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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war er tot, und mit all unseren Tränen und unseren Gebeten konnten wir ihn nicht wieder ins Leben zurückholen, Ias war am Boden zerstört. Ich war verzweifelt. Mein zweites Gesicht war mir genommen worden. Die Götter wendeten sich von mir ab …«
    »Also war die Anklage wegen Verrat falsch.« Ganz falsch!
    »Ja. Eine Lüge, um unsere Sünden zu verbergen. Um die Leiche zu erklären.« Sie atmete schneller. »Aber seiner Familie wurde gestattet, seine Güter zu erben – nichts wurde geschmälert.«
    »Außer seiner Ehre. Seinem Ansehen.« Eine Ehre, die dem stolzen dy Lutez alles bedeutet hatte. All seinen Wohlstand und Ruhm hatte er stets nur als äußere Anzeichen seiner Ehre betrachtet.
    »Jedenfalls konnten wir jetzt nicht mehr zurück. Ias unternahm keinen weiteren Versuch, einen anderen Freiwilligen zu finden. Denn es musste ein freiwilliges Opfer sein, versteht Ihr? Mit Kampf und Mord war nichts zu erreichen. Es musste ein Mann sein, der aus freiem Willen handelte und genau wusste, worauf er sich einließ. Ias starb vor Kummer und Schuld.« Ihre Hände zerrten das kleine Spitzentuch bis fast zum Zerreißen auseinander. »Und er ließ mich mit zwei kleinen Kindern alleine zurück, ohne eine Möglichkeit, sie zu beschützen oder zu retten vor diesem schwarzen … Etwas …« Sie holte Luft, und ihr Brustkorb zitterte. Cazaril wollte schon ihre Zofen rufen, doch sie verfiel nicht in Hysterie, wie er befürchtet hatte, sondern entspannte sich wieder. »Aber Ihr«, meinte sie schließlich. »Die Götter haben Euch berührt?«
    »Ja.«
    »Es tut mir Leid.«
    Er stieß ein zittriges Lachen aus. »O ja.« Er rieb sich den Nacken. Jetzt war er mit dem Geständnis an der Reihe. Anderen gegenüber mochte er der Zweckdienlichkeit halber die Wahrheit verschleiern. Aber nicht bei Ista. Er schuldete ihr die Bezahlung mit gleicher Münze. »Wie genau seid Ihr über die Vorgänge in Cardegoss im Bilde? Über Iselles kurze Verlobung und das Schicksal von Lord Dondo dy Jironal?«
    »Ein Bote folgte so dicht auf den anderen, dass wir nicht einmal richtig feiern konnten – wir wussten nicht, was wir davon halten sollten.«
    »Feiern? Ein Vierzigjähriger, der mit einer Sechzehnjährigen verheiratet wird?«
    Ista hob das Kinn, und für einen Augenblick war sie Iselle so ähnlich, dass Cazaril den Atem anhielt. »Ias und ich lagen im Alter weiter auseinander!«
    Oh. Ja. Das ließ sie die Sache vielleicht ein wenig anders betrachten. »Dondo war nicht Ias, Majestät. Er war bestechlich, verdorben, gotteslästerlich und ein Veruntreuer – und ich bin mir fast sicher, dass er Ser dy Sanda ermorden ließ. Vielleicht hat er ihn sogar mit eigener Hand ermordet. Er steckte mit seinem Bruder unter einer Decke und strebte nach der vollständigen Kontrolle über die Königsfamilie von Chalion, über Orico, Teidez – und Iselle.«
    Ista fuhr sich mit der Hand an die Kehle. »Ich bin Martou begegnet, vor Jahren, bei Hofe. Schon damals strebte er danach, der nächste Lord dy Lutez zu werden. Dy Lutez – der hellste, edelste Stern, der jemals am Hof von Chalion erstrahlte! Martou taugte vielleicht zu seinem Stiefelputzer, wenn überhaupt. Und Dondo bin ich nie begegnet.«
    »Dondo war eine Katastrophe. Vor vielen Jahren traf ich das erste Mal mit ihm zusammen, und schon damals war er charakterlos. Im Laufe der Zeit ist er noch schlimmer geworden. Iselle war verzweifelt, und sie war zornig, dass Dondo ihr aufgezwungen wurde. Sie betete zu den Göttern, sie von diesem abscheulichen Ehepartner zu erlösen, aber die Götter haben nicht geantwortet. Also habe ich es getan. Einen Tag schlich ich hinter ihm her und wartete auf die Gelegenheit, ihn zu ermorden. Aber ich kam nicht in seine Nähe, also betete ich zum Bastard um das Wunder eines Todeszaubers. Und es wurde mir gewährt.«
    Ista hob die Brauen. »Und Ihr seid nicht tot?«
    »Ich dachte, ich würde sterben. Als ich erwachte und feststellte, dass Dondo tot ist, ich aber noch lebte, wusste ich nicht, was ich denken sollte. Doch Umegat – der Heilige, den ich für einen Tierpfleger hielt – fand heraus, dass Iselles Gebete ein zweites Wunder bewirkt hatten: Die Frühlingsherrin bewahrt mein Leben vor dem Todesdämon, aber nur für begrenzte Zeit.« Er holte tief Luft und erklärte, was es mit Umegat und dem Wunder der Menagerie auf sich hatte, und wie diese das Leben Oricos trotz des Fluchs bewahrt hatte.
    »Allerdings hatte Dondo vor seinem Tod – als er noch annahm, er würde Iselle

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