linken die Kapuze zurück und stieß den Dolch vor, bereit zum Zustechen. Als in dem Streifen Mondlicht etwas auffunkelte, wurde ihm klar, dass der andere Mann ebenfalls bewaffnet war. Er wandte der Wandöffnung den Rücken zu, und sein Gesicht war in Dunkelheit gehüllt, als er knapp außerhalb von Catos Reichweite stolpernd zum Stehen kam.
»Keinen Schritt näher !« , zischte Cato. »Lass das Messer fallen !«
Einen Moment lang herrschte angespannte Stille, dann senkte der andere Mann seine Klinge und schob sie mit leisem Klicken in die Scheide. Er kam die letzten beiden Treppenstufen herunter und trat in den schwachen Mondschein.
»Septimus … « Cato seufzte schwer, seine Schultern entspannten sich. »Du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt .«
Narcissus’ Spitzel lachte nervös. »Mir ging’s nicht anders. Und jetzt lass uns hineingehen .«
Als die Öllampe brannte, setzten sich die beiden Männer beiderseits der blassgelben Flamme auf das Schlafzeug. Septimus holte ein Tuch aus seiner Tragetasche hervor, in das er Brot und Wurst eingeschlagen hatte. Er bot Cato davon an, und während sie sich unterhielten, nahmen sie hin und wieder einen Bissen.
»Du hast geschrieben, du wolltest Bericht erstatten « , sagte Septimus und zeigte auf das Versteck unter den Dielenbrettern. »Im Palast gibt es neue Entwicklungen, und Narcissus findet, dass ihr davon wissen solltet. Deshalb bin ich hier. Ich warte schon seit fast zwei Tagen .«
»Weshalb hast du auf der Treppe gewartet ?«
»Es ist unklug, sich in einem Raum ohne Notausgang einzuschließen. Also, was hast du zu berichten ?«
Cato schilderte seine Unterredung mit Sinius. Septimus runzelte die Stirn. »Er möchte, dass ihr Lurco tötet? Aber warum? Er gehört zu denen. Dem Gefangenen zufolge, den wir verhört haben, ist er einer der Rädelsführer. Das verstehe ich nicht .«
»Vielleicht hat Lurco etwas getan, das ihren Plänen geschadet hat .«
»Das könnte sein. Hat etwas für sich, wenn man die schwachen Glieder einer Kette entfernt .«
Cato musste über den Vergleich lächeln. Septimus war durch und durch das Geschöpf des kaiserlichen Sekretärs und genauso skrupellos wie dieser. Er schob den Gedanken beiseite und entschloss sich, seine Bedenken zu äußern.
»Ich habe Lurco eine ganze Weile beobachtet, und er entspricht so gar nicht meiner Vorstellung von einem Verschwörer. Dem fehlt es am nötigen Schneid, um so etwas durchzuziehen .«
»Dann ist er eben ein feiger Verräter « , höhnte Septimus.
»Machen die Liberatoren auf dich einen feigen Eindruck? Sie mögen sich verstecken, aber es braucht Mut, um sich
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