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Cevdet und seine Soehne

Cevdet und seine Soehne

Titel: Cevdet und seine Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orhan Pamuk
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Es war zu hören, wie
verkohlte Stellen von Toastbrot abgekratzt wurden. Ja, gerade solche
Kleinigkeiten konnten sie glücklich machen, ein warmes Zimmer und ein
Frühstückstisch, und erschrocken dachte sie, dass Ömer sich mit dergleichen
nicht begnügen würde. »Was vergällt ihm bloß das Leben?« Da merkte sie, dass
ihr Vater in seinem Sessel saß, und drehte sich zu ihm um.
    Muhtar hatte die Zeitung auf den
Schoß sinken lassen, sah abwechselnd auf den Tisch und auf seine Tochter und
fragte sich, was Nazli wohl so in Aufregung versetzte.
Dann sah er sie lächeln und lächelte zurück: »Ich gebe hiermit bekannt, dass
ich als Abgeordneter nunmehr Feiertagsglückwünsche entgegennehme!«
    Nazli küsste ihn sogleich auf die
Wangen.
    Muhtar küsste sie auch und fragte dann:
»Du warst schon draußen? Warum hast du denn nichts
gesagt? Ich wäre doch mit!«
    »Ja, ich bin schon spazierengegangen. Es war
wunderbar!«
    »Soso«, seufzte ihr Vater. »Komm, wir frühstücken, dann erzählst du mir, was du alles gesehen und
gedacht hast!«

42
  IM HAUS DES ABGEORDNETEN
    Ömer ging zwischen den einheitlichen
Häusern hindurch. Als er Nazli einmal auf die Monotonie des Bauens und Lebens
in dem Viertel angesprochen hatte, war ihre Reaktion so empfindlich
ausgefallen, dass er rasch das Thema gewechselt hatte. Nun wollte er über das
Viertel und über sein eigenes Leben nicht weiter nachdenken. Es waren zwanzig
Minuten vergangen, seit er das Hotel verlassen hatte. Von Refık, der noch
in der Stadt herumlaufen wollte, hatte er sich sogleich getrennt und ihn nur
noch ermahnt, nicht zu spät zum Essen zu kommen. Eine spöttische Bemerkung über
Refıks Eifer, der ihm lächerlich erschien, konnte er sich gerade noch
verkneifen. Nach dem Mittagessen bei Nazli würden sie gemeinsam zum Festakt im
Stadion gehen, dessen Ablauf ihnen Muhtar schon so eindringlich geschildert
hatte, dass an ein Fernbleiben nicht zu denken war. Es ärgerte Ömer, dass ihm
als Verlobtem solche lästigen Pflichten auferlegt waren, doch ließ er sich im
allgemeinen nicht mehr anmerken als ein spöttisches Lächeln.
    Ein solches war nun wieder
angebracht, als er in Nazlis Straße einbog. Dabei musste er nämlich jedesmal
daran denken, wie er mit seiner Tante und seinem Onkel damals hierhergekommen
war und um Nazlis Hand angehalten hatte. Er rechnete nach: Zwanzig Monate war
das nun her. Wie eifrig und aufgeregt war er damals gewesen und wie verstimmt
und sarkastisch dagegen jetzt! »Inzwischen habe ich das Leben kennengelernt!«
dachte er, aber war das nicht eine Verliererausrede? »Bin ich noch so ehrgeizig
wie früher? Nun, jetzt bin ich eben reich!« Verwundert sah er auf dem Balkon
von Nazlis Nachbarhaus einen Mann in Mantel und Schlafanzug sitzen. Er
klingelte. »Wann wir wohl heiraten?« fragte er sich allen Ernstes, als ob nicht
er selbst es gewesen sei, der unter allen möglichen Vorwänden den
Hochzeitstermin hinausgeschoben und bei der bloßen Erwähnung des Themas das
Gesicht verzogen hatte. »Vielleicht heirate ich ja gar nicht?« dachte er
verdutzt. »Wozu auch?« Er hörte die Schritte des Dienstmädchens auf der Treppe.
Ihm fiel wieder die nicht enden wollende Verlobung ein. »Ob ich so etwas noch
einmal überstehe? Ja, wie lange braucht denn das Weib die paar Stufen
herunter?« Er merkte, dass er am liebsten an die Tür gedonnert hätte, und
steckte erschrocken die Hände in die Taschen.
    Als das Dienstmädchen öffnete,
lächelte es Ömer gleich an. Ömer kannte diese Art Lächeln zur Genüge, doch
obwohl er schon in seiner Kindheit von älteren Frauen, die ihn lieb und putzig
fanden, so angelächelt worden war, fragte er sich auf der Treppe: »Warum lacht
sie so? Weil ich gut aussehe, liebenswert bin und hier als potentieller
Schwiegersohn auftrete …« In ungenierter Manier trat er ins Wohnzimmer, und
als er Muhtars Blick begegnete, merkte er, dass nicht jedermann ihn liebenswert
fand. Sein zukünftiger Schwiegervater schüttelte ihm die Hand und musste sich
dabei zu einem Lächeln sichtlich zwingen. Dann musterte Ömer die anderen
Anwesenden: Nazli in ihrem roten Kleid, den häufigen Gast Refet, der wie immer
selbstgefällig nickte, und die Katze, die ihn von ihrem Kissen aus neugierig
beäugte. Ömer sah auch, dass der Tisch schon gedeckt war, und nach einem
weiteren Blick auf Nazli dachte er: »Im roten Festtagskleidchen, wie eine
Zwölfjährige!« Dann nahm er wie üblich in seinem Sessel gegenüber dem
Venedigbild Platz.
    »Wo

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