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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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schützen.“
    Ich schluckte. Seine letzten Worte hatten das Gewicht von Blei, das sich auf meine Schultern legte. Ich hatte nicht gewusst, dass Damon ein solches Opfer hatte bringen müssen, und es tat mir leid.
    „Letztes Jahr habe ich vom Tod meines Vaters erfahren.“
    Ich nickte. Diesmal verzichtete ich auf eine leere Phrase. Damon wusste auch so, was in mir vorging.
    „Wir haben uns so lange hier in Cedars Hollow versteckt, und kein Mensch hat je erfahren oder auch nur geahnt, dass es uns gibt. Doch seit wir Svarog verst o ßen haben, sind wir gezwungen, uns auf offener Straße zu zeigen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Leute misstrauisch werden.“
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich die Wahrheit in se i nen Worten erkannte. Sie alle – Corvus, Damon, Raphael und Balt a zar – wirkten so fremd, dass sie überall auffallen würden. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das verhindert werden könnte. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes Wesen aus einer anderen Welt. Sie waren hinter dem Schleier hervorgekommen, direkt aus dem Jenseits zurück in diese Welt.
    „Was soll’s.“ Damon zuckte mit den Schultern und lächelte, plöt z lich wieder ganz der Alte. „Wir sollten uns wieder an die Arbeit m a chen, sonst stehen wir morgen noch hier. Die Pasta macht sich nicht von selbst.“
    Ich nickte gedankenverloren und widmete mich wieder dem G e müse, das vor mir auf der Arbeitsfläche lag. Während ich eine Zu c chini in Würfel schnitt, ging Damons Erzählung mir nicht aus dem Sinn, und es dauerte noch sehr lange, bis ich wieder an etwas anderes denken konnte.
     
    Der Rest des Tages verlief in relativ normalen Bahnen. Damon und ich kamen nicht wieder auf das Thema seiner Verwandlung und se i nes Lebens zurück. Wir aßen zusammen unsere Pasta, und sie schmeckte köstlich. Wäre Damon noch ein Mensch gewesen, hätte sein Traum, einmal ein gr o ßer Koch zu werden, sich mit Sicherheit erfüllt. Er besaß die Leide n schaft und die Begabung, die dafür nötig gewesen wäre.
    Während wir aßen, fragte ich Damon, wie es sein konnte, dass er ohne Probleme die Lebensmittel der Menschen zu sich nehmen konnte, während Corvus, Raphael und Baltazar sich schrecklich davor zu ekeln schienen, und er erklärte mir, dass dieser Ekel mehr psychische als physische Ursachen habe. Allerdings könne sein Körper die Lebensmittel nicht verarbeiten; er sagte, zum Überleben bräuchte er wie jeder von ihnen Blut.
    Nach dem Essen ließ Damon mich allein. Es war schon spät und ich fühlte mich mit einem Mal sehr erschöpft, also legte ich mich früh schlafen. Es war eine merkwürdige Nacht; ich wurde von seltsam unklaren Träumen heimgesucht, und ich wachte beinahe stündlich mit einem sehnsüchtigen Gefühl in der Magengegend auf, das erst abklang, wenn der Schlaf mich wieder übermannte.
     
     
     

Baltazars Erinnerungen
     
    A ls ich am näch s ten Morgen aufwachte, was es noch sehr früh, und ich erinnerte mich mit einem innerlichen Seufzen daran, dass ich heute wie immer zur Sch u le würde gehen müssen. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich müde auf. Dann stand ich auf, erledigte meine Morgentoilette, und ging in die Küche. Ich e r wartete, Damon oder vielleicht sogar Corvus dort anzutreffen, und zuckte ein bisschen zusammen, als ich Baltazar am Küche n tisch sitzen sah.
    „Guten Morgen.“ Seine Stimme klang glasklar und erschreckend kühl. Seine höfliche Distanziertheit irritierte mich.
    „Morgen“, murmelte ich. Ich war unschlüssig, ob ich mich zu ihm setzen oder eine Ausrede erfinden und die Küche wieder verla s sen sollte.
    „Setz dich doch“, sagte er unvermittelt und machte eine Entsche i dung meinerseits somit überflüssig. Ich tat, wie mir geheißen. „Wie geht es dir?“, fragte er. Er sprach noch immer kühl und mit einem – das war zumindest mein Eindruck – nur mühsam unterdrückten A n flug von Desinteresse in der Stimme.
    „Gut“, log ich schnell, ehe seine Ungeduld sich über mir entladen konnte. Ich sah ihm an, dass er es nicht gewohnt war, länger als ein paar Sekunden auf eine Antwort zu warten.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass er ein kleines Stück Papier in der Hand hielt. Als er meinen Blick bemerkte, ließ er es so schnell unter der Tischplatte verschwinden, dass ich im nächsten Augenblick glaubte, es mir nur eingebildet zu haben.
    Baltazar lächelte verkniffen. „Corvus ist noch immer unterwegs.“
    Ich wunderte mich erst gar nicht darüber, dass er

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