Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
Flötengläsern, das Gemurmel der versammelten Menschen. Wenn es einen Platz gab, an dem sie sich am meisten zu Hause fühlte, einen Platz, wo sie am glücklichsten war, dann hier, indiesem Theater, bei den roten Samtkissen und den kristallenen Kronleuchtern und der vergoldeten Kuppeldecke hoch über ihnen. War es Zufall oder Absicht gewesen, dass man das Theater mitten im Herzen der Stadt errichtet hatte, nur zwanzig Gehminuten vom Unterschlupf der Assassinen entfernt? Sie wusste, dass es hart werden würde, sich in ihrer neuen Wohnung einzugewöhnen, die beinahe doppelt so weit vom Theater entfernt war. Ein Opfer, das sie bereit war zu bringen – falls sie jemals den richtigen Moment fand, Arobynn zu sagen, dass sie ihre Schulden beglich und auszog. Aber sie würde es tun. Bald.
Als sie Arobynns leichte, selbstsichere Schritte auf dem Teppich bemerkte und er sich gleich darauf über ihre Schulter beugte, spannte sie sich an. »Doneval ist da drüben«, flüsterte er, sein Atem heiß auf ihrer Haut. »Dritte Loge von der Bühne, zweite Sitzreihe.«
Sie konnte sofort den Mann ausmachen, den sie töten sollte. Er war groß und in mittleren Jahren, hatte hellblondes Haar und gebräunte Haut. Er sah nicht besonders gut aus, war aber auch keine Beleidigung fürs Auge. Nicht übergewichtig, aber auch nicht durchtrainiert. Das einzig Auffällige an ihm war seine dunkelgrüne Tunika, die selbst aus der Entfernung teuer aussah.
In der Loge hielten sich noch einige andere auf. Am Trennvorhang stand, umringt von Männern, eine große, elegante Frau Ende zwanzig. Sie hatte die Ausstrahlung einer Adligen, auch wenn in ihrem glänzenden dunklen Haar kein Diadem glitzerte.
»Leighfer Bardingale«, flüsterte Arobynn, der ihrem Blick folgte. Donevals frühere Frau – und diejenige, die sie angeheuert hatte. »Es war keine Liebesheirat. Sie wollte sein Geld und er ihre Jugend. Aber als sie keine Kinder bekamen und ein paar seiner weniger … wünschenswerten Angewohnheiten ans Licht kamen, gelang es ihr, die Ehe zu beenden, immer noch jung, aber erheblich reicher.«
Es war wirklich clever von Bardingale. Wenn sie mit dem Mann,den sie ermorden lassen wollte, nach außen hin freundschaftlichen Umgang pflegte, würde sie sich weit weniger verdächtig machen. Obwohl Bardingale nach außen hin nur die vornehme, elegante Dame spielte, wusste Celaena, dass eiskaltes Blut durch ihre Adern fließen musste. Und dass sie sich unbeirrbar für ihre Freunde und Verbündeten einsetzte – und für die Grundrechte jedes Menschen. Unwillkürlich empfand sie sofort Bewunderung.
»Und die Leute um sie herum?«, fragte Celaena. Durch einen schmalen Spalt im Vorhang hinter Doneval erspähte sie drei baumlange Männer, die alle in Dunkelgrau gekleidet waren und wie Schlägertypen aussahen.
»Ihre Freunde und Kapitalgeber. Bardingale und Doneval machen noch gemeinsam Geschäfte. Die drei Männer in Schwarz sind seine Leibwächter.«
Celaena nickte und hätte ihm vielleicht noch ein paar Fragen gestellt, wären nicht Sam und Lysandra nach der Verabschiedung von Arobynns Freund hinter ihnen in die Loge getreten. Es gab drei Plätze an der Brüstung und drei Plätze in zweiter Reihe. Zu Celaenas Missfallen setzte sich Lysandra neben sie, während Arobynn und Sam hinten Platz nahmen.
»Oh, seht euch an, wer alles hier ist«, schwärmte Lysandra. Ihr tief ausgeschnittenes eisblaues Kleid bedeckte kaum ihren Busen, während sie sich über die Brüstung beugte. Als sie bekannte Namen herunterzurattern begann, hörte Celaena weg.
Sie konnte Sam hinter sich wahrnehmen, spürte, dass sein Blick ausschließlich auf die goldenen Samtvorhänge vor der Bühne gerichtet war. Sie sollte etwas zu ihm sagen – sich entschuldigen oder bedanken oder einfach … eine nette Bemerkung machen. Sie spürte, wie er sich anspannte, als hätte er dasselbe Bedürfnis. Irgendwo im Theater ertönte ein Gong. Die Zuschauer sollten ihre Plätze einnehmen.
Jetzt oder nie. Sie verstand gar nicht, warum ihr Herz so hämmerte, aber ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, drehte sie sich einfach auf ihrem Stuhl nach hinten, warf einen Blick auf Sams Kleidung und sagte: »Du siehst gut aus.«
Seine Brauen hoben sich und sie drehte sich schnell wieder nach vorn, den Blick auf den Vorhang gerichtet. Er sah mehr als gut aus, aber … Nun, wenigstens hatte sie einmal etwas Nettes gesagt. Sie hatte versucht , nett zu sein. Trotzdem fühlte sie sich nicht wirklich
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