Celaenas Geschichte 03 - Throne of Glass
sie in eine Schüssel mit hochprozentigem Alkohol und zwang sich, nicht zu schreien, sondern es zu genießen, dass er alles, was in diesem Dreckwasser herumgeschwommen war, wegbrannte und desinfizierte. Sobald sie merkte, dass das ihren Ekel abmilderte, ließ sie sich ihre Badewannemit demselben Alkohol füllen und tauchte darin mit dem ganzen Körper unter.
Sie würde sich nie wieder sauber fühlen. Selbst nach ihrem vierten Bad – das sie direkt nach ihrem Alkohol-Bad genommen hatte – kam es ihr vor, als wäre sie immer noch völlig verseucht. Arobynn wollte sich um sie kümmern, aber sie hatte ihn hinausgeschickt. Sie schickte jeden hinaus. Als sie ins Bett stieg, nahm sie sich vor, am nächsten Morgen noch zweimal zu baden.
Es klopfte und beinahe hätte sie den Störenfried unfreundlich weggeschickt, doch in der Tür erschien Sams Kopf. Die Uhr zeigte nach zwölf, aber sein Blick war noch immer hellwach. »Du schläfst noch nicht«, sagte er und schlüpfte herein, ohne irgendein Zeichen von Zustimmung abzuwarten. Wobei er die auch nicht brauchte. Er hatte ihr das Leben gerettet. Sie stand auf ewig in seiner Schuld.
Auf dem Nachhauseweg hatte er ihr erzählt, dass er sich nach der Generalprobe für Lysandras Versteigerung zu Donevals Haus aufgemacht hatte, um nachzusehen, ob sie Hilfe brauchte. Doch als er ankam, war es im Haus still – bis auf die Wachen, die die ganze Zeit über irgendetwas kicherten. Er hatte gerade die umliegenden Straßen nach irgendeiner Spur von ihr abgesucht, da hatte er sie plötzlich schreien hören.
Celaena lag im Bett und sah ihn an. »Was willst du?« Nicht gerade die freundlichste Begrüßung von jemandem, der ihr das Leben gerettet hatte. Aber verdammt noch mal, sie war doch eigentlich besser als er – und trotzdem hatte er sie gerettet! Wie konnte sie behaupten, sie wäre die Beste, wenn sie sich von Sam retten lassen musste? Bei dem Gedanken hätte sie ihn am liebsten geohrfeigt.
Er lächelte nur schwach. »Ich wollte sehen, ob du endlich mit der ganzen Baderei fertig bist. Es ist kein heißes Wasser mehr da.«
Sie verzog das Gesicht. »Erwarte nicht, dass ich mich dafür entschuldige.«
»Erwarte ich je von dir, dass du dich für irgendetwas entschuldigst?«
Im Kerzenlicht sah sein schönes Gesicht samtweich und verlockend aus. »Du hättest mich sterben lassen können«, sagte sie nachdenklich. »Ich bin überrascht, dass du auf dem Gullydeckel keinen Freudentanz aufgeführt hast.«
Sam stieß ein leises Lachen aus, das über ihre Arme perlte und sie wärmte. »Niemand hat so einen entsetzlichen Tod verdient, Celaena. Nicht mal du. Und davon abgesehen dachte ich, über dieses Stadium wären wir hinaus.«
Sie musste schlucken, wollte den Blickkontakt jedoch nicht abbrechen. »Danke, dass du mich gerettet hast.«
Seine Brauen hoben sich. Sie hatte sich schon auf dem Rückweg bedankt, aber da war es eine hastige, atemlose Aneinanderreihung von Worten gewesen. Diesmal war es anders. Obwohl ihre Finger schmerzten – besonders ihre eingerissenen Nägel –, griff sie nach seiner Hand. »Und … und es tut mir leid.« Sie zwang sich, den Blick nicht abzuwenden, selbst als sein Gesichtsausdruck in Ungläubigkeit umschlug. »Es tut mir leid, dass ich dich in die Sache in Skull’s Bay hineingezogen habe. Und dass Arobynn dich deswegen bestraft hat.«
»Ah«, sagte er, als gäbe es ein großes Rätsel, das er jetzt irgendwie verstand, und betrachtete ihre miteinander verbundenen Hände. Sie zog ihre schnell zurück.
Plötzlich war das Schweigen zu aufgeladen, sein Gesicht im Kerzenschein zu schön. Als Celaena das Kinn hob, merkte sie, dass er die Narbe an ihrem Hals anstarrte. Der schmale Strich würde verblassen – irgendwann. »Sie hieß Ansel«, sagte sie mit einem Kloß im Hals. »Sie war meine Freundin.« Sam ließ sich langsam auf dem Bettrand nieder. Und dann erzählte sie ihm die ganze Geschichte.
Sam fragte nur nach, wenn ihm etwas unklar war. Die Uhr schlugeins, als sie ihm von dem letzten Pfeil erzählte, den sie auf Ansel abgeschossen hatte – davon, dass sie ihrer Freundin schweren Herzens eine Minute mehr zugestanden hatte und dass der Schuss sonst tödlich gewesen wäre. Als sie verstummte, leuchteten Sams Augen vor Mitgefühl und Staunen.
»Tja, das war mein Sommer«, schloss sie achselzuckend. »Ein großes Abenteuer für Celaena Sardothien, nicht wahr?«
Doch Sam streckte nur die Hand aus und strich über die Narbe an ihrem Hals, als könnte er
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