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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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klammerte sich dort fest. Kreischend und pfeifend grub es die Krallen durch Cazarils Kleidung. Ein paar schwarze Federn wirbelten durch die Luft.
    »Verfluchte Vögel!« Er hatte angenommen, dass sie inzwischen das Interesse an ihm verloren hatten – und nun waren sie plötzlich alle wieder da, mitsamt ihrer unangenehmen Begeisterung.
    Palli sprang zurück; dann blickte er über die Dachziegel hinweg und rief: »Bei den fünf Göttern! Irgendwas hat sie aufgescheucht! Der ganze Schwarm ist über dem Zangre aufgestiegen. Schau, wie sie kreisen!«
    Ferda dy Gura beschirmte die Augen und blickte in die von Palli gewiesene Richtung. Dort in der Ferne war ein Wirbel kleiner schwarzer Schemen zu erkennen, wie schwarze Blätter in einem Wirbelsturm, die immer wieder herabstießen. Ferdas Bruder Foix presste die Hände auf die Ohren, als die Krähen kreischend um ihre Füße herumsprangen. Über das Getöse hinweg rief er: »Und laut sind sie auch!«
    Cazarils Herz gefror zu Eis. »Etwas Übles geht da vor. Rasch!«
    Er war nicht in der besten Verfassung für einen Dauerlauf bergauf. Als sie die Stallungen in den Außenbezirken des Zangres erreichten, hielt er eine Hand fest auf die Seite seines Körpers gepresst, die von heftigen Stichen geplagt wurde. Seine Botenvögel flatterten im Geleit über ihm. Inzwischen mischten sich menschliche Rufe in das andauernde Krächzen der Krähen, und Palli und seine Vettern mussten nicht länger angetrieben werden, um mit ihm Schritt zu halten.
    Ein Tierpfleger im königlichen Wappenrock der Menagerie taumelte vor den geöffneten Türen der Anlage ziellos umher. Er schrie und schluchzte. Blut lief ihm übers Gesicht. Zwei von Teidez’ in Grün und Schwarz gekleidete Wachen aus Baocia standen mit gezogenen Schwertern vor dem Eingang und hielten drei Wachen des Zangres auf Abstand, die besorgt und ebenfalls mit gezückten Klingen vor ihnen standen und offenbar nicht anzugreifen wagten. Den Krähen jedoch fehlte dieser Mut nicht. Unbeholfen stießen sie auf die Baocier herab und versuchten, sie mit ihren Krallen zu greifen und mit den Schnäbeln nach ihnen zu stechen. Die Baocier fluchten und schlugen nach ihnen. Zwei schwarze Federbündel lagen bereits auf den Pflastersteinen, eines reglos, ein anderes zuckend.
    Cazaril schritt auf die Türen der Menagerie zu und brüllte: »Was geht hier vor, im Namen des Bastards? Wie könnt ihr es wagen, die heiligen Krähen zu erschlagen?«
    Einer der Baocier hielt ihm die Schwertspitze entgegen. »Bleibt zurück, Lord Cazaril! Ihr könnt hier nicht vorbei! Wir haben strikte Anweisungen vom Prinzen!«
    Wütend fletschte Cazaril die Zähne und schlug das Schwert mit seinem Mantel beiseite; dann sprang er vor und rang es aus der Hand des Wachsoldaten. »Gib her, du Dummkopf!« Er schleuderte das Schwert auf die Steine in Richtung der Wachen des Zangres – und zu Palli, der schon in Panik geraten war, als der unbewaffnete Cazaril ins Gefecht eingegriffen hatte. Das Schwert klirrte und wirbelte über das Pflaster, bis Foix mit seinem stiefelbewehrten Fuß daraufstampfte und es mit herausforderndem Blick festklemmte.
    Cazaril wandte sich dem zweiten Baocier zu, der plötzlich seine Klinge senkte. Er wich vor Cazaril zurück und rief hastig: »Kastellan, wir tun das nur, um das Leben von König Orico zu schützen!«
    »Ist Orico dort drin? Was macht ihr da?«
    Ein katzenhaftes Knurren drang aus dem Innern und ging in ein Jaulen über. Cazaril wirbelte herum und überließ den eingeschüchterten Baocier den Wachen des Zangres, die inzwischen zum Vorrücken ermuntert waren. Er schritt in den düsteren Gang der Menagerie.
    Der alte, zungenlose Pfleger kniete verkrümmt auf den Fliesen und gab erstickte, schluchzende Laute von sich. Er hielt seine daumenlosen Hände vors Gesicht gepresst, und zwischen seinen Fingern rann Blut hervor. Beim Klang von Cazarils Schritten blickte er auf. Sein zitterndes, feuchtes Gesicht war vor Leid verzerrt. Als er an den Bärengehegen vorüberkam, bemerkte Cazaril flüchtig zwei reglose schwarze Haufen, die mit Armbrustbolzen gespickt waren; die Felle der Bären waren blutverschmiert. Der Stall der Vellas stand offen; die Tiere lagen im hellen Stroh auf der Seite, mit geöffneten und starren Augen und durchschnittenen Kehlen.
    Am entfernten Ende des Gangs kam Prinz Teidez soeben wieder auf die Füße und erhob sich, auf sein blutiges Schwert gestützt, vom schlaffen Körper der gefleckten Katze. Er stand weiterhin auf die

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