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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Briefen und reichte Ista den ihren. Ihre Hände flatterten vor Erschöpfung und Verlangen.
    »Ich sollte mich jetzt säubern und etwas essen«, sagte Cazaril dann. »Bis die Herzogin zurückkommt, kann ich mich vielleicht halbwegs zurechtmachen.«
    Ista barg den Brief an ihrer Brust. »Dann ruft meine Damen herein. Ich denke, ich werde mich nun zur Ruhe begeben. Kein Grund mehr, auszuharren …«
    Cazaril blickte abrupt auf. »Iselle. Iselle ist ein Grund, auszuharren.«
    »Oh. Ja. Eine Geißel muss ich noch abwarten. Dann kann ich für immer schlafen.« Sie beugte sich vor und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber erst einmal werde ich nur diese eine Nacht schlafen. Ich bin schrecklich müde. Ich habe all meine Trauer, all meinen Schmerz schon verbraucht, und nun ist nichts mehr davon in mir. Alles ist ausgehöhlt.«
    »Ich verstehe, Majestät.«
    Cazaril griff behutsam nach der Bank, zog sich hoch und ging hinaus, um die weinerlichen Zofen wieder ins Gemach zu lassen. Ista biss die Zähne zusammen und ertrug deren Fürsorge. Cazaril schulterte seine Satteltaschen und verbeugte sich zum Abschied.
     
    Wasser, frische Kleidung und eine warme Mahlzeit verbesserten Cazarils körperlichen Zustand erheblich, doch nach seinem Gespräch mit Ista drehte sich noch alles in seinem Kopf. Als die Dienstboten ihn in das stille, kleine Empfangszimmer führten, damit er dort auf die Rückkehr der Herzogin wartete, war er dankbar für die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen. Ein fröhliches Feuer prasselte im Kamin, während Cazaril in einem gepolsterten Stuhl saß, an verdünntem Wein nippte und versuchte, nicht einzunicken. Es war unwahrscheinlich, dass die alte Dame lange ausblieb.
    Tatsächlich kam sie bald herein, in Begleitung ihrer Cousine und Gesellschaftsdame, Lady dy Hueltar, sowie einem ernsten Ser dy Ferrej. Sie war festlich in grünen Satin und Samt gewandet und mit funkelnden Juwelen behangen, doch ein Blick in ihr kreidebleiches Gesicht verriet Cazaril, dass irgendein aufgeregter Dienstbote bereits mit den schlechten Nachrichten herausgeplatzt war. Cazaril richtete sich unsicher auf und verneigte sich.
    Sie griff nach seinen Händen und musterte sein Gesicht. »Cazaril, ist es wahr?«
    »Teidez ist verstorben, ganz plötzlich, an einer Entzündung. Iselle geht es gut …« Er atmete tief ein. »Und sie ist die Thronfolgerin von Chalion.«
    »Der arme Junge! Habt Ihr es Ista bereits mitgeteilt?«
    »Ja.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    Gut traf es nicht ganz. Cazaril entschied sich für: »Ruhig, Hoheit. Sie fiel nicht in Raserei, wie ich befürchtet hatte. Ich glaube, sie ist abgestumpft von den vielen schweren Schläge, die ihr das Schicksal schon versetzt hat. Ich weiß nicht, wie es ihr morgen ergehen wird. Ihre Kammerfrauen haben sie zu Bett gebracht.«
    Die Herzogin stieß einen Seufzer aus und blinzelte Tränen aus den Augen fort.
    Cazaril kniete neben seinen Satteltaschen nieder. »Iselle hat mir einen Brief für Euch anvertraut, Hoheit. Es ist auch eine Nachricht für Euch dabei, Ser dy Ferrej, von Betriz. Sie hatte nicht die Zeit, viel zu schreiben.« Er gab die beiden versiegelten Schreiben weiter. »Sie werden beide hierher kommen. Iselle möchte Teidez in Valenda bestatten lassen.«
    »Ach«, meinte die Herzogin, als sie das kalte Wachs des Siegels brach. Sie achtete nicht darauf, wohin die Bröckchen fielen. »Ach, ich vermisse sie so sehr.« Dann las sie aufmerksam die Zeilen. »Ein sehr kurzer Brief«, beschwerte sie sich und hob ihre grauen Augenbrauen: »›Cazaril wird dir alles erklären‹, schreibt sie.«
    »Ja, Hoheit. Ich habe Euch viel zu erzählen, und manches ist vertraulich.«
    Sie winkte ihre Begleiter hinaus. »Geht. Ich werde euch rufen lassen.« Als dy Ferrej zur Tür kam, war er schon dabei, seinen Brief zu öffnen.
    Begleitet vom Rascheln kostbaren Stoffes setzte sich die alte Herzogin. Noch immer hielt sie das Schreiben in der Hand. Sie zog einen anderen Stuhl heran und bedeutete Cazaril, darauf Platz zu nehmen. »Ich muss noch nach Ista sehen, bevor sie eingeschlafen ist.«
    »Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, Hoheit, und Euch berichten, was ich in letzter Zeit in Cardegoss erfahren habe. Und was ich alles durchgemacht habe, um es zu erfahren …« Diesen Preis – den Riss, der sich in seiner Welt aufgetan hatte – hatte Ista sofort verstanden. Cazaril war sich nicht sicher, ob die Herzogin es ebenfalls verstehen konnte. »Erzprälat Mendenal in Cardegoss kann die

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