Celaenas Geschichte 4 - Throne of Glass
sollte, und ohne Vorgaben hemmungslos tanzen. Und da Celaena kein eigenes Klavier in der Wohnung hatte, durfte sie jetzt sogar nach dem Unterricht zum Üben bleiben.
Irgendwann stand sie auf dem Treppenabsatz und starrte auf ihre silbrig-grüne Wohnungstür.
Sie konnte Rifthold verlassen. Wenn es bedeutete, von Arobynn frei zu sein, konnte sie auf all diese geliebten Dinge verzichten. Auch in anderen Städten des Kontinents gab es Bibliotheken und Buchläden und gute Geschäfte. Vielleicht waren sie nicht so großartig wie die in Rifthold und vielleicht würde das Herz dieser anderen Stadt nicht in dem vertrauten Rhythmus schlagen, den sie über alles liebte, aber … für Sam konnte sie weggehen.
Seufzend schloss Celaena die Tür auf und betrat die Wohnung.
Auf dem roten Sofa saß Arobynn Hamel.
»Hallo Schätzchen«, sagte er und lächelte.
4
C elaena stand allein in der Küche und versuchte, nicht zu zittern, während sie sich eine Tasse Tee einschenkte. Woher wusste er, wo sie wohnte? Wahrscheinlich von den Dienern, die ihr beim Umzug geholfen hatten. Aber dass er in ihre Wohnung eingedrungen war und sie ihn hier vorfand … Wie lange saß er schon hier? Hatte er ihre Sachen angefasst?
Sie schenkte auch für Arobynn Tee ein. Mit beiden Tassen samt Untertellern in der Hand ging sie ins Wohnzimmer zurück. Arobynn hatte die Beine übereinandergeschlagen, einen Arm auf die Rücklehne des Sofas gelegt und schien sich fast wie zu Hause zu fühlen.
Sie sagte nichts, als sie ihm die Tasse reichte und sich dann in einem Sessel niederließ. Im Kamin brannte kein Feuer und der Tag war so warm, dass Sam eines der Wohnzimmerfenster offen gelassen hatte. Vom Avery her wehte eine salzige Brise in die Wohnung, bauschte die roten Samtvorhänge und strich Celaena durch die Haare. Diesen Geruch würde sie ebenfalls vermissen.
Arobynn nippte an seinem Tee und betrachtete dann die bernsteingelbe Flüssigkeit in seiner Tasse. »Bei wem darf ich mich für den ausgezeichneten Tee bedanken?«
»Bei mir. Ich lege sehr viel Wert auf guten Tee, das weißt du ja.«
»Hmm.« Arobynn trank noch ein Schlückchen. »Das wusste ich tatsächlich schon.« Das Nachmittagslicht fiel in seine silbergrauen Augen und ließ sie schimmern wie Quecksilber. »Was ich nicht weiß, ist, warum du und Sam es für eine gute Idee haltet, Ioan Jayne und Rourke Farran umzubringen.«
Natürlich wusste er Bescheid. »Das geht dich nichts an. Unser Auftraggeber will nicht mit der Gilde arbeiten und jetzt, wo ich das Geld auf dein Konto überwiesen habe, gehören Sam und ich nicht länger der Gilde an.«
»Ioan Jayne«, wiederholte Arobynn, als wüsste sie irgendwie nicht, wer das war. » Ioan Jayne . Seid ihr wahnsinnig ?«
Celaena knirschte mit den Zähnen. »Ich wüsste nicht, warum ich auf irgendeinen Ratschlag von dir hören sollte.«
»Nicht mal ich würde mich an Jayne rantrauen.« Arobynns Blick loderte. »Und das sage ich als jemand, der sich jahrelang den Kopf zerbrochen hat, wie man diesen Kerl unter die Erde bringen kann.«
»Ich lasse mich nicht noch mal auf eins deiner Gedankenspiele ein.« Celaena setzte ihre Tasse ab und stand auf. »Verlass meine Wohnung.«
Arobynn starrte bloß zu ihr hoch, als wäre sie ein aufsässiges Kind. »Jayne ist nicht umsonst der unangefochtene Herr von Riftholds Unterwelt. Und Farran ist nicht umsonst sein Stellvertreter. Du magst gut sein, Celaena, aber du bist nicht unbesiegbar.«
Sie verschränkte die Arme. »Vielleicht versuchst du mich ja davon abzubringen, weil du befürchtest, wenn ich ihn töte, habe ich dich wirklich überflügelt.«
Arobynn sprang auf und überragte sie nun. »Ich versuche, dich davon abzubringen, du dummes, undankbares Mädchen, weil Jayne und Farran brandgefährlich sind. Selbst wenn mir ein Auftraggeber das gläserne Schloss versprechen würde, würde ich die Finger von so einem Angebot lassen!«
Celaena spürte Wut in sich aufsteigen. »Nach allem, was du mir angetan hast, wie kannst du da erwarten, dass ich dir auch nur ein Wort glaube?« Ihre Hand wanderte zu dem Messer um ihre Hüfte. Arobynn nahm es wahr, obwohl seine Augen auf ihr Gesicht gerichtet blieben – er kannte jede Bewegung, die ihre Hände machten, auch ohne hinzusehen. » Verlass meine Wohnung «, wiederholte sie drohend.
Arobynn warf ihr ein schiefes Lächeln zu und ließ den Blick aufmerksam durch die Wohnung wandern. »Sag mir eins, Celaena: Vertraust du Sam?«
»Was soll die Frage?«
Arobynn schob
Weitere Kostenlose Bücher