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Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ein.
    Er stand am Fenster, betrachtete die beiden charisianischen Marines, die mit Gewehren in den Händen vor dem Haus Wachdienst verrichteten. Auf den Straßen von Dairos herrschte deutlich geschäftigeres Treiben als zuvor - vor der Invasion nämlich. Die Stadt war immer noch Caylebs Hauptversorgungsbasis. Das bedeutete, dass unablässig gewaltige Mengen an Versorgungsgütern, Fracht und Verstärkungstruppen an Land gebracht wurden. Mittlerweile, so schätzte Gahrvai, musste Caylebs Truppenstärke in der Größenordnung von fünfundsiebzigtausend Mann liegen, und das machte Dairos für die Logistik der Charisianer um so wichtiger.
    Zugleich bedeutete es auch, dass Charis so viel Platz in den Lagerhäusern benötigte, wie sich nur organisieren ließ. Zur großen Überraschung der Geschäftswelt von Dairos zahlte Cayleb den üblichen Marktpreis für die Nutzung jeglicher Räumlichkeiten, die dem charisianischen Militär allein zur Verfügung gestellt wurden. Er weigerte sich allerdings beharrlich, höhere Preise zu zahlen als die ortsüblichen. Vielleicht erklärte dieser Umstand, warum die Wirtschaft in der Stadt so stabil blieb wie eh und je. Die Hafenpatrouillen, die nun die Marines des Kaisers übernommen hatte, verhinderten außergewöhnlich erfolgreich etwaige unschöne Zusammenstöße zwischen den Invasoren und der Stadtbevölkerung. Natürlich hatte es trotzdem die eine oder andere Reiberei gegeben. Das war schlichtweg unvermeidbar. Aber Caylebs Militärgouverneur hatte rasch und in aller Öffentlichkeit gemäß den äußerst strengen Kriegsrecht-Gesetzen des Kaiserreichs Charis Recht gesprochen.
    Die Dairosianer waren sich nur allzu bewusst, dass ihre Stadt in einem Krieg eingenommen worden war. Trotzdem wussten sie auch, dass sie und all ihre Habe unter charisianischem Recht mindestens ebenso gut behütet und beschützt waren wie seinerzeit gemäß corisandianischem Recht.
    Cayleb war schlau und vorsichtig genug, in einer nicht übermäßig bedeutsamen Hafenstadt genau dafür zu sorgen, dachte Gahrvai. Und der gleiche Mann soll wirklich dumm genug sein, Prinz Hektor mitten in Manchyr einfach ermorden zu lassen?
    »Ich glaube nicht, dass Cayleb hinter diesem Attentat steckt«, meldete sich Charlz Doyal zu Wort und streckte die Hand nach dem Gehstock aus, der ihm seit Haryl's Crossing zum ständigen Begleiter geworden war.
    »Und warum nicht?«, brummte Windshare und schaute zu, wie der ältere Mann zu Gahrvai hinüberhumpelte und ebenfalls durch das Fenster die Szenerie draußen betrachtete.
    »Weil er, was auch immer er sonst sein mag, nicht dumm ist«, gab Doyal schlicht zurück und sprach damit exakt Gahrvais eigene Gedanken aus. »Schauen Sie sich doch an, wie er uns behandelt! Schauen Sie sich an, wie viel Wert er darauf legt, für die öffentliche Ordnung zu sorgen, auch in seinen eigenen Reihen: Er bestraft jeden, der einen corisandianischen Bürger schikaniert; er bezahlt angemessene Preise für jegliches Eigentum, das er requiriert, und für jedes Lagerhaus, das er beschlagnahmt. Er hat alles nur Erdenkliche getan, um zu verhindern, uns, unsere Truppen oder Prinz Hektors Untertanen gegen sich und die seinen aufzubringen. Glauben Sie wirklich, er würde jetzt, wo es nur noch eine Frage der Zeit gewesen wäre, bis der Prinz sich gezwungen gesehen hätte zu kapitulieren, etwas Derartiges unternehmen?«
    »Aber wenn nicht er dahinter steckt, wer denn dann?«, wollte Windshare wissen.
    »Das ist eine deutlich kniffligere Frage, Alyk.« Gahrvai wandte sich vom Fenster ab. »Es ist möglich, dass es jemand aus Corisande war - aus Manchyr. Jemand, der dumm genug war zu glauben, Cayleb könne ihm tatsächlich dankbar dafür sein, dass der Prinz nun aus dem Weg geräumt ist. Vielleicht könnte auch Nahrmahn dahinter stecken. Der Prinz und er waren lange Zeit über gegen Charis verbündet. Ich halte es für durchaus möglich, ja sogar für wahrscheinlich, dass Prinz Hektor Nahrmahn in der Hand hatte. Und Nahrmahn hat es vorgezogen, seinen neuen Kaiser davon nichts erfahren zu lassen.«
    »Jetzt klammern Sie sich aber wirklich an Strohhalme, Koryn!«, bemerkte Doyal, der hinter ihm stand, sehr leise, und Gahrvais Miene erstarrte. »Sie wissen genau, dass, wenn es nicht Cayleb war, mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit die Kirche dahintersteckt!«
    Windshare sog heftig die Luft ein; offenkundig beherrschte er seinen Zorn nur so gerade eben. Gahrvai aber verzog keine Miene. Mehrere Sekunden lang tat er

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