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Cedars Hollow (German Edition)

Cedars Hollow (German Edition)

Titel: Cedars Hollow (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Schaefer
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vorging. „Ich wette, du hast keine Ahnung, wie ungewöh n lich du bist.“ Er fuhr mit den Fingerspitzen die Kontur meines Kinns nach.
    „Weil ich’s nicht bin.“
    „Nein.“ Seine Stimme war fest und vielleicht sogar etwas ungeha l ten. Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und blickte mich aus dunklen Augen an. „Das bist du sehr wohl. Ü berleg doch mal. Welches andere achtzehnjährige Mädchen interessiert sich für klass i sche Musik, Malerei und Jane Austen? Welches Mädchen in deinem Alter kü m mert sich mehr um andere als um sich selbst? Und vor allem: We l ches andere Mädchen würde sich mir n ä hern, wenn es wüsste, dass es sich damit in Lebensgefahr bringt?“
    „Dann siehst du mehr in mir, als ich selbst sehen kann.“
    „Vielleicht. Du solltest lernen, es selbst zu sehen.“ Er lächelte, dann wechselte er abrupt das Thema. „Damon hat mir erzählt, dass du auf dem Friedhof Svarog begegnet bist.“
    Ich beschränkte mich auf ein Nicken.
    „Keine Sorge. So etwas wird nicht wieder passieren. Ab jetzt passe ich besser auf dich auf.“ Und er beugte sich zu mir hinab, um seine kühlen Lippen auf meine zu legen.
     
     
     

Schmerzhaftes Erwachen
     
    A m nächsten Tag war mein Fieber verschwunden, und ich hatte zum ersten Mal seit Tagen wieder ruhig schlafen können. Corvus war wi e der da.
    Ab diesem Zeitpunkt wartete er jeden Tag nach der Schule auf mich, und ich genoss jede Sekunde mit ihm. Ich konnte mit ihm über alles reden, er war immer da. Das Band aus Licht zwischen uns wuchs, wir bildeten mit jeder Stunde, die wir gemei n sam verbrachten, mehr und mehr eine Einheit.
    Am Freitag machten Corvus und ich uns gerade auf den Heimweg, als es zu regnen begann, und der Regen schwemmte die wenigen Reste des Schnees weg, die noch nicht geschmo l zen waren. Über uns spannte sich ein grauer, trostloser Hi m mel.
    An der Haustür verabschiedeten wir uns. Er kam nicht mit rein, weil er spürte, wie sein Durst größer wurde. Ich verstand, dass er nicht bei mir bleiben konnte, denn das Risiko, mich zu verletzen, wollte er nicht eingehen. Er musste wieder auf die Jagd gehen.
    Ich versuchte, mir sein Gesicht ganz genau einzuprägen, die Wö l bung seiner hohen Stirn, seine Lippen, seine Augen und das blasse Gesicht, das von dunklem Haar umrahmt wurde. Jede Trennung von ihm nagte an meinem Inneren.
    „Pass auf dich auf“, wisperte Corvus und strich mir mit seinem schlanken Finger über die Stirn. „Und mach dir keine Sorgen. Ich habe Raphael darum gebeten, nach dir zu sehen, solange ich auf der Jagd bin; Svarog wird dich nicht noch einmal erwischen.“
    Regentropfen hatten sich in seinem Haar verfangen und brachten es somit noch mehr zum Glänzen. Die Nässe, die sein Gesicht benetzte, unterstrich seinen ernsten Ausdruck.
    Er ging davon, und seine Gestalt verschwamm nach und nach hi n ter der Wand aus Regen und trübem Licht. Ich hatte mir angewöhnt, ihm so lange nachzuschauen, wie es möglich war. Ich prägte mir seine Bewegungen ein, um mich später, wenn ich allein war, daran erinnern zu können.
    Die eisigen Regentropfen prasselten auf meine Haut und füh l ten sich an wie Nadelstiche. Schließlich ging ich ins Haus, schä l te mich dort aus meinem durchnässten Mantel und hängte ihn zum Trocknen auf. Ich ließ meine Schuhe im Flur stehen, dann machte ich mich daran, nach oben in mein Zimmer zu gehen, um mir trockene Sachen anzuziehen, als ich aus der Küche ein Geräusch hörte. Ich rief nach meinem Dad und fragte, ob alles in Ordnung sei, bekam aber keine Antwort. Mit einem unguten Gefühl schlich ich in Richtung Küche.
    „Geh, Hazel, geh!“, rief plötzlich mein Vater.
    Obwohl ich durch den Türspalt in die Küche spähte, konnte ich ihn nicht sehen, aber die Verzweiflung in seiner Stimme hätte mir ni e mals, nicht in tausend Jahren, entgehen können.
    Wie gelähmt stand ich vor der Küchentür, unfähig, mir etwas ei n fallen zu lassen. Ich hörte den schweren, erschöpften Atem von Dad und außerdem ein kaum hörbares Knurren.
    Mit dem wenigen Mut, den ich besaß, stieß ich die Tür auf, ehe die Feigheit erneut Zweifel in mir säen konnte.
    Dort, auf einem Stuhl, ein Messer an der Kehle, saß Dad, und über ihm, mit einer Miene, die vor Hass und Triumph verzerrt war, stand Dave. Sein Gesicht war von ebenmäßiger Schönheit, und bei dem Gedanken, wie sehr er mich betrogen hatte, sti e gen Tränen in mir auf.
    „Wie reizend, dich wiederzusehen, Hazel“, sagte Dave mit

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