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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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dass du mich umbringen willst“, sagte ich nach einer Weile.
    Seine Lippen verzogen sich missbilligend, Zorn verzerrte seine Miene. „Nein“, sagte er. „Es tut mir wirklich leid.“
    „Du bist also kein Verbrecher?“
    Er runzelte die Stirn, der Zorn in seinem Blick wich etwas anderem. Überrascht begriff ich, dass er lächelte.
    „Nein, kein Verbrecher“, antwortete er. „Zumindest nicht nach deiner Definition.“
    Ich leckte mir das Salz der Cracker von den Fingern. Erst in diesem Moment realisierte ich, dass ich ohne einen Anflug von Übelkeit die halbe Packung leergegessen hatte, noch dazu in Rekordgeschwindi g keit.
    „Möchtest du etwas trinken?“, fragte Corvus.
    Ich schüttelte den Kopf. Es gab dringlichere Dinge. „Stimmt es, dass du Dave töten willst?“
    „Das hat er dir erzählt, aber den Rest der Geschichte hat er dir ve r schwiegen.“ Er räusperte sich. „Es gibt eine Sache, die du über mich wissen musst, ehe du den Rest verstehen kannst.“
    „Und die wäre?“
    Er schien gegen irgendetwas Unsichtbares anzukämpfen. Vie l leicht gegen seinen eigenen Widerwillen. Sein Gesicht nahm wieder den gequälten Ausdruck an, den ich schon von ihm kannte.
    „Schon gut“, sagte ich leise. „Du musst es mir nicht sofort erzä h len.“ Es kostete mich Mühe, das zu sagen.
    „Nein“, sagte er. „Ich habe es satt, mich immer verstellen zu mü s sen. Du musst die Wahrheit erfahren.“
    Atemlos wartete ich auf das, was als Nächstes kommen wü r de. Als er jedoch weitersprach, wünschte ich mir, er hätte es nicht getan.
    „Ich bin ein Vampir.“
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich ihn anstarrte, ehe es mir gelang, wieder zu sprechen. In meinem Kopf arbeitete es unaufhörlich. Es war ein Witz. Das konnte nicht sein Ernst sein.
    „Tut mir leid“, sagte er. „Ich hätte es dir nicht erzählen dü r fen.“ Er rückte ein Stück näher an mich heran.
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Nein?“ Er runzelte die Stirn.
    „Das kann nicht sein. Es gibt keine Vampire.“
    Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte. „Ich weiß, wie schwierig es für dich sein muss, das zu glauben.“
    Wieder schüttelte ich den Kopf, es schien das Einzige zu sein, was ich noch tun konnte. „Unmöglich.“
    „Hör mir zu. Dave hat Menschen getötet. Viele Menschen. Deshalb wollte ich nicht, dass du dich mit ihm triffst.“
    Langsam drang die Bedeutung seiner Worte zu mir vor. Ich wusste nicht, ob ich bereit war, ihm zu glauben. Seine G e schichte wurde mit jedem Satz fantastischer. Dave, der mir ein Freund gewesen war, sollte in Wahrheit ein Mörder sein? Und Corvus, vor dem ich bis vor kurzem noch schreckliche Angst gehabt hatte, wollte mir weism a chen, er sei der Gute?
    „Er ist ein Vampir wie ich. Aber im Gegensatz zu mir nimmt er keine Rücksicht auf Menschenleben.“
    Ich dachte an den Raben, daran, wie er sich vor meinen A u gen in Corvus verwandelt hatte. Es kam mir mit einem Mal gar nicht mehr so abwegig vor, dass es so etwas wie Vampire geben könnte.
    „Ich muss gehen“, sagte ich atemlos und stand auf. Das Pla s tik der Crackerverpackung knisterte. „Bitte.“
    Er verstummte augenblicklich, ein Ausdruck von Niedergeschl a genheit schlich sich in seine Augen. „Du glaubst mir nicht?“
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eigentlich wusste ich übe r haupt nichts mehr. Ich wusste nur, dass da etwas in mir war, das ich nicht verstand.
    „Mein Vater macht sich sicher schon Sorgen um mich. Was, wenn er die Polizei alarmiert?“ Alles Lügen, und ich wusste es. Mein Vater würde nichts dergleichen tun.
    „Das wird er nicht.“
    Der Nachdruck in seiner Stimme irritierte mich. „Woher willst du das so genau wissen?“
    „Dein Vater hat bis jetzt noch nicht einmal bemerkt, dass du weg bist. Ich habe ihn beobachtet.“
    Er konnte nicht ahnen, wie sehr seine Worte mich verletzten. Es war, als hätte er mir einen Tritt versetzt, aber ich wusste, dass er nicht log. Mein Vater vermisste mich nicht.
    Er hat dich vergessen , sagte die Stimme in meinem Kopf.
    Mein Widerstand verflog, und ich sank zurück auf die Matra t ze und rührte mich nicht mehr. „Was ist mit den Leuten in der Schule? Den Lehrern? Joanne?“
    „Alles in Ordnung. Ich hab dich krank gemeldet, niemand vermisst dich.“
    In meinen Ohren bekamen seine Worte eine ganz neue B e deutung. Niemand vermisst dich .
    „Du denkst auch an alles, oder?“ Bitterer Sarkasmus.
    „Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein. Menschen

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