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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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Sinnlichkeit’. Masse n weise Bücher von Agatha Christie. ‚Die Abenteuer von Sherlock Holmes’. ‚Jane Eyre’. Und natürlich ‚Rebecca’, das hatte ich vor wenigen Tagen fertiggel e sen.
    „Welche davon sind deine Lieblingsbücher?“
    „’Jane Eyre’ und ‚Rebecca’, schätze ich.“ Ich war mir nicht ganz sicher; es war schwer, sich auf wenige Bücher zu beschränken. Am liebsten hätte ich alle genannt.
    Sein Lächeln ließ sein Gesicht weicher erscheinen und brachte seine Augen zum Leuchten. Ein Kribbeln breitete sich in me i nem Bauch aus und erreichte ganz langsam den Rest meines Körpers.
    „Deine Bücher verraten viel über dich.“
    Meine übliche Unsicherheit kehrte zurück. Irgendwie hoffte ich plötzlich, dass das, was sie ihm verraten hatten, nichts Pei n liches war.
    „Aha. Und was genau?“
    „Zum Beispiel Dinge über dein Frauenbild.“ Jetzt grinste er übers ganze Gesicht.
    Ich versuchte abzuschätzen, ob er sich über mich lustig machte,  aber seine Miene nahm plötzlich wieder einen beinahe feie r lichen Ernst an. Ich hätte gern etwas erwidert, aber mir fiel beim besten Willen nichts ein. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, ein bis s chen schlagfertiger oder origineller zu sein.
    Plötzlich versteinerte Corvus dort, wo er stand. Er schien etwas g e hört zu haben, aber sosehr ich auch die Ohren spitzte, ich konnte kein Geräusch ausmachen.
    „Was …?“, begann ich, doch Corvus legte mir sanft einen Fi n ger auf die Lippen.
    „Dein Dad ist zurück“, wisperte er so leise, dass es mich größte Mühe kostete, ihn zu verstehen.
    „Oh.“
    Er lächelte, als amüsierte ihn irgendetwas. Wahrscheinlich mein perplexer Gesichtsausdruck.
    „Ich sollte wohl besser gehen“, flüsterte er mir zu. Sein Atem auf meiner Wange sandte warme Schauer durch meinen Kö r per.
    „Okay“, brachte ich heraus, obwohl ich nicht wol l te, dass er ging.
    Er strich mit der Fingerspitze über meine Wange, wobei er erneut brennende Spuren auf meiner Haut hinterließ. Er ging hinüber zum geöffneten Fenster, und noch ehe ich seinen B e wegungen mit den Augen folgen konnte, war er in die anbrechende Dämmerung ve r schwunden.
     
     
     

Damon erzählt
     
    D er nächste Schultag verlief genauso quälend wie der vorige. Die wenige Zeit, die ich von Corvus getrennt war, reichte aus, um mir fast schon körperliche Schmerzen zu bereiten. Vor U n geduld gelang es mir nicht, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich dachte u n unterbrochen an ihn, an die Gespräche, an sein Gesicht, sein glä n zendes Haar, seine Augen, seine Hände …
    Früher hatte ich immer geglaubt, mich nie richtig in jemanden ve r lieben zu können. Es war mir unerklärlich gewesen, wie j e mand sich selbst für eine andere Person aufgeben konnte. Jetzt begriff ich, und es war nicht annähernd so lächerlich, wie ich angenommen hatte.
    Nach dem Unterricht, den ich hinter mich gebracht hatte wie eine Schlafwandlerin, eilte ich nach draußen an die frische Luft. Als ich mich auf dem Schulhof umblickte, durchzuckte mich die Enttä u schung wie ein Blitz.
    Er war nicht da.
    Ich hätte nicht erwarten sollen, dass er kommen würde. Er hatte mir nichts versprochen. Eigentlich hatte er überhaupt nicht gesagt, wann wir uns wiedersehen würden. Und trotzdem war ich niederg e schlagen und hasste mich dafür. Wahrscheinlich hatte er einfach a n derweitig zu tun, ich würde ihn bestimmt bald wiedersehen. Morgen vielleicht, oder übermo r gen.
    Langsam machte ich mich auf den Heimweg. Ich bog gerade in die Wood Lane ein, als ich meine Meinung änderte. Nicht nach Hause, alles, nur das nicht. Ich wollte für eine Weile nicht mit Dad in einem Haus sein. Ich schämte mich dafür, aber he u te brachte mich das nicht dazu, den Gedanken wegzuschieben. Nicht wieder diese Stille.
    Meine Füße trugen mich wie von selbst zu einem Ort, den ich schon länger nicht mehr besucht hatte. Über mir spannte sich ein heller, fast schon gleißender Himmel. Schneeflocken verfi n gen sich in meinen Haaren. Innerhalb weniger Minuten waren meine Finger steif vor Kälte. Kein Wunder, denn in meiner Zerstreutheit hatte ich wie üblich meine Han d schuhe zu Hause vergessen.
    Der Friedhof lag still und verlassen da, abgeschnitten von der Welt. Ich ging durch das Eingangstor, vorbei an den kahlen Bäumen, die ihre Äste in den Himmel streckten, über den knirschenden Kiesweg.
    Das Grab meiner Mutter wirkte kalt und abweisend wie immer. Steine, falsche Gefährten

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