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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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nicht gerade.
    „Warum?“ Ich wagte es nicht, die Frage auszuformulieren und zu stellen. Warum ich hier war und warum er mich so has s te. Wieso er Dave umbringen wollte.
    „Das wirst du noch früh genug erfahren“, sagte er. „Jetzt bleibst du erst mal hier und ruhst dich aus.“ Das war keine Bitte, sondern ein Befehl.
    Erneut stieg das Bild meiner Mutter in mir auf. Mom mit leeren Augen und blutigem Hals. Ich würgte.
    „Was ist?“ Eigentlich klang Corvus’ Stimme kühl wie immer, doch ich glaubte, einen Anflug von Sorge heraushören zu kö n nen.
    „Nichts.“ Ich schluckte die Übelkeit hinunter, aber das Zi t tern, das meinen Körper durchlief, konnte ich nicht unterdr ü cken.
    „Du hast Angst.“
    Ich blickte auf und schaute in sein Gesicht, das nun sanft wirkte. Darüber erschrak ich fast noch mehr als über den übl i chen Ausdruck des Hasses in seinen Augen. Es war mir nicht möglich, zu lügen. „Ja“, sagte ich leise.
    Er streckte die linke Hand aus, als wollte er meine Schulter berü h ren, hielt dann inne und ließ sie langsam wieder sinken. „Das brauchst du nicht“, presste er hervor. „Ich werde dich nicht anrü h ren.“
    Die Situation war verwirrend. Wenn er mir nichts tun wollte, w a rum war ich dann hier? Was wollte er von mir? Ganz egal, was es war, ich war fest entschlossen, so schnell wie möglich von hier wegz u kommen. Vielleicht würde sich ja eine Möglichkeit ergeben, zu fli e hen.
    Ein Luftzug streifte meine Wange, und ich blickte auf. Die Zi m mertür knarrte, und Corvus war verschwunden.
    Eine Weile saß ich auf der Matratze in dem kleinen Zimmer und grübelte vor mich hin. Die Fenster waren mit Brettern vern a gelt, so dass ich unmöglich sagen konnte, ob es Tag oder Nacht war.
    Corvus ließ sich nicht wieder blicken, und ich überlegte, was wohl mit mir passieren würde, falls er nicht zurückkehren sollte. Ich fragte mich, ob er wirklich nicht vorhatte, mir etwas anz u tun, oder ob er das nur gesagt hatte, um mich ruhigzustellen. Eines war jedenfalls sicher: Ich musste um jeden Preis einen Weg finden, hier herauszukommen.
    Ohne zu zögern schlich ich zur Zimmertür. Wie erhofft war sie nicht abgeschlossen. Ich gelangte in eine Art Flur, in dem es genauso dunkel war wie in dem anderen Raum. Die Bodendi e len knarrten.
    „Du solltest dich doch ausruhen.“
    Es gelang mir nur mit Mühe, einen Aufschrei zu unterdr ü cken. Im ersten Moment glaubte ich, Corvus gegenüberzustehen, auf den zwe i ten Blick erkannte ich aber, dass das nicht der Fall war.
    Der Fremde schien etwas über zwanzig zu sein und war g e nauso blass wie Corvus, ansonsten gab es aber keine Gemei n samkeiten. Er hatte nicht Corvus’ schmale Gestalt oder sein Haar. Seines war hell wie Weizen.
    „Hab ich dich erschreckt?“
    Ich war mir nicht sicher, ob ich sprechen konnte, also schü t telte ich den Kopf, vielleicht etwas zu hastig. Bestimmt konnte ich ihn damit nicht täuschen.
    „Entschuldige.“
    Es klang aufrichtig, was mich nur noch mehr verwirrte. Ich blieb stumm.
    „Ich bin Raphael.“ Ich sah, dass er sich an einem Lächeln versuc h te, aber er schien keinerlei Erfahrung damit zu haben. Schließlich ließ er es bleiben. „Brauchst du irgendwas?“, fragte er stattdessen.
    Mein Magen rumorte zur Antwort. Ich presste mir die Hände auf den Bauch und schüttelte hastig den Kopf.
    Raphael runzelte die Stirn. „Komm mit.“
    Gegen jede Vernunft folgte ich ihm durch den Flur und in eine kleine Küche. Zum ersten Mal seit Stunden drang wieder Licht an meine Augen, wenn auch nur künstliches. An der D e cke hing eine schwach glühende Hängelampe.
    „Setz dich.“ Raphael deutete auf einen Tisch in der Mitte des Ra u mes, um den vier Stühle standen.
    Ich setzte mich und legte meine Hände auf die Tischpla t te. Als ich sah, wie heftig sie zitterten, zog ich sie hastig zurück.
    „Hier.“ Raphael stellte ein Glas Milch und einen Teller mit Hafe r keksen vor mich auf den Tisch. „Tut mir leid, was anderes kann ich dir im Moment nicht anbieten.“
    „Danke.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelten seine Augen einen Au s druck von Überraschung wider, dann hatte er sich wieder im Griff. „Bitte.“
    Ich beäugte misstrauisch den Teller. Die Kekse auf dem angeschl a genen Teller rochen verführerisch. Trotzdem zweifelte ich daran, dass ich etwas hinunterbekommen würde, trotz meines knurrenden M a gens.
    „Ich hab sie nicht vergiftet.“ In Raphaels Stimme lag ein leic h ter Anflug von

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