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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wie es Eurem Rang zukommt?«
    »Sie entlohnt mich so, wie es ihrem Rang zukommt. Iselle ist nicht die Königin Chalions – noch nicht.«
    »Ah! Ich hingegen bin der gegenwärtige König von Ibra, und ich habe die Macht, sehr viel zu geben.«
    Cazaril lächelte karg.
    Der Fuchs fühlte sich ermutigt und sprach von einer eleganten Villa mit Blick auf das Meer; dabei legte er eine Spielfigur auf den Tisch, eine Burg aus Koralle. Cazaril war neugierig, wie weit das führen mochte; deshalb merkte er nicht an, wie wenig ihn der Ausblick aufs Meer reizte. Der Fuchs sprach von edlen Rössern und von einem Anwesen, auf dem sie weiden konnten, und davon, wie unpassend er die dritte Vertragsklausel fand. Einige Reiter gesellten sich zu der Korallenburg. Cazaril gab ein paar unbeteiligte Laute von sich. Der Fuchs flüsterte verführerisch von einem ibranischen Titel, weit über dem eines Kastellans, sowie dem damit verbundenen Vermögen – und wie die sechste Vertragsklausel auf einträgliche Weise umgeschrieben werden könnte. Eine Burg aus Jade schloss sich der wachsenden Sammlung an. Der Schreiber machte sich Notizen. Mit jedem unartikulierten Murmeln Cazarils wuchs sowohl der Respekt wie auch die Zuversicht in den Augen des Fuchses, obwohl er schließlich, als der Haufen immer mehr anwuchs, in schmerzhaftem Tonfall anmerkte: »Ihr spielt besser, als ich erwartet hatte, Kastellan.«
    Schließlich lehnte der Fuchs sich zurück und deutete auf seinen kleinen Haufen mit symbolischen Geschenken. »Wie gefällt Euch das, Cazaril? Was könnte dieses Mädchen Euch geben, das Ihr von mir nicht besser bekommt, hm?«
    Cazarils Lächeln wurde zu einem vergnügten Grinsen. »Nun, Majestät. Ich glaube, sie wird mir ein Anwesen in Chalion verleihen, dass mir vorzüglich passen wird. Einen Schritt breit und zwei Schritte lang – und mein in alle Ewigkeit.« Behutsam, damit es nicht als Beleidigung aufgefasst werden konnte, streckte er die Hand aus und schob die Spielfiguren zurück zum Fuchs. »Vermutlich sollte ich Euch sagen … nun, ich trage ein Geschwulst in den Eingeweiden, und ich rechne damit, dass es bald meinen Tod herbeiführen wird. Diese Gaben sind für die Lebenden, nicht für Sterbende.«
    Die Lippen des Fuchses zitterten. Erstaunen und Bestürzung zeichneten sich in seinem Gesicht ab, und ein kurzes Aufflackern ungewohnter Scham, das er jedoch rasch unterdrückte. Schließlich entfuhr ihm ein kurzer Ausbruch schallenden Gelächters. »Bei den fünf Göttern! Das Mädchen ist schlau und skrupellos genug, mich noch mein eigenes Geschäft zu lehren! Kein Wunder, dass sie Euch solche Befugnisse übertragen hat! Beim Bastard, sie hat mir einen unbestechlichen Gesandten geschickt!«
    Drei Gedanken wanderten nacheinander durch Cazarils Geist: Erstens, dass Iselle keinesfalls einen so gerissenen Plan gehabt hatte; zweitens, dass sie – wenn man sie darauf aufmerksam machte – nur Hm! sagen und sich den Hinweis für zukünftige Verwendungsmöglichkeiten merken würde. Und drittens, dass der Fuchs nichts von dem ersten Gedanken erfahren musste.
    Schließlich wurde er wieder ernst und musterte Cazaril. »Es schmerzt mich, dass Ihr so schwer krank seid, Kastellan. Bergons Mutter starb an einem Tumor in der Brust, der sie allzu jung heimgesucht hatte – sie war erst sechsunddreißig. All der Kummer, den sie mit mir geheiratet hatte, konnte ihr nicht anhaben, doch dieses Leiden …«
    »Ich bin sechsunddreißig«, stellte Cazaril traurig fest.
    Der Fuchs blinzelte. »Dann seht ihr wirklich nicht gut aus.«
    »Nein«, entgegnete Cazaril. Er nahm sich wieder die Aufzählung der Vertragsklauseln vor. »Majestät, was diesen Ehevertrag angeht …«
    Am Ende musste Cazaril keinen einzigen Punkt seiner Liste aufgeben und erhielt die Zustimmung für alle. Reuevoll und unsicher schlug der Fuchs einige vernünftige Ergänzungen für die Kontingenzklauseln vor, denen Cazaril gern zustimmte. Der Fuchs jammerte ein wenig – der Form halber – und machte Anmerkungen über den Gehorsam, der einem Ehemann seitens seiner Frau zustand. Dies war ebenfalls kein hervorstechendes Merkmal der jüngeren ibranischen Geschichte, doch Cazaril verzichtete diplomatischerweise darauf, dies herauszustreichen. Außerdem beklagte der König die unnatürliche Willensstärke von Frauen, die zu viel auf Pferden unterwegs waren.
    »Seid guten Mutes, Majestät«, munterte Cazaril ihn auf. »Es ist heute nicht Eure Bestimmung, ein Königreich für Euren Sohn zu

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