Celinas Tochter
besessen?«
»Körperlich?«
»Haben Sie je mit meiner Mutter geschlafen?«
Nackte Ehrlichkeit und schreckliche Trauer starrten aus seinem Gesicht: »Nein, Alex. Niemals.«
»Haben Sie es je versucht? Hätte sie es gemacht?«
»Ich glaube nicht. Ich habâs nie versucht. Zumindest nicht sehr heftig.«
»Warum nicht, wenn Sie sie so sehr begehrten?«
»Weil Reede uns umgebracht hätte.«
Sie sah ihn schockiert an. »Glauben Sie das wirklich?«
Er zuckte die Schultern und setzte wieder sein entwaffnendes Lächeln auf. »Nur so eine Redensart.«
Alex war sich nicht so sicher. Es hatte geklungen, als meine er das wörtlich.
Er rutschte über den Sitz ganz nahe zu ihr, und seine Finger glitten in ihr Haar, dann legte er seinen Daumen an ihren Hals und streichelte ihn sanft.
»Was für ein trübsinniges Thema. Wechseln wirâs«, flüsterte er und hauchte einen Kuà über ihre Lippen. »Wie wärâs, wenn wir die Vergangenheit für eine Weile ruhen lieÃen und uns auf die Gegenwart konzentrierten?« Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, und seine Finger folgten ihnen. »Ich möchte mit dir schlafen, Alex.«
Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache. »Das meinen Sie doch nicht im Ernst?«
»Wetten?«
Jetzt begann er sie ernsthaft zu küssen. Zumindest versuchte er es. Er bog ihren Kopf zurück, bemächtigte sich ihrer Lippen, drückte, probierte, drückte fester. Als sie nicht reagierte, setzte er sich auf und sah sie fragend an.
»Nein?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Das wissen Sie, auch ohne daà ich es sage. Es wäre verrückt. Falsch.«
»Ich hab schon verrücktere Sachen gemacht.« Seine Hand senkte sich zu ihrem Pullover und tastete über ein Stück weiches Wildleder. »Falschere auch.«
»Ich aber nicht.«
»Wir wären gut zusammen, Alex.«
»Das werden wir nie erfahren.«
Sein Daumen strich über ihre Unterlippe, verfolgt von einem zärtlichen Blick. »Sag niemals nie.« Er beugte den Kopf und küÃte sie noch einmal â liebevoll, nicht leidenschaftlich, dann rutschte er auf den Fahrersitz zurück und stieg aus.
An der Tür gab er ihr einen keuschen GutenachtkuÃ, aber mit nachsichtig amüsiertem Lächeln. Alex wuÃte, daà er glaubte, sie würde sich nur zieren und es wäre eine Frage der Zeit, bis er sie rumkriegen würde.
Sie war so verwirrt von seiner Anmache, daà es einige Zeit dauerte, bis sie sah, daà das rote Licht an ihrem Telefon blinkte. Eine Nachricht. Sie rief die Rezeption an, bekam ihre Nachricht und rief die genannte Nummer an. Schon bevor der Arzt an den Apparat kam, wuÃte sie, was er sagen würde. Trotzdem waren seine Worte ein Schock.
»Miss Gaither. Es tut mir furchtbar leid. Mrs. Graham ist heute am frühen Abend verschieden, ohne das BewuÃtsein wiedererlangt zu haben.«
21
Alex klopfte und wartete, bis Reede »Herein« rief, bevor sie sein Büro betrat. »Guten Morgen. Danke, daà Sie mich so rasch empfangen konnten.«
Sie setzte sich auf einen Stuhl vor seinen Schreibtisch. Er goà ihr, ohne zu fragen, eine Tasse Kaffee nach ihrem Geschmack ein und stellte sie vor sie hin. Sie nickte kurz.
»Das mit Ihrer GroÃmutter tut mir leid, Alex«, sagte er und setzte sich wieder in seinen knarzenden Drehstuhl.
»Danke.«
Alex war eine Woche lang weggewesen, um die Beerdigung ihrer GroÃmutter zu arrangieren. Nur sie selbst, ein paar frühere Kollegen und ein paar Patienten des Pflegeheims hatten an der Feier teilgenommen. Nach der Beerdigung muÃte Alex mit der unwillkommenen Arbeit beginnen, das Zimmer ihrer GroÃmutter im Pflegeheim zu räumen. Das Personal war sehr hilfsbereit gewesen, aber es gab eine Warteliste, also sollte das Zimmer sofort wieder hergerichtet werden.
Emotional war es eine sehr anstrengende Woche gewesen. Als sie vor dem bescheidenen Sarg stand und die Orgelmusik im Hintergrund ertönte, hatte Alex plötzlich ein entsetzliches Gefühl der Niederlage überwältigt. Sie war ein Versager,
hatte das gegebene Versprechen nicht erfüllt: Sie hatte Celinas Mörder nicht rechtzeitig gefunden. Der härtere Schlag für sie war jedoch die verpaÃte Chance, zuletzt doch noch Liebe und Vergebung der GroÃmutter zu erlangen â nun gab es keine mehr!
Sie hatte ernsthaft
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