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Cevdet und seine Soehne

Cevdet und seine Soehne

Titel: Cevdet und seine Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orhan Pamuk
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und dazwischen herumfliegende pausbäckige Putten.
Alles war verstaubt. Auf einem Tischchen stand ein zerbrochener Kerzenhalter.
Bei einem hölzernen Aschenbecher war der Rand ganz verbrannt. Eine Stehlampe
ließ den Kopf hängen. Inmitten von all dem Schmutz und der Unordnung war ein
Sessel sorgfältig abgedeckt. Man wurde aus dem Mobiliar nicht recht schlau,
konnte aber doch sein eigenes Leben und seine Pläne zwischen all die Dinge
hineinprojizieren.
    »Wie es hier aussieht!« sagte
Cevdet.
    Der Gärtner merkte, dass ihm eine
Erklärung entlockt werden sollte. »Nach dem Tod ihres Mannes hat die gnädige
Frau beschlossen, das Haus zu verkaufen. Sie hat anscheinend einen Freund auf
den Prinzeninseln.«
    »Aber lässt man ein Haus so
verkommen?« Cevdet wusste selbst nicht, warum er das sagte.
    Durch einen kurzen Korridor
gelangten sie in den hinteren Teil des Hauses. Die beiden Zimmer dort waren
leer. Auf dem Fußboden lagen Papier, kaputte Stühle und Schachteln umher. An
den Wänden hingen weitere griesgrämige Alte mit Bart und Hut. Cevdet vermutete,
die Räume seien als Kinder- oder Gästezimmer verwendet worden.
    Über eine enge, dunkle Treppe
stiegen sie ins Obergeschoss hinauf, in dem es nicht anders aussah. Als Cevdet
zwei Wochen zuvor gekommen war, hatte bei weitem noch nicht so eine Unordnung
geherrscht. Damals war es ihm schwerer
gefallen, den Anblick, der sich ihm bot, mit seinen eigenen Vorstellungen zu
vereinbaren. Die nunmehr fast leeren Zimmer dagegen konnte er im Geist schon
nach seinem Gusto einrichten.
    In dem geräumigen Zimmer, das auf
den Garten hinausging, stand ein großes Bett. Laken, Bettdecke und das große
Kopfkissen für zwei Personen lagen wild durcheinander da. Cevdet bemühte sich,
nicht an das zu denken, was er aus dem Fenster von Şükrü Paps Konak
gesehen hatte. Ihn überkam ein Gefühl, als ob alles plötzlich ganz
durcheinandergeriete und die Reinheit, um die ihm so zu tun war, mit Dreck und
Blut besudelt würde. Er wollte den Anblick des ungemachten Bettes mit keinem
seiner Lebenspläne in Verbindung bringen. Um das zerwühlte Laken, die fleckige
Bettdecke und den nach Parfum duftenden Morgenmantel nicht weiter sehen zu
müssen, richtete er seinen Blick nach oben. An der Wand hing das Bild eines
jungen Paares.
    Der Gärtner warf einen verächtlichen
Blick darauf. »Der gnädige Herr war kein guter Mensch, aber den Garten hat er
geliebt. Soll er in Frieden ruhen. Die Frau bringt jetzt sein Geld durch.
Angeblich reist sie mit ihrem Freund nach Amerika!«
    Darüber wusste Cevdet bereits mehr
oder weniger Bescheid. Er hatte über die jüdische Hausbesitzerin in Sirkeci
Erkundigungen eingezogen.
    Der Gärtner blies seinen
Zigarettenrauch in Richtung auf das Bild und sagte dann: »Kaufmann war er, der
gnädige Herr!«
    Das Zimmer daneben war zugesperrt;
der Gärtner erklärte, darin bewahre die gnädige Frau ihre Wertsachen auf.
Daneben war noch ein Zimmer, dessen Fensterläden aufstanden. Cevdet fasste ins
Auge, sich darin eine Bibliothek einzurichten und auch seinen Schreibtisch dort
aufzustellen.
    Sie gingen hinunter ins unterste
Stockwerk. In den kleinen Zimmern mit den schmalen Fenstern gedachte Cevdet die
Köche und die restliche Dienerschaft unterzubringen. Die Toiletten waren unten
wie oben Sitzklos nach europäischer Art, doch Cevdet hatte vor, unten ein
Stehklosett nach türkischer Sitte einrichten zu lassen. Er betrat noch einen
Raum, der sich als Waschküche verwenden ließ. Daneben war eine geräumige Küche,
von der es hinten in den Garten hinausging, doch die Tür war zugesperrt. Cevdet
sah zwischen den Jalousien hindurch auf den Garten hinaus. Draußen herrschte
noch immer das gleiche sanfte Licht. Der Gärtner schlug vor, durch die
Vordertür in den Garten hinauszugehen. Beim Verlassen des Hauses warf Cevdet
noch einmal einen verstohlenen Blick in den Spiegel: Es lief alles wie geplant.
    Der Junge hatte auf sie gewartet,
und sie gingen mit ihm gemeinsam in den Garten. Auch hier wieder Linden und
Kastanien. Unter einer Kastanie mitten im Garten standen zwei Stühle, die sich im
Kontrast zu den riesigen, gen Haus und Himmel ragenden Ästen, dem fröhlich
raschelnden Blattwerk und dem mächtigen, minarettgleichen Stamm ganz mickrig
ausnahmen. Nicht nur in dem Baum, im ganzen Garten hielt der kühle Abendwind
alles in Bewegung. Ob Blumen, Blätter, Gras oder junge Schößlinge, alles regte
und wiegte sich. Cevdet ging ein wenig umher und sah sich dann die Rückwand

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