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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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viele nachdenkliche Stunden vergangen zu sein, als ich irgendwann die letzte Träne vergossen hatte und ei n schlief.
    Als ich die Augen wieder öffnete, befand ich mich auf dem Frie d hof. Dicker Nebel waberte um meine Füße, und ein vertrautes Krächzen hallte durch die Stille. Dave stand vor mir und streckte die Hand nach mir aus. Im nächsten Augenblick schoss der schwarze Rabe an uns vorbei, aber diesmal griff er nicht Dave an, sondern stürzte sich auf mich. Gerade, als seine Krallen mein Gesicht berüh r ten, schrec k te ich auf.
    „Du hast geträumt.“
    Ich setzte mich schläfrig auf.
    „Warum weinst du?“ Er klang ungewöhnlich besorgt.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass mir Tränen über die Wangen li e fen. Ich wischte sie hastig fort.
    Um mich herum war es dunkel, aber da meine Augen sich inzw i schen daran gewöhnt hatten, konnte ich erkennen, dass Corvus ein gutes Stück von mir entfernt stand. Er hielt eine Packung Cr a cker in der Hand, die er nun beiläufig auf die Ma t ratze warf.
    „Für dich“, sagte er und kam einen Schritt näher. Ich rutschte auf der Matratze automatisch von ihm weg, und er hielt inne.
    „Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast“, sagte er.
    „Ich kann nicht anders. Du hast mir allen Grund gegeben, dich zu fürchten.“
    Er seufzte. „Ich weiß. Aber du musst mir glauben, dass das nicht meine Absicht war.“
    „Was war deine Absicht?“
    „Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich wollte dich nur beschü t zen.“
    „Vor wem? Vor Dave? Sollte ich ihm deshalb aus dem Weg g e hen?“
    Corvus schwieg eine lange Zeit, ehe er nickte.
    „Warum?“
    „Ob du es glaubst oder nicht, er ist gefährlich.“ Er warf einen ku r zen Blick auf die Packung mit den Crackern. „Hast du keinen Hu n ger?“
    Ich zögerte, dann nahm ich die Packung in die Hände und riss die Folie ab. Ich wusste nicht, ob ich etwas davon hinunterb e kommen würde, aber ich fühlte mich so schwach vor Hunger, dass ich mich dazu entschloss, es wenigstens zu versuchen. Ich begann, an einem der Cracker zu knabbern; er schmeckte nach Salz und Käse.
    „Und nach der ganzen Geheimniskrämerei hast du dich jetzt en t schlossen, mir davon zu erzählen?“, fragte ich weiter und konnte nicht verhindern, dass meine Stimme zu zittern begann. Ich konnte nicht glauben, dass Dave gefährlich sein sollte, denn er war mir im Gegenteil sanft und geduldig vorgekommen.
    „Ich weiß, dass es ein Fehler war, dich nicht aufzuklären. Du musst Angst gehabt haben.“
    Ich biss mir auf die Lippen. „Todesangst“, sagte ich und ve r suchte, mich energisch und furchtlos zu geben.
    Er kniete sich hin, so dass unsere Gesichter auf gleicher Höhe w a ren.
    „Und jetzt hasst du mich.“
    Seine Miene war ungewöh n lich weich und verletzlich und brachte etwas in mir zum Klingen. In meinen Ohren fand ich einen langs a men Tromme l schlag, und fast hatte ich das Gefühl, als hörte ich sein Herz schlagen.
    Ich blinzelte mehrmals, um das seltsame Gefühl abzuschü t teln. Als Antwort auf seine unsinnige Feststellung schüttelte ich nur den Kopf.
    „Nicht?“ Er klang ungläubig.
    „Nein. Ich kenne dich doch gar nicht und ich weiß ehrlich gesagt ü berhaupt nicht, was ich fühle.“ Inzwischen hatte ich keine Angst mehr vor Corvus und machte mir auch keine Sorgen, dass er mir etwas antun könnte. Das war sicher nicht normal. Immerhin war er mein Entführer.
    Er seufzte leise und sah mich schmerzerfüllt an. „Ich denke, ich sollte dir jetzt alles erzählen.“
    Ich verstand nicht, warum er sich auf einmal so anders benahm. Von seinem groben Benehmen war nicht mehr viel ü b rig.
    „Das denke ich auch. Wird ja auch langsam mal Zeit.“ Und dann, ehe ich die Möglichkeit hatte, darüber nachzudenken, fragte ich: „Wieso hasst du mich eigentlich?“
    Wieder veränderte sich seine Miene. Es war faszinierend, wie schnell sein Gesichtsausdruck zwischen Wut, Schmerz und Trauer wechseln konnte. Wie ein Kaleidoskop. Jetzt sah er mich fassungslos an.
    „Du glaubst, dass ich dich hasse?“
    Ich nickte langsam. „Du warst bisher immer abweisend zu mir.“
    Er atmete seufzend aus und sah an mir vorbei in die Ferne. „Nicht mit Absicht. Es ist nur so, manchmal fällt es mir schwer, mich u n ter Kontrolle zu halten.“
    „Wie meinst du das?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt.“
    Stille breitete sich im Raum aus. Ich fühlte mich unruhig und ne r vös, fast schon zappelig, aber nicht panisch. Eher ung e duldig.
    „Ich dachte,

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