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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cazaril hinunter; dann aber senkte er den Kopf und entfernte sich.
    Während Cazaril still auf der Treppe saß, gewann er allmählich seinen ruhigen Atem und sein Gleichgewicht zurück und konnte sogar wieder den Oberkörper aufrichten. Die Welt pulsierte nicht länger. Selbst einige Geisterflecken, die aus der Wand krochen und sich zu seinen Füßen versammelten, verhielten sich still. Cazaril betrachtete sie, während sie im Schatten des Treppenhauses verharrten, und dachte darüber nach, was für eine kalte, einsame Verdammnis es sein musste, auf diese Weise langsam an Substanz zu verlieren, alles einzubüßen, was sie zu einzigartigen Männern und Frauen gemacht hatte. Wie musste es sich anfühlen, wenn man sein Wesen allmählich um sich herum verrotten fühlte, wie Fleisch von toten Gliedmaßen abfaulte? Spürten die Geister, was ihnen verloren ging, oder schwand diese Selbstwahrnehmung gnädigerweise im Laufe der Zeit ebenfalls? Die legendäre Hölle des Bastards mit ihren angeblichen Qualen wirkte im Vergleich dazu wie eine Art Himmel.
    »Oh! Cazaril!« Eine überraschte Stimme ließ ihn aufblicken. Palli stand mit einem bestiefelten Fuß auf der ersten Stufe; an seinen Seiten gingen zwei junge Männer, die unter ihren Reitermänteln aus grauer Wolle ebenfalls das Blau und Weiß des Ordens der Tochter trugen. »Ich wollte gerade zu dir.« Palli kniff die dunklen Augenbrauen zusammen. »Was machst du hier auf der Treppe?«
    »Ich ruhe mich nur ein wenig aus.« Cazaril brachte ein kurzes Lächeln zu Stande und erhob sich mühsam, wobei er wie zufällig eine Hand an der Mauer hielt, um das Gleichgewicht zu wahren. »Was liegt an?«
    »Ich hoffte, du könntest mit mir einen kleinen Spaziergang hinunter zum Tempel machen und dich mit einigen Leuten über diese …«, Palli machte eine kreisförmige Bewegung mit dem Finger, „… kleine Angelegenheit bei Gotorget unterhalten.«
    »Jetzt schon?«
    »Dy Yarrin ist letzte Nacht eingetroffen. Unsere Versammlung ist nun groß genug, um verbindliche Beschlüsse zu treffen. Und da dy Jironal ebenfalls wieder in der Stadt ist, sollten wir ohne Verzögerungen unser weiteres Vorgehen planen.«
    Allerdings. Also würde Cazaril unmittelbar nach seiner Rückkehr mit Orico sprechen. Er schaute auf die beiden Begleiter, dann wieder auf Palli, und in seinem Blick lag die Frage: Sind sie vertrauenswürdig?
    »Ah«, meinte Palli vergnügt. »Gestatte mir, dir meine Vettern vorzustellen, Ferda und Foix dy Gura. Sie haben mich von Palliar aus begleitet. Ferda ist der Stellvertreter meines Rittmeisters, und sein jüngerer Bruder Foix – nun, wir nehmen ihn mit, wenn es was Schweres zu tragen gibt. Verneigt euch vor dem Kastellan, Jungs!«
    Der kleinere und breitere der zwei jungen Burschen grinste verlegen, und beide brachten sie hinreichend elegante Verbeugungen zu Stande. Sie hatten leichte Ähnlichkeit mit Palli: das wuchtige Kinn und die hellbraunen Augen. Ferda war von mittlerer Größe und drahtiger Statur, offensichtlich ein Reiter. Seine Beine waren bereits ein wenig verkrümmt. Sein Bruder war breit und muskulös. Sie schienen ein recht liebenswürdiges Paar von Landedelleuten zu sein – gesund, vergnügt und ohne Narben. Und sehr jung. Doch Pallis dezente Betonung auf dem Wort Vettern beantwortete Cazarils unausgesprochene Frage.
    Die Brüder schlossen sich an, als Cazaril und Palli aus den Toren hinaus nach Cardegoss schritten. Die beiden mochten jung sein, doch sie hielten aufmerksam die Augen offen und schauten in sämtliche Richtungen. Beiläufig hielten sie die Hände in der Nähe ihrer Schwertgriffe und verhinderten, dass Mäntel und Überwürfe sich darin verhakten. Cazaril war froh zu wissen, dass Palli nicht einmal an einem solch hellen Wintermittag unbewacht auf den Straßen von Cardegoss unterwegs war. Seine Muskeln spannten sich, als sie unter den Steinmauern des Stadtpalasts der dy Jironals entlanggingen, doch keine bewaffneten Meuchelmörder sprangen hinter den eisenbeschlagenen Toren hervor, um sie anzugreifen. Sie erreichten den Tempelplatz, ohne etwas Bedrohlicherem zu begegnen als drei Hausmädchen, die den Männern in den Farben der Tochter zulächelten und kicherten, nachdem sie vorüber waren.
    Das große Anwesen des Hauses der Tochter bilde te die Mauer an einer Flanke des fünfseitigen Tempelplatzes. Das Haupttor war den Frauen und Mädchen vorbehalten, die üblicherweise Schwestern, Akolythen oder Geistliche der Tochter waren. Die Männer des

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