Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Caylebs Plan - 6

Titel: Caylebs Plan - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
einen schwankenden Wandteppich - wie das obskure Omen einer ungewissen Zukunft.
    »Es gibt einige Dinge, die mir im Augenblick nicht gefallen, Hauwerd«, gab Samyl zurück. »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken?«
    »Versuch jetzt ja keine Scherze!«, grollte sein Bruder. »Dafür bin ich im Augenblick wirklich nicht in der Stimmung.«
    »Unter den gegebenen Umständen, glaube ich, kann es sich keiner von uns leisten, seinen Sinn für Humor gänzlich zu verlieren«, merkte Samyl an. »Es sei denn, wir wollen nur immer weiter über alle möglichen Probleme grübeln, bis wir alle den Verstand verlieren und Clyntahn uns aus der Kirche ausschließen kann, ohne sich selbst in irgendeiner Weise anstrengen zu müssen.«
    »Sehr witzig«, gab Hauwerd säuerlich zurück. Dann holte er tief Luft und richtete sich in seinem Sessel auf. »Aber wahrscheinlich zutreffend«, gestand er ein. »Vergiss nicht, ich glaube nicht, dass ich in diesem Winter allzu viel finden werde, worüber ich lachen könnte!«
    »Wir werden schon etwas finden«, philosophierte Samyl. »Und ansonsten können wir nur noch auf Gott vertrauen.«
    »Mir ginge es besser, wenn wir Sein Versprechen hätten, Gottvertrauen allein werde dafür sorgen, dass wir alle ungeschoren davonkommen.«
    »Das geht mir auch so. Bedauerlicherweise hat der Herr uns ein solches Versprechen niemals gegeben. Also mach schon, erzähl mir, was dich heute beunruhigt!«
    »Mich beunruhigt, wie ... heftig Clyntahn und Trynair darauf herumreiten, Cayleb sei für den Mord an Hektor verantwortlich«, antwortete Hauwerd.
    »Was denn? Glaubst du etwa nicht, dass er dahintersteckt?«, fragte Samyl unschuldig.
    »Vergiss doch einmal, dass du ein Schuelerit bist, und hör auf, Shan-weis Advokaten zu spielen!« Hauwerd fauchte den Satz fast. »Zunächst einmal: Nein, ich glaube nicht, dass er dahinter steckt! Das habe ich dir schon einmal gesagt. Er ist viel zu schlau, um etwas derart Dummes zu tun. Und zweitens: Ob er nun dafür verantwortlich ist oder nicht, tut eigentlich bei den Dingen, die mich beunruhigen, gar nichts zur Sache.«
    »Und was tut dann zur Sache?«, erkundigte sich Samyl ... ohne, wie Hauwerd sofort bemerkte, zu sagen, ob er Cayleb Ahrmahk für den Drahtzieher des Attentats hielt oder nicht.
    »Die Art und Weise, wie sie damit umgehen. Die werfen das in einen Topf mit dem angeblich nicht provozierten Angriff Charis' auf Delferahk.« Hauwerd schüttelte den Kopf. »Wenn man das mit der jährlichen Ansprache des Großvikars zusammennimmt, was bekommt man dann? Man sieht doch schon ganz deutlich, dass die sich darauf vorbereiten, zum Heiligen Krieg aufzurufen, sobald das Eis in der Hsing-Wu-Passage geschmolzen ist!«
    »Wahrscheinlich«, stimmte ihm Samyl zu. Seine Miene verdüsterte sich. »Andererseits: Wenn sie nicht diesen Vorwand genommen hätten, dann hätten sie irgendeinen anderen gefunden. Das liegt nun einmal in der Natur der Sache.«
    »Du meinst, Kraken greifen nun einmal an, wenn sie Blut riechen?«, fragte Hauwerd verbittert.
    »Ja, so ist das«, seufzte Samyl. »Andererseits können wir nicht allzu viel dagegen unternehmen, abgesehen davon, dass wir darauf vertrauen, was sich mit Gebeten bewirken lässt. Deswegen interessieren mich deutlich näher liegende Dinge ungleich mehr.«
    »Duchairn?«
    »Ganz genau.« Schwerfällig nickte Samyl. »Ich weiß nicht genau, was in diesem Mann vorgeht, Hauwerd. Aber ich bin durchaus geneigt anzunehmen, wir erleben gerade, dass er sich deutlich erholt. Natürlich bringt ihn das in Lebensgefahr, wo er doch Clyntahn so nah ist. Des Letzte, was Clyntahn sich erlauben kann, ist jemand in der ›Vierer-Gruppe‹, der die Heilige Schrift ernst nimmt.«
    »Eigentlich«, sagte Hauwerd sehr ernst, »könnte das zugleich der beste Schutz sein, den Duchairn nur bekommen kann. Clyntahn ist von sich aus gänzlich unfähig, den Glauben eines seiner Mitmenschen ernst zu nehmen, der anderer Ansicht ist als er selbst. Oder besser: Er neigt dazu, jeden, der nicht mit ihm einer Meinung ist, als ernst zu nehmende Bedrohung anzusehen, wenn besagte Person durch aufrichtigen Glauben motiviert ist.«
    »Ach, und was ist dann mit Duchairns Warnung?«
    »Zhaspahr Clyntahn sorgt sich um uns nicht wegen unseres Glaubens, Samyl. Er macht sich Sorgen, weil wir eine Bedrohung für das Fundament seiner Macht darstellen. Und«, setzte Hauwerd unglücklich hinzu, »weil er denkt, wir würden eine prächtige Ablenkung abgeben.«
    »Ganz genau«,

Weitere Kostenlose Bücher