Caylebs Plan - 6
Halbrook Hollow aus dem Weg geräumt hätten, diesen gottergebenen, treuen Diener der Kirche, und zum anderen, um diesem infamen und absolut lächerlichem Lügengespinst, die Kirche hätte Hektor und seinen Sohn ermorden lassen, eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen.«
»Na wunderbar!«
Cayleb lehnte sich in seinem Klappstuhl zurück und schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. Er wünschte, es gäbe eine Möglichkeit - irgendeine Möglichkeit! -, Merlins Analyse zu widersprechen. Bedauerlicherweise ...
»Euch ist doch bewusst, dass die Tarngeschichte, die wir uns für unseren Besuch in Tellesberg zurechtgelegt haben, uns jetzt, nach dem Attentat auf Hektor, gewaltig in den Hintern beißen wird, oder nicht?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen. »Wen hätte ich denn sonst so unbedingt treffen wollen, persönlich und heimlich - so heimlich, dass ich nur eine einzige Leibwache mitgenommen habe, und dann noch eine Leibwache, der ich, wie allgemein bekannt ist, ganz besonders vertraue. Alle werden denken, ich hätte mich mit den Leuten getroffen, die für Hektors Ableben sorgen sollten.«
»Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen«, erwiderte Merlin.
»Und ich wette, nur sehr wenige Leute in Manchyr wussten oder ahnten, dass Hektor gerade die ersten Schritte unternommen hatte, um mit mir über die Kapitulationsbedingungen in Verhandlung zu treten«, fuhr Cayleb fort. »Das Argument, ich hätte keinerlei Grund gehabt, ihn ermorden zu lassen, wo er doch kurz davor war, mir sein ganzes Fürstentum zu überlassen, lässt sich daher gar nicht vorbringen.«
»Das Sahnehäubchen auf dem Ganzen ist, dass Hektor bei seinem eigenen Volk auch noch so beliebt war. Mir fällt nichts ein, womit wir die Corisandianer überzeugen könnten, nicht hinter dem Attentat zu stecken. Also wird es höllisch schwer werden, hier in Corisande auch nur ein Mindestmaß an Ordnung aufrechtzuerhalten«, setzte Merlin grimmig hinzu.
»Ihr wisst wirklich ganz genau, wie man mich aufmuntern kann!« Cayleb öffnete die Augen und entblößte die Zähne. »Sind Euch ... noch weitere, ebenso wenig angenehme Aspekte unserer Lage in den Sinn gekommen?«
»Bislang noch nicht, aber ich bin mir sicher, das ändert sich noch.«
»Ich auch«, meinte Cayleb unglücklich. Er schüttelte den Kopf. »Wisst Ihr, Clyntahn ist ein Haufen Drachenscheiße, aber er ist gerissen: Das hier ist einer seiner Schachzüge, der, soweit ich das beurteilen kann, nur Vorteile für ihn hat.«
»Abgesehen von der unbedeutenden Tatsache, dass er dafür einen sechzehnjährigen Jungen und dessen Vater ermorden lassen musste.«
»Ach, doch nur zwei weitere Morde! Das ist doch eine Kleinigkeit für einen Mann wie Clyntahn!« Cayleb schnippte mit den Fingern; in der Stille des Zeltes klang es wie ein Pistolenschuss. »Er ist Gottes Inquisitor, Merlin - jeder, den er umbringen muss, hat es offensichtlich auch verdient! Das ist der Plan, den Gott sich für Safehold zurechtgelegt hat!« Die Stimme des Kaisers verriet, wie verbittert er war. Seine braunen Augen waren hart wie Stein. »An Clyntahns Händen«, fuhr er fort, »klebt genug Blut, um fünfzig Männer in die Hölle zu verdammen, also warum nicht noch ein bisschen mehr Blut vergießen?«
Merlin antwortete ihm nicht. Es gab nichts, was er hätte antworten können.
Einige Sekunden lang starrte Cayleb nur ein Stück weit vor sich auf den Boden. Dann stemmte er sich aus dem Klappstuhl.
»Wir sollten nach Nahrmahn schicken«, sagte er und brachte tatsächlich ein schmales Lächeln zustande. »Was haben wir doch für ein Glück, dass wir ihn in die Außenbezirke des Inneren Kreises aufgenommen haben! So können wir wenigstens seinen Rat einholen und uns überlegen, welche Intrigen wir am besten spinnen, bevor uns die Intrigen der anderen Seite zu Fall bringen.«
.V.
Sir Koryn Gahrvais Quartier, Dairos,
Baronie Dairwyn, Corisande-Bund
»Glauben Sie ihm?«, fragte Alyk Ahrthyr mit rauer Stimme.
Er saß in dem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer des Hauses, das Sir Koryn Gahrvai und seinen beiden rangältesten Untergebenen in Dairos zugewiesen worden war - ein beneidenswertes Gefängnis: Es gab kaum etwas an der Wohnsituation auszusetzen. Abgesehen von der unbedeutenden Kleinigkeit, dass man eben ein Gefangener war.
Im Augenblick jedoch war das nebensächlich. Windshare bewegte die Frage, die er Gahrvai gestellt hatte, wesentlich mehr.
»Ich weiß es nicht«, gestand Gahrvai nach kurzem Schweigen
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