Cedars Hollow (German Edition)
die Wange und ve r suchte mich an einem Lächeln. „Danke.“
„Schon okay. Ich hab gesehen, wie du den Friedhof betreten hast, und als du nicht zurückgekommen bist, dachte ich, ich sollte lieber mal nachsehen.“
„Du bist mir gefolgt?“ Ich unterdrückte das hysterische L a chen, das in mir aufstieg.
Er grinste. „Könnte man so nennen. Corvus mei n te, es wäre besser so.“
„Und das, obwohl er mir versprochen hat, niemanden mehr auf mich anzusetzen.“ Ich war erleichtert, obwohl Corvus’ Beschützerinstinkt mir in einer anderen Situation wahrscheinlich unangenehm g e wesen wäre.
„Er ist nicht besonders konsequent“, erwiderte Damon schmu n zelnd.
„Kann ich ihn sehen? Heute, meine ich?“
„Lieber nicht.“ Damons Augenbrauen wanderten nach oben. „Er ist unterwegs.“
„Was macht er denn?“ Vielleicht hätte ich lieber nicht fragen sollen, aber meine Neugier war einfach zu stark.
„Er hatte Durst“, entgegnete Damon.
„Oh.“ Augenblicklich wurde mir ein bisschen schwindelig. T y pisch für mich. Dabei hätte ich mich doch eigentlich schon längst an den Gedanken gewöhnt haben müssen, dass Corvus Blut brauchte.
„Alles okay?“
„Ja, es geht schon.“
„Wirklich erstaunlich, dass diese Neuigkeit dir Angst macht, wo dich doch sonst nichts schockieren kann.“
Ich runzelte die Stirn. „Wer sagt das?“
„Corvus.“
Ich stieß ein trockenes Schnauben aus. „Ich bin so ziemlich der größte Feigling, den man sich vorstellen kann.“
„Ach ja? Hatte ich gar nicht den Eindruck.“ Er lächelte immer noch. „Aber vielleicht täusche ich mich ja. Vielleicht bist du tatsäc h lich feige.“
„Glaub mir, das bin ich.“ Es war irgendwie merkwürdig, dass ich meine Position als ängstlichster Mensch der Welt plötzlich verteid i gen musste.
„Möglich.“ Damon ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Aussage ironisch meinte. Ich verzichtete diesmal darauf, sie zu kommentieren.
Trotz meiner Verwirrung kam mir schlagartig ein Gedanke. Wann würde sich mir wieder die Chance bieten, unter vier Augen mit D a mon zu sprechen?
„Ich muss mit dir reden“, begann ich zaghaft.
„Ja?“
„Diese Sache mit Joanne …“ Ich ging in meinem Kopf alle mögl i chen Formulierungen durch und kam zu dem Schluss, das keine von ihnen perfekt war, also sprach ich die erste aus, die mir in den Sinn gekommen war. „Ich mache mir Sorgen, dass du …“
„Dass ich sie erneut beißen könnte?“ Zu meiner Überraschung grinste er. Es gab anscheinend nichts, was seine gute Laune trüben konnte. „Ja, das kann ich verstehen.“ Er zwirbelte eine seiner kurzen, roten Haa r strähnen zwischen seinen Fi n gern. „Du bist ihr eine sehr gute Freu n din.“
„Das würde ich so nicht sagen“, erwiderte ich und dachte daran, dass ich in letzter Zeit viel zu wenig für sie da gewesen war.
„Vielleicht solltest du ein klein wenig mehr Vertrauen in mich h a ben, Hazel. Ich habe nicht vor, etwas von ihrem Blut zu nehmen.“ Damons Stimme klang fest und ein klein bisschen selbstgefällig.
Am liebsten hätte ich ihn gefragt, was er denn sonst vorhatte, aber ein nagendes Gefühl in meiner Magengegend sagte mir, dass ich es nicht zu weit treiben durfte.
„Möchtest du mit in die Apple Tree Lane kommen?“, fragte D a mon. „Du kannst bei uns ble i ben, so lange du willst.“
Ich schüttelte den Kopf, denn ich wusste, dass ich mich fehl am Platze fühlen würde, wenn Corvus nicht dort war. „Danke, aber ich sollte wohl lieber nach Hause gehen.“
„Eigentlich war die Frage eher als Aufforderung gemeint.“ Damon zog die Augenbrauen hoch. „Ich hätte mich anders ausdrücken sollen. Corvus würde mich umbringen, wenn er mitbekäme, dass ich dich ohne Schutz nach Hause habe gehen lassen, nachdem Svarog dich fast erwischt hätte.“
Ich stöhnte. „Na schön.“
Eine Viertelstunde später erreichten wir das Haus der Vampire in der Apple Tree Lane. Auf dem Heimweg war Damon ungewöhnlich schweigsam gewesen, als beschäftigte ihn ein bestimmter Gedanke. Gab es etwas, wegen dem er sich Sorgen machte, oder deutete ich sein Schweigen ganz falsch? Vielleicht hatte ich ihn mit meinem Ve r dacht, er könnte eine Gefahr für Joanne darstellen, verletzt. O b wohl ich eigentlich nicht den Eindruck gewonnen hatte, dass meine Worte ihn besonders getroffen hatten.
Meine Gedanken behielten ihre Richtung nur kurz bei, dann folgten sie wieder dem Weg, den sie in letzter Zeit immer nahmen. Ob es
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