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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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Abend; Raphael verhielt sich so still und unauffällig, dass man meinen konnte, er hätte sich in Luft aufgelöst.
    „Komm, ich bring dich nach Hause“, sagte Corvus. „Du solltest noch deine Sachen holen, ehe du zur Schule gehst.“
    Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass heute ein Tag war wie jeder andere und dass ich wie immer zur Schule gehen musste. Hätte Corvus mich nicht daran erinnert, hätte ich es einfach vergessen, wie ich in seiner Anwesenheit sowieso alles vergaß.
    Raphael wünschte mir noch einen schönen Tag, dann machte ich mich zusammen mit Corvus auf den Heimweg.
     
    Es wurde ein langer Schultag, der einfach nicht enden zu wollen schien. Die ganze Zeit über saß ich zappelig auf meinem Platz im Klassenzimmer und schaute alle paar Sekunden auf die Uhr, als kön n te ich mit Hilfe meiner Gedankenkraft die Zeiger dazu bringen, sich schneller zu bewegen.
    Joanne bemerkte meine Nervosität und sprach mich mehrere Male darauf an, aber ich wich ihren Fragen jedes Mal mit einem Schulte r zucken oder einem gespielt verwunderten Blick aus.
    Die letzte Stunde wurde zur schlimmsten Geduldsprobe aller Ze i ten, und das, obwohl wir Englisch hatten, mein Liebling s fach. Ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, ununte r brochen mit den Fingern auf der Tischplatte herumzutro m meln. Ruhelos rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her, bis Mrs. Doyle mich darauf ansprach. Nach dieser Zurechtweisung achtete ich darauf, meine Ungeduld nicht mehr allzu deutlich zur Schau zu stellen.
    Damon war heute nicht in der Schule, Corvus hatte unsere Abm a chung also eingehalten, und ich fühlte mich nicht so be o bachtet.
    Als die Schulglocke das Ende der letzten Stunde ankündigte, war es mir fast unmöglich, nicht aufzuspringen und aus dem Klassenzimmer zu rennen. Möglichst langsam packte ich meine Sachen zusammen und war trotzdem vor allen anderen fertig. Ich verabschiedete mich von Joanne und den anderen und ging nach draußen.
    Auf dem Schulhof stand Corvus, ganz in Schwarz und mit seinen Händen in den Hosentaschen.
    Ich eilte ihm entgegen und stolperte dabei fast über meine e i genen Füße. Er quittierte meine Ungeschicklichkeit nur mit einem Schmu n zeln und strich mir, sobald ich etwas außer Atem vor ihm stand, die Haare aus der Stirn.
    „Wie war dein Tag?“
    „Okay.“ Ich lächelte und kam mir dabei vor wie ein anderer Mensch. Wie jemand, der nach langer Zeit endlich sein wahres Z u hause gefunden hat.
    Er war gesprächiger als sonst und fragte mich im Gehen über die Schule aus. Gleichzeitig erzählte er mir von seinem Tag, und ich hörte ihm begierig zu. Seine Stimme schlug mich jedes Mal in ihren Bann. So unterhielten wir uns für eine Weile unbeschwert, bis er mich fragte, was denn genau zwischen mir und Dave gewesen sei.
    „Nichts“, antwortete ich wahrheitsgemäß und sah ihn irritiert an. „Wieso fragst du?“
    „Nur so.“ Er schaute mich nicht an. Hätte ich ihn nicht besser g e kannt, hätte ich geglaubt, er wäre verlegen.
    „Du magst ihn also nicht?“, fragte er schließlich.
    „Nein. Ich meine … Am Anfang fand ich ihn irgendwie nett, aber seit ich weiß, was er getan hat, hat sich das geändert.“
    Ich war sicher, ein erleichtertes Aufatmen aus Corvus’ Mund zu h ö ren, und presste mir die Hand auf die Lippen, um mein Lächeln vor ihm zu verstecken.
    „Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du – und wenn auch nur u n bewusst – irgendetwas für ihn empfinden könntest.“
    „Das tue ich nicht.“ Mein alter Ernst war wieder da. War er etwa eifersüchtig?
    „Gut. Das vereinfacht die Sache.“
    „Wie meinst du denn das schon wieder?“
    „Du kennst ja meine Aufgabe. Ich tu’s nicht gern, aber irgendj e mand muss es nun mal machen. Aber wenn Dave dir etwas bedeutet hätte, dann hätte ich ihm unmöglich etwas antun können. Nicht, wenn ich dir dadurch wehgetan hätte.“
    Sein überraschendes Geständnis brachte mich in Verlege n heit, so dass ich ihm keine Antwort geben konnte. Aber ich glaubte, dass er trotzdem verstanden hatte, was ich ihm sagen wollte.
    Als wir gerade in die Wood Lane einbogen, begann es zu schneien. Früh dieses Jahr. Überrascht blickte ich in den Hi m mel. Winzige Flocken, die aus der Ferne aussahen wie kleine Kristalle, flirrten durch die Luft.
    Ich lud Corvus ein, mit ins Haus zu kommen, und er folgte mir l ä chelnd.
     
    Der Schnee draußen fiel jetzt in dickeren Flocken zu Boden. Ich sah aus dem geöffneten Fenster meines Zimmers und

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