Catpower: Das ultimative Körperbuch (German Edition)
Oberkörper bleibt steif, schwingt nicht mit, drückt auf den Unterkörper, verschachtelt die Wirbelgelenke.
Es ist nur nach jahrelangem Training möglich, auf hohen Absätzen das Becken mobil einzusetzen, also links und rechts unabhängig voneinander am Stamm in Rotation zu bringen. Es ist nur nach jahrelangem Training möglich, auf hochhackigen Schuhen bewusst den Levator Ani zu aktivieren. Ohne dieses Training verspannen sich die äußere und die mittlere Beckenbodenschicht und der quere Bauchmuskel (Transversus abdominis), die Verkürzung kippt das Becken. Die virtuosen Stöckelgängerinnen – nicht die junge Schöne vom Flughafen – halten das Becken aufgerichtet, indem sie den kleinen und den mittleren Gluteusmuskel anspannen. Das ergibt zwar mit den Jahren einen Kastenhintern, immerhin wird etwas vom Gewicht an den hinteren Körperteil verlagert.
Schlimmer ist, dass die verspannten »Verpackungsmuskeln« des Gluteus (Gesäß) die Tiefenmuskulatur des Beckenbodens einsperren, am Arbeiten hindern. Sie erschlafft, und mit ihrer Erschlaffung erschlafft auch die Leitfähigkeit der Lustnerven. Viele chronische Stöckelgängerinnen berichten, sie könnten nur mit größter Anspannung, mit durchgestreckten Zehen, Füßen, Beinen, zum Orgasmus kommen, und manchmal münde er in einen Krampf in den Waden und sei alles andere als erlösend.
Heute könnte ich es, das perfekte Stöckeln, für rund drei Stunden geht es problemlos, nur will ich nicht mehr. Weil ich mich in flachen Schuhen so viel anmutiger und geschmeidiger fühle. Weil ich die Reaktionsgeschwindigkeit und die Kraft und die Aufspannung meines Körpers bei jedem Schritt spüre, beglückend spüre. Es ist ein Gefühl von Lebendigkeit. Das muss auch objektiv so sein, denn ich erhalte viele Komplimente für die Art, wie ich mich bewege. Catpower kennt kein Alter. Powerkatzen tragen keine Stöckelschuhe. (Nehmen Sie mich nicht zu wörtlich, Frauenlaunen sind in Sachen Mode nicht zu trauen. Lachen Sie mich einfach aus, wenn Sie mich doch in Stöckelschuhen antreffen.)
Die Anatomie der perfekten Brücke
Der Fuß besteht aus 26 Knochen und bildet 21 Gelenke. 23 Muskeln, die sich zum Teil in viele kleine Untermuskeln verzweigen, halten die ganzen Knochen zusammen. Der Bandapparat, der die Füße stabilisiert, ist ein Meisterwerk in sich. Dank dieser stabilen Einbettung in Bänder und Muskeln können die Fußgelenke durch Manipulation und gezieltes Training mobilisiert und weitgehend zur ursprünglichen Bauplanordnung zurückgeführt werden, auch wenn Sie den Fuß schon platt gedrückt oder in einen Hallux valgus (Hallux varus, rigidus; Plattfuß, Senkfuß, Spreizfuß, Hohlfuß, Knickfuß) gezwungen haben. Die feinen, kleinen Muskeln des Fußes reagieren wie alle anderen Muskeln des Bewegungsskeletts bereitwillig mit Kraft und Geschmeidigkeit, wenn sie vernetzt und gestärkt werden. Stimmt die Fußachse, so kommt auch die Beinachse ins Lot, und es kann über die wichtigsten Muskel-Sehnen-Netzwerke des Fußes die gesamte Beinmuskulatur von unten nach oben, Fuß, Bein, Beckenboden, Rücken, Bauch, vernetzt werden. Diese Vernetzung macht den Kreuzgang leicht und geschmeidig.
Catpower in Bewegung
Verschraubung der Beinachse und der Füße
Was diese Übung will: Das Becken aufrichten. Den unteren Rücken befreien vom Druck von oben und unten. Die Kreuzbeingelenke öffnen. Außerdem können Sie in dieser Übung die Verschraubung des langen Hebels Bein bewusst spüren und ausrichten. Die köstliche Dehnung der gesamten Hüftund Beckenmuskeln ist schon fast Nebenerscheinung.
Grundposition: Aufrecht sitzen auf Hocker oder Stuhl, möglichst weit am vorderen Rand. Füße hüftweit auseinander, leicht in V-Stellung. Diese V-Stellung bringt auch Ihr Becken in V-Form: unten schmal, oben weit. Für Liebhaber von Formeln: Die Fersenbeine stehen so weit auseinander wie die Sitzbeinhöcker, die kleine Zehe ist auf Linie mit dem Vorderrand der Beckenschaufel 9 . Knie exakt über den Fersen ausrichten.
Großzehengrundgelenk und Fersenmitte über dem Boden schweben lassen. Steißbein und Schambein nach unten verlängern, Kronenpunkt nach oben. Schultern entspannen.
Hände verschränken, Arme über den Kopf ausstrecken, Handflächen zur Decke dehnen, Schultern weit setzen. Durch die Sitzbeinhöcker einatmen, das Becken nach unten entspannen, den Atem durch die Wirbelsäule zum Kronenpunkt leiten, ausatmen und mit dem Ausatmen lang werden.
Am linken Fuß
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