Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Tiberius mitgegeben: Die Likatier fürchteten sich nur davor, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte, aber nicht vor römischen Legionen. Lik, die Muttergöttin, würde sie beschützen.
Nachdem die Römer verschwunden waren, versammelten sich die Häuptlinge und die Krieger erneut, um den Schlachtplan zu besprechen. Die Versammlung lief nicht so, wie Gesatorix es gehofft hatte. Er wollte mit dem Heer den Römern entgegenziehen und sie in einer offenen Feldschlacht bekämpfen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, sprach Cingetorix, dieser Feigling, dagegen. Am liebsten hätte Gesatorix ihn vor aller Augen zum Kampf herausgefordert, aber ein Druide überwachte die Verhandlung als Garant für einen friedlichen Verlauf.
„Uns stehen zwei Legionen gegenüber, das sind mindestens achttausend Mann, dazu kommen noch die Kontingente der Hilfstruppen und Reiter. Die Römer sind uns zahlenmäßig überlegen!“
„Na und? Ein Licate nimmt es mindestens mit zwei Römern auf!“, brüllte ein anderer Häuptling dazwischen.
„Und dann?“, fragte Cingetorix herausfordernd. „Wir haben, wenn wir alle waffenfähigen Männer aufbieten, fünftausend Krieger! Wir schlagen also die zwei Legionen zurück. In Gallien stehen andere bereit, die spätestens im nächsten Jahr nachrücken werden. Unsere Toten aber werden tot bleiben!“
„Wenn wir die Römer geschlagen haben, werden sich die anderen vindelicischen Stämme uns anschließen und wir werden nach Lugdunum marschieren und die Stadt niederbrennen!“
Die Männer kannten die Gegebenheiten in den römischen Landen nicht und ihnen gefiel, was sie da hörten. Jubel brach in der Halle aus.
Ihre Gier und ihre Engstirnigkeit würde sie in den Abgrund führen! Cingetorix ärgerte sich nicht zum ersten Mal über das geringe Wissen seines Volkes über die Welt da draußen. So erklärte er der Versammlung, dass es außer den zwei Legionen im Anmarsch noch vier weitere in Gallia Comata gab. Lautes Geschrei erhob sich. Die Männer brüllten erhitzt, dass sie auch mit sechs Legionen fertig würden.
Cingetorix hob die Arme: „Und wenn die anderen Stämme sich uns nicht anschließen? Was dann? Dann stehen wir alleine gegen die Legionen, und nach den zwei kommen noch zwei und dann vielleicht drei!“ Er machte eine Pause und sah, dass seine Worte Wirkung zeigten. „Nein, wenn wir kämpfen wollen, müssen wir den Ort bestimmen und es muss ein Ort sein, wo wenige Krieger viele aufhalten können und der einer Belagerung standhält, in der die Römer Meister sind!“
„Was schlägst du vor?“, fragte der Druide ruhig.
„Wir verschanzen uns hier in Damasia. Der Ort liegt auf einem Berg. Wir sind durch den Fluss in Richtung Mittag und im Rücken geschützt. Wenn wir einen Graben und einen Wall vom See zur Stadt ziehen, können wir im Norden ein Lager aufschlagen und dort die meisten Krieger unterbringen. Wir können nur aus Richtung Sonnenuntergang angegriffen werden. Unsere Flanken sind durch den See und durch Damasia geschützt. Über den Fluss können wir Verstärkung und Nachschub holen. Über den See und durch die Berge können wir Krieger ausschicken, die die Proviantzüge der Römer überfallen.“
Die anderen murmelten Zustimmung.
„Wir sollten so viel Getreide wie möglich einbringen und hier lagern.“ Er wandte sich an die Abgesandten der anderen Stämme. „Ihr könnt uns unterstützen. Die Cattenaten können mit ihren Kriegern hierherkommen und uns verstärken. Die Cosuaneten und Rucinaten sollen um den See herum ziehen und die Römer von hinten angreifen. Vernichtet ihren Nachschub, schneidet sie von ihrer Basis am Rhenus ab, und sie müssen sich zurückziehen.“
Die Abgesandten der Rucinaten wiegten bedenklich ihre Häupter. „Und was, wenn die Römer Damasia nicht belagern, sondern weiterziehen? Dann greifen sie erst unsere Krieger an und dann unser Land!“
Cingetorix versuchte, ihn zu beschwichtigen: „Wenn die Römer sich nach Mitternacht wenden, zieht ihr euch zurück und wir greifen ihre Nachschubwege an!“ Er hob beide Hände. „Unsere beiden Heere werden wie zwei Hände sein, die gegen einen einarmigen Krieger kämpfen. Egal, gegen welche Hand er sich wehrt, die andere wird ihn ohrfeigen!“
Die Männer brachen in Jubel aus und der Plan wurde angenommen.
Die Licaten hatten zunächst die Befestigungen von Damasia instand gesetzt und begannen nun, die Umgebung des Oppidums zu befestigen. Sie hoben einen Graben aus und schichteten einen
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